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Kassensturz-Recherchen: «Uni Zürich beutet Studenten aus»

Der «Kassensturz» berichtet am Dienstagabend über unhaltbare Arbeitsbedingungen am Tierspital Zürich. 
Der «Kassensturz» berichtet am Dienstagabend über unhaltbare Arbeitsbedingungen am Tierspital Zürich. screenshot: srf

Brisante «Kassensturz»-Recherchen: So beutet die Uni Zürich ihre Studenten aus

14.09.2016, 02:2814.09.2016, 10:41
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Für viele ist Tierarzt ein Traumberuf. Doch der Weg dorthin ist hart. Besonders, wenn man das Studium der Veterinärmedizin an der Uni Zürich absolviert.

Recherchen der SRF-Sendung «Kassensturz» haben ergeben, dass die Studierenden während ihrer Ausbildung regelmässig Nachtschichten von bis zu 14 Stunden schieben müssen. «Es sind fünf Nächte am Stück und in der zweiten und dritten Nacht ist es dann richtig schlimm, dann merke ich, dass ich kleine Fehler mache», erzählt eine Studentin dem SRF. 

Ab dem dritten Studienjahr sind Studierende der Vetsuisse-Fakultät der Uni Zürich dazu verpflichtet, Nachtdienste am Tierspital Zürich zu leisten. Die Entlöhnung für eine 14-stündige Schicht: 20 Franken pro Nacht. Das macht leicht mehr als einen Franken pro Stunde. 

Zu wenig Erholungszeit

Der Druck auf die Studierenden ist enorm hoch. Bis zu zehn Tiere pro Stunde müssen sie behandeln. Zeit für Pausen bleibt da kaum. Auch die Betreuung sei mangelhaft, beklagen die Studenten. «Man ist meistens auf sich alleine gestellt und muss es sich selber beibringen.» Die Studierenden haben das Gefühl, lediglich «eine billige Arbeitskraft» zu sein. 

Hinzu kommt, dass die Studenten ihre Schichten auch während der Vorlesungszeit schieben müssen. Verpasstes müssen sie dann selbständig nachholen. 

Arbeitsrechtler Martin Farner, der in die Sendung «Kassensturz» eingeladen wurde, kritisiert die Arbeitsbedingungen am Tierspital Zürich. «Die Nachtdienste sind bei weitem zu lang, weil eine Arbeitszeit, die auch Nachtarbeit umfasst, nicht länger als neun Stunden sein darf.» Die Erholungszeit zwischen den Nachtdiensten sei ebenfalls zu kurz, so Farner. Die Studenten hätten Anrecht auf elf Stunden Ruhezeit. Auch die Höchstarbeitszeit von 50 Wochenstunden werde überschritten.

Universität ergreift Sofortmassnahmen

Die Universität will nach den Recherchen von «Kassensturz» reagieren. Als Sofortmassnahme will man im kommenden Herbstsemester auf siebenstündige Schichten setzen, nicht mehr auf 14 Stunden. Allerdings müssen die Studenten wegen eines Mangels an Arbeitskräften nun einfach mehr Schichten absolvieren.

Zudem hat die Universitätsleitung entschieden, die Studierenden als Praktikanten gemäss den kantonalen Vorschriften zu entlohnen. Dies dürfte eine bessere Bezahlung zur Folge haben. Allerdings erst nach 60 geleisteten Gratis-Stunden. Diese müssen die Studenten absolvieren, um die verlangten ECTS-Punkte zu verdienen. (cma)

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56 Kommentare
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cucaita
14.09.2016 05:30registriert Juni 2015
Der Satz "das Leben ist kein Ponyhof" bekommt da eine ganz andere Bedeutung.
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thokel
14.09.2016 07:05registriert August 2016
erweitert doch bitte mal noch die recherche: an der uni bern siehts bzgl. nacht- und wochenenddienst nur wenig besser aus.. auch das prüfungssystem sollte man zwingend unter die Lupe nehmen. praktikas in tierarztpraxen sind (wenn man dann mal eines findet) immer unbezahlt.. kurz und knapp: das veterinärmedizin-studium in der schweiz ist veraltet und braucht dringend eine überprüfung und veränderung.
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Mora
14.09.2016 08:10registriert Oktober 2015
"Allerdings müssen die Studenten wegen eines Mangels an Arbeitskräften nun einfach mehr Schichten absolvieren."
Bei diesen Bedingungen wird es auch in Zukunft an Arbeitskräften mangeln.
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