Auf der Theke im Reformhaus stehen sie, auf Instagram tauchen sie zwischen Ferienbildern und Foodporn auf und plötzlich schwärmen trendbewusste Freundinnen von ihnen: Die Rede ist von Menstruationstassen – einer ökologischen Alternative zu Binden und Tampons, die auch in der Schweiz immer beliebter wird. «Die Nachfrage nach Menstruationstassen ist ganz klar steigend», bestätigt Menstruationstassen-Vertreiberin Bea Loosli von Ladyplanet. Ein Grund mehr, sich die Monatshygiene-Alternative einmal genauer anzusehen.
Die Zürcherin Debbie benutzt die Menstruationstasse seit einem Jahr und kann sie weiter empfehlen: «Toll finde ich die Tasse, weil sie diskret ist. Man führt sie morgens ein und muss dann den ganzen Tag nicht mehr darüber nachdenken. Man spürt sie nicht, es entwickelt sich kein Geruch, sie ist günstiger als Tampons oder Binden und schont dank fehlendem Plastikabfall erst noch die Umwelt», sagt die 29-Jährige.
Ihren Namen verdankt die Menstruationstasse der tassenartigen Form. Sie besteht aus weichem, medizinischen Silikon, lässt sich einfach zusammendrücken und so in die Scheide einführen. Wenn die Tasse platziert wurde, entfaltet sie sich im Inneren und erzeugt einen sehr leichten Unterdruck, so dass das Menstruationsblut direkt in der Tasse aufgefangen wird. Wenn die Menstruationstasse richtig sitzt, spürt sie ihre Trägerin nicht mehr.
Das Entfernen gestaltet sich ein bisschen schwieriger, als bei herkömmlichen Tampons. Das Ende der Menstruationstasse kann mit den Fingern ertastet werden. Wenn man den Rand der Tasse nicht gleich erreicht, kann man an dem «Stiel» der Tasse ein wenig ziehen. Wenn man den Rand ein wenig zusammendrückt, löst sich der Unterdruck. So kann die Tasse einfach entfernt und das aufgefangene Blut ausgeleert werden.
«Aber man muss sich ein bisschen an das Ding gewöhnen», sagt Debbie. «Bis ich den Dreh raushatte, die Tasse so einzuführen, dass das Vakuum entsteht, ohne mir irgendwie Schmerzen dabei zuzuführen, hat es ein paar Versuche gebraucht.» Auch die Reinigung der Tasse könne mühsam werden – etwa auf öffentlichen Toiletten oder beim Reisen, wenn das Wasser nicht sauber ist oder die hygienischen Bedingungen nicht gewährleistet sind.
Wenn man auf die Hygiene achtet, kann die Menstruationstasse jahrelang verwendet werden. Hersteller empfehlen deshalb, dass man die Menstruationstasse eine Viertelstunde in heissem Wasser abkocht, nachdem die Menstruation vorüber ist. Darüber hinaus hat sie 5 weitere erhebliche Vorteile:
Die Menstruationstasse kann mehrere Jahre – laut Hersteller bis zu 15 Jahre – benutzt werden. Im Laufe ihres Lebens verbraucht eine Frau dann in etwa 5 Tassen. Demgegenüber stehen 17’000 Einweg-Tampos oder Binden.
Eine Menstruationstasse kostet in der Schweiz ca. 45 Franken. Eine Packung Tampons kostet etwa 5 Franken. In 15 Jahren gibt eine Frau etwa 1000 Franken für Tampons aus.
Die Menstruationstasse fängt mehr Blut auf, als beispielsweise ein Tampon aufsaugen kann: Nämlich bis zu 30 Milliliter Blut. Je nach Stärke der Mens muss die Tasse nur alle 4-12 Stunden geleert werden.
Das toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine Infektion, die zu einem schweren Organ- und Kreislaufversagen führen kann und durch ein bestimmtes Bakterium hervorgerufen wird. Die meisten TSS-Fälle wurden in Zusammenhang mit der Benutzung eines Tampons festgestellt. Die Menstruationstasse besteht aus Silikon und bietet den gefährlichen Bakterien – im Gegensatz zu Tampons, die aus Viskose bestehen – keinen Nährboden. Weiter trocknet die Menstruationstasse die Scheiden-Flora nicht aus und hilft so dabei, Infektionen zu vermeiden.
Daran, dass man sein Monatsblut mit der Tassen-Methode zu Gesicht bekommt, führt kein Weg vorbei. Doch die Konfrontation mit dem eigenen Blut birgt auch Vorteile: Veränderungen im Blut können schnell festgestellt werden und die Frau bekommt einen neuen Bezug zu ihrem Zyklus und den Veränderungen in ihrem Körper.
Menstruationstassen-Benutzerin Debbie kann nebst viel Positivem aber auch von einem Missgeschick berichten:
Weltweit gibt es etwa 40 verschiedene Marken von Menstruationstassen in verschiedensten Formen, Farben und Grössen. «Rubycup», einer der Menstruationstassen-Hersteller, spendet pro verkaufte Menstruationstasse eine weitere an ein Mädchen in Ostafrika, damit es trotz Menstruation zur Schule gehen kann.
Für Frauen, die es absolut natürlich mögen, gibt es auch eine Alternative zur Alternative: Den Menstruationsschwamm. Hierbei handelt es sich um einen Schwamm, der im Meer wächst und dessen Wurzel bei der Ernte erhalten bleibt. So wächst er immer wieder nach. Der Schwamm wird in die Scheide eingeführt, nach spätestens acht Stunden herausgenommen und ausgewaschen.
Die Schwämmchen und Mens-Tassen gibt es online und in vielen Reformhäusern.