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Österreicher propagieren neuen Skistil: Schweizer Skilehrer bleiben entspannt

Österreich übt den Skistil der Zukunft – warum das die Schweizer kalt lässt

In Österreich wird an der Zukunft des Skifahrens getüftelt. Ein neuer, natürlicher Skistil soll schon bald das Carving ablösen. Die Meldung sorgte in den letzten Tagen für Aufsehen. Doch die Schweizer Skilehrer wittern einen Marketinggag.
01.12.2016, 08:4501.12.2016, 15:53
Felix Burch
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Gleich mehrere deutsche Newsportale haben Anfang Woche das Carven totgeschrieben. Carven – das Skifahren auf Kanten also – sei out, in Zukunft fahre man wieder «natürlicher» durch den Schnee. Von einer Revolution auf Brettern ist die Rede, von «Schönskilauf», die österreichischen Skischulen würden voll darauf setzten. Wie das aussieht, siehst du hier. Oder auf dem folgenden Bild:

Spiegel Online
«Schönskilauf» der Österreicher. Die Beine, die Skis, sind näher zusammen.Bild: TMN / Rudi Lapper

Der ehemalige österreichische Skirennfahrer Rainer Schultes erklärt den angeblich neuen Stil so: 

«Die Bewegungen sind nicht mehr so extrem, die Füsse etwa so weit auseinander wie beim normalen Laufen, die Skis weniger aggressiv.»
Rainer Schultes zu «Spiegel Online»

Dies im Gegensatz zum Carven, Carven schaffe sowieso nicht jeder. Beim neuen «österreichischen Stil» soll es keine starken Vertikalbewegungen mehr geben und der Oberkörper soll sich weniger extrem drehen.

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Kurz zusammengefasst soll man in Zukunft leichter durch den Schnee fahren, eleganter. Unter anderem wird wieder mehr gerutscht. Rudi Lapper, Ausbildungsleiter der Staatlichen Skilehrerausbildung in Österreich, ergänzt: «Die Gäste wollen einen ästhetischen Stil, der elegant aussieht, sie wollen schnell Erfolg haben und ein geringes Verletzungsrisiko haben». Lapper hat den neuen Stil massgeblich mitentwickelt. 

«Schweizer» Carvingschwünge. 
«Schweizer» Carvingschwünge. Bild: Mario curti photography

In der Schweiz reagiert man ziemlich gelassen auf die geplanten Änderungen. Riet Campell, Direktor von Swiss Snowsports, nimmt erstmals Stellung dazu: «Als die stärker taillierten Skis aufkamen, haben wir die Technik angepasst. Mit dem Material war sowohl das Rutschen wie auch das Carven – geschnittene Schwünge – möglich.» Das Gefühl des schwerelosen Zustandes in der Kurve habe das Skifahren wieder aufblühen lassen. 

Von Anfang an sei klar gewesen, dass nicht alle Gäste das Carven auf höchstem Niveau lernen können. Die Devise von damals gelte noch heute: Vom Bekannten zum Unbekannten, respektive vom Einfachen zum Schweren. «Bis zum jetzigen Tag zelebrieren wir die Vielfältigkeit des Skisports mit Rutschschwüngen, Carvingschwüngen, Freeride, Freestyle und Race», sagt Campell. Der Gast stehe im Mittelpunkt und der Skiunterricht werde ganz nach seinen Bedürfnissen gestaltet. 

Zur Offensive der Österreicher sagt Campell: 

«Am österreichischen Stil ist nichts neu. Das ist einfach ein Marketinggag. Das ist wie wenn man die Schokolade neu verpackt.»
Riet Campell, Direktor Swiss Snowsports

Er sei gespannt, was die Österreicher nun anders machen wollen. Er finde es positiv, dass der grosse Nachbar vom reinen Carven wegkommen wolle und im Lehrplan vor allem bei Anfängern das Rutschen wieder unterrichte. «Bei uns wird auch in Zukunft nach Rutschschwüngen das Carving beigebracht», sagt Campell. Mit dem aktuellen Material sei sowohl Rutschen wie auch Carven möglich. 

Swissski
Ein Schweizer Skilehrer gibt Unterricht. Rutschen wird auch gelehrt.Bild: mario curti photography

Den Österreichern scheint es auf jeden Fall ernst zu sein. Die Skischule Hochzeiger im Pitztal gibt bereits jetzt Unterricht nach den neuen Vorgaben. Wann und ob die restlichen Skischulen folgen, ist bis jetzt noch nicht klar. 

Die 10 besten Skigebiete der Alpen 2016

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Against all odds
01.12.2016 09:20registriert März 2014
Früher hiess das "wädle".
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Sageits
01.12.2016 09:59registriert August 2016
Da werden die Ski wieder schmäler. Und sicher auch länger.
Super, da kann ich ja meine alten aus dem Keller holen 😅
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Stiblomat
01.12.2016 10:50registriert Juli 2015
Dann haben wir ja in Zukunft von den österreichischen Skistars nichts zu befürchten.
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