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Was aus den Ex-Bankern geworden ist

Er forschte für die UBS, heute baut er lieber Skis: Ex-Banker Benedikt Germanier.
Er forschte für die UBS, heute baut er lieber Skis: Ex-Banker Benedikt Germanier.telegraph

Bauer, WWF und Kinderkrippe – was die Crash-Banker der Nuller-Jahre heute machen

Diese sechs erfolgreichen Banker haben ihren Anzug an den Nagel gehängt, um etwas ganz anderes zu tun. 
12.10.2016, 12:1713.10.2016, 08:49
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Die Personen könnten unterschiedlicher nicht sein – mit der Ausnahme, dass jeder von ihnen einmal bei einer Bank tätig war. Doch inzwischen haben diese Menschen ihrem Leben eine komplett neue Richtung gegeben. In seinem Buch «Bye Bye Bank» porträtiert Matthias A. Weiss 21 Bankerinnen und Banker, die ausgestiegen sind. Diese sechs haben die überraschendsten Werdegänge gemacht.

Benedikt Germanier, Ski-Hersteller

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«Mich quälte eine innere Aufbruchstimmung.»

«In meinen jungen Jahren wollte ich Tennisprofi werden. Doch Profi wurde ich nicht ganz. Ich bildete mich zum Tennis- und Skilehrer aus und habe ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen. Nach meinem Abschluss begann ich an Fachhochschulen als Dozent zu unterrichten. Ich sammelte Banking-Erfahrungen in Zürich und London. Schliesslich zog ich mit meiner Familie in die USA, wo ich jahrelang für die Investmentbank der UBS arbeitete. Letztlich in der Research-Abteilung. Mich quälte jedoch eine innere Aufbruchstimmung und zusätzlich begann 2008 die grosse Finanzkrise. Dies war der Wendepunkt meines Lebens und ich kam zurück in die Schweiz. Heute bin ich CEO einer Sportartikelfirma in Disentis. Ich bin verheiratet, Vater von drei Töchtern und sehr glücklich damit.»

Marcel Bühler, Winzer

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«An Ermüdungserscheinungen leidend habe ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten.»

«Mein grosser Traum war es, Gärtner zu werden, ich war schon immer gerne in der Natur. Mein Weg führte mich jedoch erst ins Büro, wo ich meine kaufmännische Lehre absolvierte und einige Jahre bei einer Bank arbeitete, letztlich im Handel mit strukturierten Produkten. An Ermüdungserscheinungen leidend habe ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten und den Anzug sowie meinen Job an den Nagel gehängt. Letztendlich fand ich mein Glück im Wein. Nach einem Praktikum auf einem Weinberg studierte ich Önologie. Mit der Gründung der Domaine des Enfants – meinem eigenen Weingut im südfranzösischen Roussillon – gelang mir im Jahre 2006 die Realisierung eines Traumes: Selbstwerdung, im Einklang mit sich selbst und anderen und in und mit der Natur zu sein. Mein 23 Hektar grosses Gut wird bis zum Pflügen mit meinem Pferd Nina nach strikt biologischen Grundsätzen bewirtschaftet. Zusammen mit meiner Frau und zwei Angestellten produziere ich authentische und charaktervolle Weine. Gleichzeitig erhalte ich eine einmalige, vom Verschwinden bedrohte Kulturlandschaft, die sie auch beherbergt.»

Priska Gehring-Hertli, leitet eine Kette von drei Krippen

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«In meiner Karriere habe ich aber nur ein einziges Mal Kaffee gemacht, nämlich meinem zukünftigen Mann.»
Priska Gehring-Hertli

«1958 in Reihnau geboren und aufgewachsen verschlug es mich für eine kaufmännische Lehre zu einer Bank. Nach und nach arbeitete ich mich – vor allem im bankinternen Marketingbereich – empor und widmete mich intensiv verschiedenen Weiterbildungen. In meiner Karriere habe ich aber nur ein einziges Mal Kaffee gemacht, nämlich meinem zukünftigen Mann. Nach der Geburt unserer gemeinsamen Tochter 1996 machte ich mich auf die Suche nach einem Krippenplatz, der sich jedoch nicht leicht finden liess. Kurzerhand eröffnete ich darum eine eigene Kinderkrippe, und nach anfänglichem Jobsharing – fünfzig Prozent Bank, fünfzig Prozent Selbstständigkeit – wuchs das Unternehmen auf drei Krippen mit insgesamt 150 Kindern an, alle aus dem Quartier. Daneben engagierte ich mich als Regionalvertreterin im Verband der Kindertagesstätten Schweiz und habe gerne mein Hobby namens Menschen betrieben. Zusammen mit meiner Familie lebe ich in Zürich.»

