Gleich mehrere deutsche Newsportale haben Anfang Woche das Carven totgeschrieben. Carven – das Skifahren auf Kanten also – sei out, in Zukunft fahre man wieder «natürlicher» durch den Schnee. Von einer Revolution auf Brettern ist die Rede, von «Schönskilauf», die österreichischen Skischulen würden voll darauf setzten. Wie das aussieht, siehst du hier. Oder auf dem folgenden Bild:
Der ehemalige österreichische Skirennfahrer Rainer Schultes erklärt den angeblich neuen Stil so:
Dies im Gegensatz zum Carven, Carven schaffe sowieso nicht jeder. Beim neuen «österreichischen Stil» soll es keine starken Vertikalbewegungen mehr geben und der Oberkörper soll sich weniger extrem drehen.
Kurz zusammengefasst soll man in Zukunft leichter durch den Schnee fahren, eleganter. Unter anderem wird wieder mehr gerutscht. Rudi Lapper, Ausbildungsleiter der Staatlichen Skilehrerausbildung in Österreich, ergänzt: «Die Gäste wollen einen ästhetischen Stil, der elegant aussieht, sie wollen schnell Erfolg haben und ein geringes Verletzungsrisiko haben». Lapper hat den neuen Stil massgeblich mitentwickelt.
In der Schweiz reagiert man ziemlich gelassen auf die geplanten Änderungen. Riet Campell, Direktor von Swiss Snowsports, nimmt erstmals Stellung dazu: «Als die stärker taillierten Skis aufkamen, haben wir die Technik angepasst. Mit dem Material war sowohl das Rutschen wie auch das Carven – geschnittene Schwünge – möglich.» Das Gefühl des schwerelosen Zustandes in der Kurve habe das Skifahren wieder aufblühen lassen.
Von Anfang an sei klar gewesen, dass nicht alle Gäste das Carven auf höchstem Niveau lernen können. Die Devise von damals gelte noch heute: Vom Bekannten zum Unbekannten, respektive vom Einfachen zum Schweren. «Bis zum jetzigen Tag zelebrieren wir die Vielfältigkeit des Skisports mit Rutschschwüngen, Carvingschwüngen, Freeride, Freestyle und Race», sagt Campell. Der Gast stehe im Mittelpunkt und der Skiunterricht werde ganz nach seinen Bedürfnissen gestaltet.
Zur Offensive der Österreicher sagt Campell:
Er sei gespannt, was die Österreicher nun anders machen wollen. Er finde es positiv, dass der grosse Nachbar vom reinen Carven wegkommen wolle und im Lehrplan vor allem bei Anfängern das Rutschen wieder unterrichte. «Bei uns wird auch in Zukunft nach Rutschschwüngen das Carving beigebracht», sagt Campell. Mit dem aktuellen Material sei sowohl Rutschen wie auch Carven möglich.
Den Österreichern scheint es auf jeden Fall ernst zu sein. Die Skischule Hochzeiger im Pitztal gibt bereits jetzt Unterricht nach den neuen Vorgaben. Wann und ob die restlichen Skischulen folgen, ist bis jetzt noch nicht klar.