Ein für die Seelsorge zuständiger albanischer Imam soll radikalisierende Schriften ins Untersuchungsgefängnis Zürich und das Gefängnis Limmattal gebracht haben. Dies berichtet der Tages-Anzeiger – dem Medium wurde das Propagandamaterial zugespielt.
Es handle sich dabei um salafistische Schriften über Scharia-Strafen, strikte Kleidervorschriften oder Jubelbiografien des Propheten. Besonders brisant: Als Autor der diversen Broschüren agiert unter anderem der bekannte, von Riad aus tätige Salafist Abdul Rahman al-Sheha. Ihm wird eine Verbindung mit der Aktion «Lies!» nachgesagt, welche in Deutschland gerade verboten wurde. Vom deutschen Verfassungsschutz werde Sheha als «islamistischer Extremist», der «ein totalitäres und gewaltorientiertes» Verständnis des Islam verbreite, gesehen. Zwei seiner Bücher in Deutschland stehen dort auf dem Index.
So heisst es beispielsweise in der Broschüre «Toleranz und Nachsicht im Islam», Allah, der «Allerbarmer und Barmherzige», verlange bei Unzucht 100 Peitschenhiebe und bei Diebstahl das Abhacken der Hand.
Von der Brisanz der Broschüren soll der albanische Imam nichts gewusst haben. Er habe gar nicht gemerkt, dass die Schriften eine radikale Ausrichtung hätten, versichert der Imam dem Tages-Anzeiger. Als die Leitung des Gefängnisses Limmattal ihn darauf aufmerksam gemacht habe, habe er die Bücher aus dem Gefängnis entfernt und vernichtet, erklärt er weiter. Er lehre einen Islam frei von Radikalismus und sage allen Gefangenen, dass es falsch sei, was radikale Fanatiker und der sogenannte «IS» im Namen des Islam machten.
Wie der Tages-Anzeiger weiter berichtet, sei das Material bereits bei der Prüfung durch das Gefängnis Limmattal abgefangen und auch durch den albanischen Imam vernichtet worden. Rebecca de Silva, Kommunikationsbeauftragte des Amtes für Justizvollzug des Kantons Zürich, kann nicht ausschliessen, dass einige Exemplare trotzdem in die Zellen gelangten. Gefängnisimame würden nur mit einzelnen Stichproben und nicht systematisch kontrolliert werden.
Den Namen des besagten Imam gibt das Amt, unter Berufung auf das Datenschutzgesetz, nicht bekannt. Islamexpertin Saida Keller-Messahli beanstandet diese Intransparenz. Imame, welche in Gefängnissen, Spitälern und Asylzentren als Seelsorger fungieren, sollen künftig von Behörden und Islamverbänden bekannt gemacht werden – so wie es die reformierte Landeskirche Zürich bereits macht.
(gin)
Wie denn jetzt? Ohne Prozess? Und ist die Todesstrafe nicht längst abgeschafft worden?
:D (Anm. der Redaktion: Absolut unglückliche Formulierung, hast ja Recht. Sollte jetzt verständlicher sein.)