Flatrate. Jetzt bin auch ich platt: Surfen, Telefonieren, Simsen für knapp 30 Franken im Monat. Ein neues Schnäppchen auf dem Jahrmarkt der Telekomwelt. Ich überwinde meine Trägheit und nehme einen Wechsel des Anbieters in Angriff.
Erster Schritt, das bestehende Abo kündigen. Also gehe ich dorthin, wo ich damals meinen Vertrag unterschrieben habe. Und dann, ungläubiges Staunen meinerseits, als mir der nette Verkäufer erklärt, dass ich bei ihm das Abo nicht auflösen könne, hier könne man nur Verträge abschliessen. Zum Kündigen müsse ich die Gratisnummer 0800 usw. anrufen.
Wieder zuhause wähle ich besagte Telefonnummer und es folgt das übliche Prozedere: Bei technischen Problemen wählen sie die 1, bei administrativen die 2, geht es um Rechnungen die 3, für alle übrigen die 4. Ich drücke die 2. Nicht überraschend sind grad alle Kundenberater besetzt, dafür darf ich Musik hören, die mir überhaupt nicht gefällt. Lieber wäre mir, es würde heissen: Wenn sie Pop hören wollen drücken sie die 1, für Jazz die 2, für Klassik die 3 …
Nachdem mich das Endlosband endlos berieselt und meine Ohren verstopft hat, erkundigt sich eine freundliche Stimme nach meinem Anliegen. «Ja, sie wollen das Abo kündigen. Also wie ist ihr Name genau, ihre Telefonnummer, ihr Geburtsdatum? Vielen Dank für die Angaben, ich verbinde sie mit der Kündigungsabteilung».
Und schon bin ich wieder wehrlos dem grauenhaften Sound des Endlosbandes ausgesetzt und ausgesetzt und ausgesetzt, bis sich wieder eine frische Frauenstimme meldet: «Sie wollen kündigen, darf ich fragen warum? Wir hätten da noch folgende Angebote …». Nein, sage ich, ich will den Anbieter wechseln. «Also, dann brauche ich folgende Angaben von ihnen», sagt die frische Stimme und ich bete wieder einmal mein Geburtsdatum, Adresse und und und herunter.
Zum Schluss fragt die frische Stimme: «Wollen sie ihre bisherige Telefonnummer behalten?» Ja, klar will ich das. Dann die frische Stimme: «Dann sind sie hier am falschen Ort, sie müssen bei ihrem neuen Anbieter Antrag auf Rufnummerübernahme stellen». Und Tschüss.
Da bin ich wieder auf Feld eins. Ja, ich gebe zu, ich habe noch nie den Anbieter gewechselt und bin auch nicht mehr der Jüngste. Sonst wäre ich sicher direkt zum neuen Anbieter gegangen. Jedenfalls ernte ich nur mitleidiges Lachen von meinen jüngeren Kolleginnen, als ich bei ihnen meinen Frust loswerden möchte.
Übrigens, ich habe mir zu Weihnachten ein neues Smartphone geschenkt. Nach langem Abwägen habe ich mich für ein Modell entschieden, das eine gute Kamera hat. Als ich also mein Weihnachtsgeschenk beim Flatrate-Anbieter stolz auf das Verkaufspult lege um besagtes Abo zu lösen, heisst es dort: Für dieses Modell haben wir grad keine SIM-Karten mehr, kommen sie nächste Woche wieder.
Zum Glück hat der neue Anbieter noch andere Filialen, also mache ich mich auf den Weg und tatsächlich im nächsten Laden findet der nette Verkäufer nach langem Wühlen in einer Schublade eine passende SIM-Karte.
Leider entpuppt sich der nette Verkäufer als Lehrling, was bedeutet, dass das ganze Prozedere ganz lang dauert, weil er für jeden Schritt nachfragen muss und der Laden gerammelt voll ist. Aber was soll's, schlussendlich steckt die SIM-Karte in meinem Weihnachtsgeschenk und ich mache mich fröhlich auf den Heimweg.
Eine Woche später kommt ein freundlicher Brief von meinem neuen Telekom-Anbieter. Meine persönlichen Angaben stimmten nicht mit den Angaben beim bisherigen Anbieter überein, deshalb könnten sie meine Telefonnummer nicht übernehmen.
Die Odyssee beginnt von vorne: Viele fröhliche, freundliche, frische Stimmen und ganz viel grauenhafte Musik.
Wie das alles endet ist derzeit noch unklar.
Aber eins ist klar: Ich sehne mich zurück in die gute alte Zeit, als die schweizerische PTT noch das Monopol auf die Telefoniererei hatte. Damals musste man nicht mühsam verschiedene Abomodelle vergleichen, es gab einfach einen Preis und den hatte man zu bezahlen. Und wenn dann die PTT damit Gewinne machte, gingen diese an den Staat, also indirekt wieder an mich zurück.
Call-Centers gab es auch noch nicht, dafür die Auskunftsnummer 111. Das Frölein von der Auskunft war zwar nicht immer fröhlich zwitschernd, es konnte auch sehr mürrisch sein. Doch dafür konnte man sie ALLES, aber auch gar ALLES fragen, ohne dazwischen Musik hören zu müssen.
Und noch etwas war damals viel, viel einfacher: Die Auswahl des Telefongeräts. Da gab es einfach ein Wandmodell und ein Tischmodell. Basta.
Allerdings, fotografieren konnte man weder mit dem Wand- noch dem Tischmodell ...