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Mutter der getöteten Kinder von Flaach ZH begeht Selbstmord

Mutter der getöteten Kinder von Flaach ZH begeht Selbstmord

07.08.2015, 18:5008.08.2015, 09:07
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Natalie K. aus Flaach ZH, die ihre Kinder getötet haben soll, wurde am Freitagmittag tot im Gefängnis aufgefunden. Ihr fünfjähriger Sohn Nicolas und seine zwei Jahre alte Schwester Alessia starben am Neujahrstag. Ihre Mutter hat sich nun das Leben genommen.

Der Tatort in Flaach: Hier soll Natalie K. ihre Kinder getötet haben.
Der Tatort in Flaach: Hier soll Natalie K. ihre Kinder getötet haben.Bild:

Die Staatswanwaltschaft Zürich Limmat hat eine Obduktion der 27-Jährigen veranlasst. Das sei bei aussergewöhnlichen Todesfällen üblich, hiess es in einer Mitteilung der Behörde. Weitere Angaben könnten mit Rücksicht auf das laufende Verfahren nicht gemacht werden, hiess es. 

Natalie K. hat ihre beiden Kinder erstickt, glauben die Ermittler. Die Frau rief anschliessend selbst die Polizei und ging dann in einen nahegelegenen Wald, um sich mit einem Messer selbst zu töten. Die Beamten konnten sie verletzt ins Spital bringen.

KESB nahm Mutter die Kinder weg

Das zweifache Tötungsdelikt war trauriger Höhepunkt eines Konflikts der Familie mit der zuständigen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB). Diese hatte die vorübergehende Unterbringung der Kinder in einem Heim verfügt, nachdem die Eltern wegen Betrugsverdachts Anfang November verhaftet worden und ausserdem Gefährdungsmeldungen bezüglich der Kinder eingegangen waren.

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Bild: KEYSTONE

Auch nach der Entlassung der Mutter aus der Haft einige Tage nach der Festnahme sollten die Kinder im Heim bleiben, bis alle nötigen Abklärungen getätigt sein würden. Über die Feiertage durften sie zwei Wochen bei der Mutter verbringen, hätten aber Anfang Jahr wieder zurückgebracht werden sollen.

Das tragische Ereignis stiess eine öffentliche Aggressionslawine gegen die KESB los – bis hin zu Morddrohungen gegen Mitarbeitende. Die professionelle Behörde hatte Anfang 2013 die vorher zuständigen Vormundschaftsbehörden abgelöst, in denen Laien tätig waren.

War diesen früher unprofessionelles Handeln vorgeworfen worden, so hiess es jetzt, die Profis seien kalte «Schreibtischtäter», fern von den Menschen, mit denen sie zu tun hätten.

KESB findet Massnahme «nachvollziehbar und vertretbar» 

Auch die Politik befasste sich mit dem Fall. Das Zürcher Kantonsparlament lehnte eine gesetzliche Grundlage für einen KESB-Pikettdienst ab, wie Grüne und CSP verlangt hatten. Die Geschäftsprüfungskommission bescheinigte den KESB generell gute Arbeit mit verbesserungswürdiger Kommunikation.

Die Direktion der Justiz und des Innern erklärte nach einer Überprüfung, die KESB Winterthur-Andelfingen habe im konkreten Fall «nachvollziehbar und vertretbar» gehandelt. 

Bis heute hat sich der Sturm der Empörung nicht gelegt. Wo immer in der Schweiz ein trauriger Fall publik wird – wie dieser Tage im Kanton St.Gallen –, hagelt es Vorwürfe gegen die KESB. Entweder wird ihr vorgeworfen, sie habe unnötig gehandelt oder sie habe fälschlicherweise nicht gehandelt. 

(sda/phi) 

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lily.mcbean
07.08.2015 20:09registriert Juli 2015
Wie man es auch dreht und wendet, traurige Tatsache ist das wenn ein Elternteil seinen Kindern irgendetwas antun will auch jede Behörde (wie viele auch noch gegründet werden ) nichts dagegen machen kann. Oder soll man jezt Eltern 24/7 überwachen lassen? Die KESB kann nichts dafür das die Mutter einen an der Waffel hatte. Und welcher Mensch geht denn schon automatisch davon aus das wenn die Kinder mal für 2 Wochen nach Hause dürfen sie umgebracht werden? Die Leute vergessen gerne das hinter diesen Schreibtischen auch Mütter,Väter, Onkel und Tanten usw sitzen.... und keine hellseher
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Maria B.
07.08.2015 23:16registriert Februar 2015
Sie hat es offenbar nicht einfach, diese Kebs, denn was sie auch tut oder unterlässt, es hagelt Kritik von allen Seiten. Während man in Flaach und anderswo beklagt, dass die Kinder zu früh oder überhaupt entzogen wurden, heisst es nun beim aktuellen Staader Babymord im Rheintal, dass die Kebs schon früher hätte gegen das in der Nachbarschaft unbeliebte Paar vorgehen sollen, um das Baby vor ihm in Sicherheit hätte bringen müssen. Wird nun interessant sein, zu beobachten, wie es für diese relativ neue Behörde künftig weitergeht!
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