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Velo-Kurierdienst Notime hat Zoff mit der Gewerkschaft

Die FahrerInnen des Velo - Kurierdienstes Notime fordern faire Arbeitsbedingungen. Protestaktion beim Bahnhofsplatz Benr. © Manu Friederich
Die protestierenden Notime-Angestellten forderten, dass das Unternehmen auf Verhandlungen über einen Firmen-GAV einsteige.Bild: Manu Friederich/unia

Velo-Kurierdienst Notime hat Zoff mit der Gewerkschaft

06.09.2017, 13:4013.09.2017, 12:23
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Fahrerinnen und Fahrer der Zürcher Velo-Kurierplattform Notime haben am Mittwoch in Bern für bessere Arbeitsbedingungen und einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) protestiert.

Die protestierenden Notime-Angestellten forderten, dass das Unternehmen auf Verhandlungen über einen Firmen-GAV einsteige. Zudem solle der Kurierdienst rückwirkend Entschädigungen für entgangene Sozialleistungen, Feriengelder, Nutzung privater Arbeitsgeräte und allfällige nicht versicherte Unfall- und Krankheitskosten leisten.

Dies teilte die Gewerkschaft Unia am Mittwoch mit. Unia hat nach eigenen Angaben von den Angestellten ein entsprechendes Mandat für Verhandlungen erhalten.

Scheinselbstständige

Seit 2015 stelle Notime mehrheitlich junge Menschen als Scheinselbstständige an und schicke sie unter grossem Zeitdruck ohne Versicherungsschutz auf die Strasse, kritisiert die Gewerkschaft. Auf Druck der Öffentlichkeit und der Sozialversicherung wolle Notime ab Anfang Oktober die Fahrerinnen und Fahrer nun anstellen.

Die Gewerkschaft bezeichnet allerdings die vertraglich offerierten Arbeitsbedingungen als ungenügend. Mit der Unterzeichnung sollten die Fahrerinnen und Fahrer nämlich auf alle Ansprüche auf ihnen zustehende Leistungen aus der Vergangenheit verzichten. Sie müssten erneut eine Probezeit absolvieren.

Treffen geplatzt

Weiterhin gebe es keinen Auslageersatz für private Arbeitsgeräte. Ausserdem seien die Stundenlöhne mit 20.90 Franken deutlich unter dem Branchenniveau und in Städten wie Zürich, Bern oder Basel nicht angemessen.

Laut Unia hat Notime ein mit der Gewerkschaft vereinbartes Treffen über die neuen Anstellungsbedingungen kurzfristig platzen lassen und ist nicht bereit, Gespräche mit den gewählten Vertretern der Belegschaft aufzunehmen.

Notime verhandelt ohne Unia

«Wir wollen zuerst mit den eigenen Leute reden und möchten nicht, dass sich Dritte dazwischen drängen», erklärte Notime-Mitgründer Philipp Antoni auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Das Start-up sei irritiert über den Protest. Offenbar habe es die Gewerkschaft geschafft, bei ein paar Fahrern Emotionen zu wecken.

Notime selber habe am heutigen Mittwoch konstruktive Gespräche mit einigen Fahrern geführt und dabei Nachbesserungen des Arbeitsvertrages vorgeschlagen. Die Fahrer würden in den nächsten 24 Stunden mit neuen Verträgen ausgestattet.

300 Fahrer

Notime sei bereit, auf Anliegen der Fahrer einzugehen. Entgangene Sozialleistungen werde man selbstverständlich nachträglich leisten. Beim Feriengeld und der Nutzung privater Arbeitsgeräte suche man noch nach Lösungen.

Beim Ende 2014 in Zürich gegründeten Velokurier sind laut eigenen Angaben derzeit über 300 Fahrerinnen und Fahrer aktiv, die meisten von ihnen im Nebenjob. (whr/sda)

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