Schweiz
Zürich

Wie Roberto Martullo-Blocher Meilen hinters Licht führte

Wie Roberto Martullo-Blocher Meilen hinters Licht führte

An der Gemeindeversammlung in Meilen gelang es Roberto Martullo die Steuerfusserhöhung zu verhindern, indem er auf seine Nachsteuerrechnung von 6.4 Millionen aufmerksam machte. Diese Steuerrechnung, die laut Martullo letzte Woche eintraf, existiert so aber gar nicht.
07.12.2016, 12:0207.12.2016, 12:09
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Roberto Martullo versprach der Gemeinde Erlenbach nachträgliche Steuern.Bild: KEYSTONE

Meilen hat finanzielle Sorgen, ihre Kasse weist ein Defizit von 5 Millionen auf. Die Gemeindeversammlung am Montagabend war dementsprechend lang und zäh. Zu später Stunde gab Roberto Martullo-Blocher jedoch plötzlich bekannt: Er müsse 6.4 Millionen Franken Steuern nachzahlen.

Nach diesem Geldsegen beschloss die Versammlung, den Steuerfuss doch nicht von 75 auf 84 Prozent zu erhöhen. Dass der Abstimmungsausgang etwas mit dem Auftritt von Martullo-Blocher zu tun haben könnte, «ist nicht völlig abwegig», sagte Gemeindeschreiber Didier Mayenzet zur Nachrichtenagentur SDA. 

Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» bestätigte Martullo, dass es sich dabei «um ordentliche Steuern gemäss Steuererklärung» handle. Die Familie sei schlicht zu tief eingeschätzt worden.

Jetzt auf

Die Finanzvorsteherin Beatrix Frey-Eigenmann sagt jedoch auf Nachfrage des TA: «Von unserer Finanzverwaltung ist keine Steuerrechnung gestellt worden.» Möglich sei, dass Roberto Martullo vom Kanton Zürich eine Einschätzung erhielt, dass würde sich jedoch nur auf die Bundessteuern beziehen. Und auch wenn Martullo wirklich 6.4 Millionen Franken Gemeindesteuern nachzahlen müsste, bekommt die Gemeinde Meilen wegen des Finanzausgleichs lediglich 730'000 Franken zugestellt, wie Frey-Eigenmann weiter ausrechnet.

Dieser angebliche Geldsegen für die Gemeinde kam der SVP wahrscheinlich gelegen, denn die Partei inklusive Ehefrau Magdalena Martullo-Blocher setzten sich im Vorfeld stark gegen eine Steuerfusserhöhung ein: Sie forderten den Gemeinderat auf, «findige Lösungen zur Kostensenkung auszuarbeiten», wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. (aargauerzeitung.ch)

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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straycat
07.12.2016 12:22registriert Oktober 2016
Überrascht nicht wirklich. Genau so wird ja auch versucht, die USR dem (gutgläubigen) Bürger unterzujubeln. Nicht Lügenpresse, sondern Lügenpartei ist das Problem.
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piedone lo sbirro
07.12.2016 12:23registriert November 2016
das ganze ist ein primitives schurkenstück um martullo blocher. die 6.4 mio. werden nie bei der gemeinde ankommen - süditalienische verhältnisse in meilen, lügen als erfolgsrezept der svp.
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Serjena
07.12.2016 12:59registriert Juli 2015
Familie Blocher befielt und eine ganze Gemeinde "kuscht", sind zwar etwas eigenartige Gepflogenheiten jedoch nicht besonders Überraschende.
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