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Selbstfahrende Busse sind für die VBZ noch Zukunftsmusik

Une navette autonome est photographiee ce jeudi 17 decembre 2015 a Sion. CarPostal, la Ville de Sion et le canton du Valais ont presente aux medias deux navettes autonomes. Les vehicules devraient tra ...
Pilotprojekt: In Sitten VS verkehrt seit Sommer dieses Jahres ein selbstfahrender Postauto-Shuttlebus.Bild: KEYSTONE

Selbstfahrende Busse sind für die VBZ noch Zukunftsmusik

Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) wollen teilautonome Fahrzeuge fördern. Es wird aber noch einige Jahre dauern, bis solche auch Personen befördern können.
24.12.2016, 05:44
MATTHIAS SCHARRER / Aargauer Zeitung
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«Automatisierung und Digitalisierung werden den Verkehr markant verändern», heisst es im diese Woche veröffentlichten Bericht des Bundesrats zur Mobilität der Zukunft. Zeitgleich präsentieren die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) ihre Strategie für 2017 bis 2021 in der neusten Ausgabe ihrer Firmenzeitschrift «Im Takt».

Dort heisst es: «Die VBZ haben intelligente Fahrassistenzsysteme im Einsatz und analysieren, entwickeln und fördern den Einsatz von (teil-)autonomen Fahrzeugen.» Dies solle innerhalb der nächsten fünf Jahre geschehen.

Werden also schon bald wie im Wallis selbstfahrende Busse durch Zürich rollen, in denen der Chauffeur nur noch als Hilfskraft mit einem Joystick in der Hand mitfährt?

Ein entsprechender Pilotversuch startete diesen Sommer in Sitten VS) als Schweizer Premiere. Bei den Passagieren kommt das Projekt offenbar an – obwohl ein Unfall mit Blechschaden im September einen Dämpfer gab: «Wir werden bis Ende Jahr 14 000 Fahrgäste in den beiden Sittener Smart Shuttles transportiert haben», sagt Postauto-Sprecherin Katharina Merkle. «Das übertrifft unsere Erwartungen.»

Teilautonome Trams kein Thema

Was Zürich betrifft, dämpft VBZ-Sprecher Andreas Uhl die Erwartungen erst einmal: «Der Tram- und Busverkehr wird auch 2021 noch so funktionieren wie heute», sagt er, auf die Fünfjahresstrategie der VBZ angesprochen.

Bei Trams seien die Beschaffungszyklen mit rund 40 Jahren so lang, dass in absehbarer Zeit keine Abkehr vom bewährten System mit Chauffeur möglich wäre. Kommt hinzu, dass sich die Beschaffung der nächsten Zürcher Tram-Generation schon seit Jahren immer wieder verzögert.

Die VBZ wollten den Grossauftrag eigentlich diesen Frühling an Bombardier vergeben, doch Einsprachen der unterlegenen Trambauer sorgten erneut für Aufschub.

Schneller wären Veränderungen im Busverkehr möglich. Und hier sieht Uhl denn auch mittel- und langfristig Potenzial: Es sei in einem ersten Schritt durchaus vorstellbar, dass Busse auf VBZ-eigenem Depotgelände künftig selbstständig in die Waschanlage oder Werkstatt fahren.

«Im Fahrgastverkehr gehen wir aber vorerst noch nicht davon aus. Die Interaktionen im öffentlichen Verkehr sind sehr komplex. Die Technik ist noch nicht so weit», sagt Uhl.

Er verweist auf den Postauto-Versuch in Sitten. Dort kann der Smart Shuttle nur auf einer vorprogrammierten Strecke fahren. Ausweichmanöver muss der Chauffeur mit dem Joystick manuell ausführen.

Damit ein teilautonomer Bus für die VBZ interessant wäre, müsste er gemäss Uhl aber auch auf variablen Routen verkehren und an den Haltestellen zwischen Fahrgästen und zufälligen Passanten unterscheiden können.

Zudem müsste die Interaktion mit den Fahrgästen noch ausgefeilt werden. «Wir sind ein Massentransportbetrieb mit hohen Frequenzen und Kapazitäten», sagt der VBZ-Sprecher. Den daraus hervorgehenden technischen Anforderungen entsprächen die heute erhältlichen selbstgesteuerten Fahrzeuge noch nicht.

Quartierbusse sind zuerst dran

Doch die Technik entwickelt sich rasant weiter. So rasant, dass die Situation schon in wenigen Jahren anders aussehen könnte: «Bei Quartierbussen auf wenig befahrenen Strecken werden wir zuerst Anwendungen von teilautonomen Fahrzeugen sehen», sagt der VBZ-Sprecher.

Dass voll automatisierter Personentransport funktionieren kann, zeigen in Zürich schon lange die Polybahn und die Seilbahn Rigiblick – allerdings auf eigenen Schienen, die von anderen Verkehrsteilnehmern abgeschirmt sind.

Bis teilautonome Fahrzeuge in der Schweiz Alltag werden können, bräuchte es Gesetzesänderungen. Heute ist eine Spezialbewilligung vom Bundesamt für Strassen (Astra) nötig, um selbstfahrende Busse im Strassenverkehr zu testen.

Ein entsprechendes Gesuch haben die VBZ laut Uhl bislang nicht eingereicht. Und obwohl gemäss Medienberichten Interesse in anderen Städten wie Bern und Biel durchaus vorhanden wäre, gibt es bisher auch keine weiteren Projekteingaben, wie ein Astra-Sprecher auf Anfrage sagt.

Mehr Apps und Roboterauskunft

In ihrer Strategie für die nächsten fünf Jahre definieren die VBZ sich neu als «smarter Mobilitätsdienstleister». Das alte Ziel, Kompetenzzentrum des öffentlichen Verkehrs im Kanton Zürich zu werden, sei erreicht, so VBZ-Direktor Guido Schoch im Magazin «Im Takt». «Nun soll die Innovation ein stärkeres Gewicht erhalten.»

Dabei geht es zum einen um die Digitalisierung interner Abläufe, wie Uhl erklärt. Doch auch die Fahrgäste seien betroffen: «Wir werden vermehrt auf Apps und Roboterauskunftssysteme setzen», so Uhl.

Die bisherigen Mobilitätsbedingungen seien nicht zuletzt durch Angebote wie Uber infrage gestellt. Ebenso durch die mit Velos in der Stadt Zürich bereits praktizierte Möglichkeit, sein Fahrzeug irgendwo in der Stadt für den nächsten Benützer stehen zu lassen.

Es stelle sich die Frage, ob auch die VBZ in Zukunft solche Angebote machen sollen. Uhl sagt dazu: «Wir prüfen im Rahmen der Strategieumsetzung, welche Optionen für die VBZ und unsere Kundschaft sinnvoll sein könnten. Wir haben die perfekte Lösung aber noch nicht im Köcher.»

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