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— Davide Paggi (@paggidavide) 25. August 2017
Ein zweiter Murgang hat am Freitagnachmittag das Dorf Bondo im südbündnerischen Bergell erreicht. Einige Bewohner mussten erneut in Sicherheit gebracht werden. Ein Firmengelände wurde beschädigt. Verletzte gab es aber keine.
Der Murgang aus dem Seitental Val Bondasca habe um 16.27 Uhr wiederum Teile der Bergeller Ortschaft Bondo erreicht, teilte die Bündner Polizei mit. Diese Ortsteile lägen ausschliesslich innerhalb einer zuvor definierten Sperrzone. Beim Murgang wurde ein Firmengelände überflutet.
Drei bereits beim grossen Murgang vom Mittwoch beschädigte Häuser wurden erneut erfasst. Die Umleitungsstrecke für den Verkehr wurde vom Abgang nicht tangiert. Sie wurde aber aus Sicherheitsgründen gesperrt.
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— Mario Staeuble (@mario_staeuble) 25. August 2017
Nach ersten Erkenntnissen wurde niemand verletzt. Das seit Freitagmittag für die Bewohner wieder zugängliche Gebiet von Bondo ist vom Murgang zwar nicht betroffen. Jene Personen dieses Gebiets aber, die zwischenzeitlich in die Häuser zurückgekehrt waren, mussten diese aus Sicherheitsgründen erneut vorübergehend verlassen.
Sämtliche rund 120 Einsatzkräfte waren am Freitag noch im Einsatz. Die Lage wird durch Spezialisten des Amts für Wald und Naturgefahren sowie einen Geologen weiterhin laufend beurteilt.
Am Mittwochvormittag hatte sich eine gewaltige Felsmasse vom 3369 Meter hohen Piz Cengalo, der an der Grenze zu Italien steht, gelöst. Vier Millionen Kubikmeter Gestein donnerten ins Val Bondasca, einem Seitental des unteren Bergells. Die Masse an Gestein, Erde und Wasser wurde danach hinaus geschoben ins Haupttal, wo als einzige Ortschaft Bondo vom Murgang betroffen war.
Der Bergsturz vom Mittwoch ist einer der grössten in der Schweiz seit über 100 Jahren. Vermisst werden seither acht Personen. Es wird immer noch nach vier Deutschen aus dem Bundesland Baden-Württemberg, zwei Personen aus der Steiermark in Österreich und nach zwei Berggängern aus dem Kanton Solothurn gesucht.
Weitere Personenangaben machte die Polizei auf Anfrage nicht. Nicht bekannt ist, ob es sich um Frauen oder Männer handelt. Für sechs der acht Personen liegt eine Vermisstmeldung vor. Von zwei Personen wird angenommen, dass sie sich zum Zeitpunkt des grossen Bergsturzes im Gebiet oberhalb von Bondo befanden.
Bundespräsidentin Doris Leuthard hatte sich am späten Donnerstagnachmittag aus dem Helikopter einen Überblick über das Katastrophengebiet verschafft.
Leuthard zeigte sich tiefst erschüttert über das Ausmass der Zerstörung. «Solche Katastrophen zeigen deutlich, welche Macht die Natur hat und wie machtlos der Mensch dieser gegenübersteht», sagte sie an einer Pressekonferenz nach der Besichtigung. Man könne nicht viel mehr machen als in Frühwarnsysteme, Hochwasserschutz und weitere Präventionsmassnahmen investieren, ergänzte die Bundespräsidentin.
Für Reto Salis-Hofmeister, der Hüttenwart der Sciora-Hütte kam der Fellssturz nicht überraschend. Er habe seine Gäste gewarnt, denn bereits in der Vergangenheit sei es zu mehreren Felsstürzen gekommen, sagte er zu SRF. Die Warnung wurde anscheinend von den Gästen nicht beachtet.
Auch die Gemeinde hat die Gefahr erkannt und darauf hingewiesen. «Wir haben viersprachige Tafeln im Dorf aufgestellt», sagt Anna Giacometti, Gemeindepräsidentin von Bregaglia, zum «Blick». Auch an den Wanderwegen sei gewarnt worden.
Die Polizei geht davon aus, dass sich die Vermissten im Val Bondasca aufhielten, als die Felsmassen am Mittwoch ins Seitental hinter dem Bergdorf Bondo krachten.
Am Donnerstag war am Boden und aus der Luft nach den Vermissten gesucht worden. Im Einsatz standen Helikopter, Suchmannschaften mit Hunden, Wärmebildkameras und Geräte zur Ortung von Handystrahlen. Auch am Freitag dürfte wieder eine Hundertschaft an Rettungskräften zum Einsatz kommen.
Das Dorf Bondo war von einem gewaltigen Murgang gestreift und evakuiert worden. Die rund 100 Bewohner konnten vorerst noch nicht in ihre Häuser zurückkehren. Am Freitagvormittag soll die Lage neu beurteilt werden.
Nach ersten Schätzungen waren am Mittwochmorgen am Piz Cengalo zuhinterst im Val Bondasca vier Millionen Kubikmeter Gestein zu Tal gedonnert, wie Martin Keiser vom kantonalen Amt für Wald und Naturgefahren an der Medienkonferenz vom Donnerstag erklärte. Verursacht wurde der Bergsturz laut dem Geologen von einer Kombination aus auftauendem Permafrost und dem Druck von Wasser im Gestein. (viw/sda)