Stefan Alder, Reiseleiter

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«Ich habe heute weder ein Auto noch eine eigene Wohnung, geschweige denn einen festen Wohnsitz»
Stefan Alder

«Ich arbeitete zwanzig Jahre lang leidenschaftlich bei diversen Banken. Doch im Jahre 2002 entschied ich mich dazu, einen neuen Weg einzuschlagen: Ich wollte reisen und etwas erleben. Dies war das Ende meiner Karriere bei Credit Suisse First Boston als Börsenhändler. Ich war völlig frei und losgelöst in der weiten Welt unterwegs, nur mit der Kreditkarte im kleinen Gepäck. Viele Jobofferten wurden an mich herangetragen, unter anderem der Aufbau einer Schönheitsklinik, als Tauchlehrer in Australien oder auch als Barbesitzer in Südostasien. Ich befasste mich schliesslich mit dem Bau von Stadien für Beachvolleyball, führte eine Bungalowanlage und jobbte im Skiweltcup. Letztlich landete ich bei Bike Adventure Tours, einem Reiseveranstalter für Kultur- und Abenteuerurlaub mit Velos, für den ich seit 2004 fünf bis sieben Reisen pro Jahr durchführe. 2010 gründete ich das Hilfsprojekt «Save the Smile», welches von Naturkatastrophen betroffene Familien unterstützt. Wir helfen ihnen, eine neue Lebensgrundlage zu schaffen, Häuser und Schulen zu errichten und auf Badian Island die medizinische Grundversorgung sicherzustellen. Heute bin ich zwar in der Schweiz gemeldet, habe aber weder ein Auto noch eine eigene Wohnung, geschweige denn einen festen Wohnsitz. Dafür  aber etwa 20 Kartonkisten voller Kleider, um die häufigen Jahreswechsel bewältigen zu können. Wenn ich mich nicht gerade auf Reisen befinde, komme ich bei Freunden, der Familie oder auch einmal in einem Schweizer Hotel unter.»

Stefan Schätti, Bauer 2.0

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«Die zunehmend unmoralischeren Machenschaften in der Finanzwelt machten mir zu schaffen.»
Stefan Schätti

«Ich wurde 1969 in Wädenswil geboren und bin in einer sechsköpfigen Familie aufgewachsen. Des Geldes wegen absolvierte ich die KV-Lehre bei der Volksbank. Genauso gut hätte ich mir aber auch eine Lehre als Elektroniker vorstellen können, wenn das Leben es so gewollt hätte. Stattdessen machte ich bei der Bank Karriere, mit allem, was dazugehört. Zum Beispiel einer Laufbahn als Offizier oder dem Wechsel in den Börsenhandel. Aus jugendlichem Leichtsinn und auch ein wenig Überheblichkeit, aber auch, weil ich schon immer selber auch Risiko eingehen wollte, machte ich mich zusammen mit einem Kollegen im Finanzbereich selbständig. Ich kaufte mir ein Haus und baute es um. Eines Tages wurde mir ein solches Leben aber viel zu eintönig, weshalb ich Hab und Gut verkaufte, Kanadier wurde und mit meiner damaligen Partnerin drei Jahre lang meine neue Heimat bereiste. In der Schweiz wollte ich es danach noch einmal wissen und baute bei der Zürcher Kantonalbank zusammen mit einem Freund den europäischen Zinshandel auf. Bald machten mir jedoch die zunehmend unmoralischeren Machenschaften in der Finanzwelt und das damit verbundene sinkende Ansehen der Banken zu schaffen. 2009 erstand ich darum im Kanton Schaffhausen – einen Steinwurf von der deutschen Grenze entfernt – einen vier Hektar grossen Bauernhof, den ich seit der Kündigung im Jahre 2010 auch bewirtschafte. Da lebe ich nun zusammen mit meiner Frau und meinem Sohn.»

Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz

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«Ich wollte etwas tun, für das es sich zu kämpfen lohnt.»
Thomas Vellacott

«Ich wurde 1971 in England geboren und bin in der Schweiz aufgewachsen, habe Arabistik studiert und arbeitete anschliessend im Private Banking der Citibank. Nach einem Nachdiplomstudium internationaler Beziehungen bin ich bei McKinsey als Berater eingestiegen. Doch mir hat etwas gefehlt. Ich wollte etwas tun, für das es sich zu kämpfen lohnt. Also habe ich mich 2001 auf eine offene Stelle beim WWF beworben. Seit Mitte Mai 2012 bekleide ich dort den Posten des CEO und bin somit Chef der grössten Schweizer Umweltorganisation mit 200 Mitarbeitern, über 2000 Freiwilligen und 260'000 Spenderinnen und Spendern. Zusammen mit meiner Frau und den beiden Kindern im Teenageralter lebe ich heute in Zürich.»

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quelle: keystone / martin ruetschi
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19 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P. D.
12.10.2016 13:56registriert Oktober 2015
Diese Damen und Herren machen heute sicherlich sehr schöne und sinnvolle Tätigkeiten.
Aber man soll nicht vergessen, dass diese Banker, Berater etc. vorher fürstlich abkassiert haben, äh entlöhnt wurden.
Und nachdem die eigene Schatulle gefüllt war, haben sie nach dem Sinn des Lebens gesucht.
Klar, kann man so machen. Aber Begeisterungsstürme löst das bei mir nicht gerade aus.
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fant
12.10.2016 13:32registriert Oktober 2015
@watson: Der WWF hat wahrscheinlich mehr als "260 Spenderinnen und Spendern" ;-)
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Sinthobob
12.10.2016 12:43registriert August 2016
Da fehlt noch der der ein Herr der Ringe Museum in Graubünden aufgemacht hat und sich ganz allein Mittelerde verschrieben hat ;)
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