Es ist ziemlich einfach: Wer im Wintersport nicht den Anschluss verlieren will, muss technische Beschneiungsanlagen besitzen – auch wenn Kunstschnee für die Umwelt bestimmt nicht nur unbedenklich ist. Die Wintersportorte müssen heute Schnee garantieren können.
Wie so oft wenn es um den Vergleich mit unserem Nachbar geht, hat Österreich die Nase vorn. 70 Prozent seiner Pistenflächen kann der Gigant schon heute künstlich beschneien – in der Schweiz sind es 50 Prozent. Dass sich die Investitionen, die bei uns in den letzten Jahren getätigt worden sind, geloht haben, zeigen die vergangenen Festtage. Trotz dem grossen Mangel an natürlichem Schnee lief das Geschäft akzeptabel. Grund: Der entscheidende Faktor für das Befinden der Skitouristiker ist längst nicht nur die natürliche Schneemenge.
Trotzdem wird momentan nicht in Anlagen für künstlichen Schnee investiert was das Zeug hält. Im Gegenteil. Andreas Keller, Mediensprecher der Seilbahnen Schweiz, sagt: «Die technische Beschneiung dürfte bei uns weiter zunehmen. Allerdings kaum im Masse wie zwischen 2000 und 2010.»
Damals habe man gesehen, dass es ohne einen Grundstock an Schneekanonen eigentlich nicht mehr gehe. Jetzt sei der ganz grosse Bauboom vorbei. «Auf absehbare Zeit wird die Zunahme pro Jahr vielleicht noch zwischen 1 und 2 Prozent betragen», so Keller.
Einen Wettlauf mit Österreich gibt es laut Keller in Sachen Schneekanonen nicht. In Österreich sei insgesamt zwar mehr Pistenfläche technisch beschneibar, allerdings habe die Schweiz mehr höher gelegene Skigebiete, was ein Vorteil sei.
Für Keller sind Skigebiete wie im Südtirol, die 100 Prozent künstlichen Schnee bieten, kein Thema. Ob man in Anlagen für Kunstschnee investiere, müsse gut überlegt sein. «In tieferen Skigebieten bringt es unter Umständen wenig, weil die Temperaturen für die Herstellung solches Schnees oft zu hoch sind.» Hingegen könne es durchaus Sinn machen, zum Beispiel eine Talabfahrt zu beschneien, weil so die Gäste am Schluss nicht auf die Bahn umsteigen müssten.
Die künstliche Beschneiung ist weder in der Schweiz noch in Österreich unumstritten. Pro Natura hat sich in den letzten Jahren immer wieder kritisch dazu geäussert. Der Organisation geht es um den Schutz einmaliger Lebensräume in Berggebieten. Diese seien aus folgenden Gründen bedroht:
Den Seilbahnen ist bewusst, dass sie sich ständig im Spannungsfeld zwischen Nutzung und Schutz der Natur bewegen. Keller weist darauf hin, es habe in den letzten Jahren grosse, technische Entwicklungen gegeben. Die Beschneiungsanlagen würden immer effizienter und sparsamer. «Es gibt schon jetzt Anlagen, die ganz ohne Kompressoren auskommen; der nötige Wasser- und Luftdruck wird alleine durch das Gefälle und ausgeklügelte Düsen erzeugt», sagt Keller. In Melchsee Frutt etwa würden bereits solche System getestet.