Der Frankenschock schlage sich zwar noch nicht in der Arbeitslosenzahl nieder (die weiterhin bei 3,1 Prozent liegt). Doch der Druck auf den Arbeitsmarkt habe klar zugenommen, sagt Boris Zürcher, Chef der Direktion für Arbeit beim Seco im Interview mit dem Blick. Die Zahl der offenen Stellen habe sich verringert und die Unternehmen würden nur zögerlich Arbeitskräfte einstellen.
«Die Aufhebung des Mindestkurses durch die Nationalbank wird erst in den kommenden Monaten möglicherweise Spuren hinterlassen», sagt Zürcher. «Der Arbeitsmarkt reagiert immer mit einigen Monaten Verzögerung». Er schliesse nicht aus, dass es im Herbst vermehrt Kündigungen geben werde. «Wir rechnen damit, dass die Arbeitslosenquote Ende Jahr 3,5 Prozent beträgt.»
Zürcher sagt, alle Branchen seien mit einem Abbau konfrontiert. Generell stärker betroffen seien die Industrie, der Tourismus, die Gastronomie und der Detailhandel – besonders letzterer. Im Gegenzug dazu würden in der Finanzbranche wieder mehr Stellen geschaffen werden. «Hier sehen wir nach der Krise positive Tendenzen», sagt Zürcher. Auch werde im Gesundheitswesen, im Sozialwesen und im Unterrichtswesen Personal gesucht.
Da Schweizer Firmen seit 2008 zu wenig produktiv seien, und vielen das Geld für Investitionen fehle, seien Entlassungen ein Mittel, um kurzfristig die Produktivität zu verbessern, erklärt Zürcher.