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Abzocker-Initiative hat nichts gebracht: Schweizer Firmenchefs verdienen in Europa am meisten 

Abzocker-Initiative hat nichts gebracht: Schweizer Firmenchefs verdienen in Europa am meisten 

20.09.2016, 14:2320.09.2016, 14:27
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Die Löhne der Chefs von Schweizer Grosskonzernen sind die höchsten in Europa. Im Mittel (Median) erhielten die Chefs der sieben untersuchten Schweizer Multis, die in den Eurotop-100-Unternehmen enthalten sind, im vergangenen Jahr 8.77 Millionen Euro.

Das ist ein Anstieg von fast 15 Prozent gegenüber 2014, wie aus einer Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson hervorgeht, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Deutschland auf Platz Vier

Hinter den Schweizern zahlten spanische Grosskonzerne am meisten (7.18 Millionen Euro). Darauf folgen die Briten mit 6.78 Millionen Euro vor den Deutschen, die im Median 5 Millionen Euro kassieren.

Spitzenverdiener ist Rakesh Kapoor vom britischen Konsumgüterriesen Reckitt Benckiser mit 20.85 Millionen Euro, vor seinem Kollegen vom weltgrössten Bierkonzern Anheuser-Busch Inbev (AB Inbev) mit 13.8 Millionen Euro.

Ermotti auf Platz drei

Auf Platz drei liegt UBS-Konzernchef Sergio Ermotti mit 13.11 Millionen Euro knapp vor dem Ölgiganten BP (12.86 Millionen). Die UBS hatte 2015 das beste Ergebnis seit fünf Jahren vorgelegt. Der Basler Pharmakonzern Roche hat mit 10.65 Millionen den Lokalrivalen Novartis (10.6 Millionen) überholt und ist auf Platz 5 geklettert.

ARCHIVBILD UBS-CHEF SERGIO ERMOTTI -Sergio Ermotti, CEO of Switzerland's biggest bank UBS, speaks during a press conference in Zurich, Switzerland, Tuesday, February 2 2016. Swiss Bank UBS UBS Gr ...
Auf Platz drei liegt UBS-Konzernchef Sergio Ermotti mit 13.11 Millionen Euro.Bild: KEYSTONE

Die Direktvergütung (ohne Altersversorgung und Nebenleistung) aller Bosse der 74 untersuchten grössten Unternehmen Europas nahm lediglich um 6 Prozent auf 5.77 Millionen Euro im Median zu. Im Median verdient die Hälfte der Konzernchefs mehr, die andere Hälfte weniger als den Medianwert.

Eurotop 100 wird neu berechnet

Die gute Entwicklung in mehreren Unternehmen habe zu höheren Boni geführt, erklärte Willis-Towers-Watson-Kadermann Olaf Lang. Zudem habe es Erhöhungen bei den Grundsalären und bei den langfristigen Anreizkomponenten gegeben.

Überdies habe sich die Zusammensetzung in den Eurotop 100 verändert, was sich auf den Median der Gesamtvergütungen ausgewirkt habe. Denn es wurden nur Konzernchefs berücksichtigt, die im ganzen Jahr 2015 im Amt waren. So ist beispielsweise die Credit Suisse wegen des Wechsels an der Spitze von Brady Dougan zu Tidjane Thiam nicht im Vergleich enthalten.

Abzockerinitiative ohne Einfluss

In der Schweiz habe die nach der Abzockerinitiative erlassene Verordnung gegen übermässige Vergütungen (VegüV) zwar die Mitbestimmung der Aktionäre bei den Salären der Teppichetage deutlich gestärkt, aber bisher keinen Einfluss auf die Höhe der Saläre gehabt, sagte Lang der Nachrichtenagentur SDA. Die Verordnung beinhalte keine Regel, welche die Höhe der Vergütungen beeinflussen würde.

Dies könnte sich mit der Aktionärsrechte-Richtlinie der EU ändern, die aber frühestens Mitte nächsten Jahres erwartet werde. Diese Richtlinie dürfte auch Auswirkungen auf die Schweiz haben, sagte Lang. (whr/sda)

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lowend
20.09.2016 17:13registriert Februar 2014
Wenn man den Medianlohn unserer Spitzenmanager als Stundenlohn berechnet, wobei ich mal von 44 Stunden und 52 Arbeitswochen ausging, beträgt er trotzdem immer noch CHF 3833.- pro Stunde, was fast einem Monatslohn im Handel und Gewerbe entspricht.
In meinen Augen ist dass ein Wahnsinn!
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saukaibli
20.09.2016 16:22registriert Februar 2014
Früher hiess es immer "aber die müssen ja so viel Verantwortung tragen und haben deshalb so hohe Löhne verdient". Heute wissen wir, dass sie keinerlei Verantwortung tragen müssen. Macht das Unternehmen Verluste kommt der Steuerzahler dafür auf und der Manager bekommt noch eine fette Abfindung (auch vom Steuerzahler). Es gibt eigentlich überhaupt keinen Grund, weshalb man so hohe Gehälter zahlen sollte, ein guter Manager ist nicht geldgeil, sondern möchte in einem Untrnehmen etwas bewirken und es langfristig verbessern.
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Disclaimer
20.09.2016 16:48registriert September 2016
Zahlen UBS und CS eigentlich schon wieder Steuern oder fliesst immer noch alles direkt in die Bonis? Bin da nicht mehr so up to date.
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