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Ehemaliger Zürcher Nationalrat Daniel Vischer ist tot

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Daniel Vischer ist am Dienstag gestorben.Bild: KEYSTONE

Ehemaliger Zürcher Nationalrat Daniel Vischer ist tot

19.01.2017, 14:1519.01.2017, 15:32
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Der ehemalige Zürcher Nationalrat Daniel Vischer (Grüne) ist tot. Der 67-Jährige erlag am Dienstag einen Tag nach seinem Geburtstag einer schweren Krankheit. Der Vollblutpolitiker und Anwalt stand während Jahrzehnten auf der politischen Bühne.

Politisiert hat der gebürtige Basler von Jugend an. Am 16. Januar 1950 als Sohn einer noblen Basler Familie geboren, stieg Vischer im jugendlichen Alter bei den Progressiven Organisationen der Schweiz (Poch) ein. 1973 wurde er ins Zentralsekretariat der Partei berufen. Im gleichen Jahr zog er von Basel nach Zürich und widmete sich in den nächsten Jahren hauptberuflich der Politik.

1983 wurde er in den Zürcher Kantonsrat gewählt. Nach Auflösung der Poch wechselte er 1990 zu den Grünen und war von 1999 an Chef der grünen Kantonsratsfraktion. Von 2000 bis 2005 engagierte er sich als Verfassungsrat für die neue Zürcher Kantonsverfassung.

Nach 20 Jahren im Kantonsrat gelang ihm 2003 der Sprung nach Bern. Zwar nicht ins Stöckli, wie der mittlerweile 53-Jährige beabsichtigt hatte, aber komfortabel in die grosse Kammer.

Sowohl im Kantonsrat als auch im Nationalrat war Vischer weit entfernt davon, ein Hinterbänkler zu sein. Seine leidenschaftliche Debattierlust, seine Scharfzüngigkeit, seine rhetorische Brillanz und gleichzeitig seine Bereitschaft, andere Meinungen gelten zu lassen, machten ihn zum Inbegriff des engagierten, über die Parteigrenzen hinaus geschätzten Parlamentariers.

Auch Regula Rytz, Präsidentin der Grünen Schweiz, bezeichnete Vischer als eine der «markantesten und prägendsten Figuren», wie sie am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Der eigenwillige liberale Querdenker sei allseits geschätzt worden.

Gemäss Rytz hat er sich insbesondere für die Modernisierung des Familienrechts eingesetzt, insbesondere für die Stärkung der Vaterrolle. Zudem habe er profunde Kenntnisse in der Finanzpolitik besessen. Er habe immer wieder den Abbau von Steuern kritisiert. Dadurch würden dem Staat wichtige Mittel entzogen - beispielsweise für die Bildung.

Einem breiten Publikum bekannt wurde Vischer im Zusammenhang mit dem Untergang der Swissair: Seit 1993 Präsident der Gewerkschaft VPOD Luftverkehr, vertrat er mit Entschlossenheit die Anliegen der betroffenen Arbeitnehmerschaft.

2015 - nach zwölf Jahren im Nationalrat - verzichtete Vischer darauf, noch einmal bei den eidgenössischen Wahlen anzutreten - wenn auch nicht ganz freiwillig: Weder seine Gesundheit noch das erreichte Rentenalter hatten ihn zu diesem Entscheid bewogen, sondern drohende parteiinterne Querelen.

Ob als Parlamentarier oder als Gewerkschafter: Vischer genoss seine Auftritte jeweils sichtlich. Ihm war durchaus ein gewisses schauspielerisches Talent eigen. Nicht zufällig hatte es ihn ans Theater gezogen, nachdem er 1970 in Basel seine A-Matur absolviert hatte.

Er arbeitete als Regieassistent und liebäugelte vorübergehend gar mit einer Theaterkarriere, bevor er den Weg in die Politik einschlug. Erst im Alter von 29 Jahren begann Vischer ein Jurastudium, erwarb 1987 das Anwaltspatent und war fortan neben der Politik als Rechtsanwalt tätig, auch noch nach seinem Rücktritt als Nationalrat. Der Vater von zwei erwachsenen Kindern lebte mit seiner Frau in Zürich. (whr/sda)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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JJ17
19.01.2017 16:03registriert August 2014
Ich verstehe nicht, wie man bei solch einem Thema, wenn jemand R.I.P. kommentiert, auf den Blitz klicken kann. Politisch bin ich in einer anderen Ecke angesiedelt, als es Daniel Vischer war. Trotzdem möge er in Frieden ruhen.
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LeChef
19.01.2017 15:25registriert Januar 2016
Der Tweet von @SchweizIsrael ist ja mal total daneben... De mortuis nihil nisi bene; wer nichts Gutes über einen gerade Verstorbenen zu sagen hat (kanns ja geben), sollte dann auch die Grösse haben zu schweigen.
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Der Rückbauer
19.01.2017 14:44registriert September 2015
Schade, ein bunter Schmetterling in der grauen Kaste der Politelite weniger. Es trauert (auch) ein 68er.
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