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Trotz Riesenverlust: So erklärt die CS die hohen Boni (Tipp: so wie immer)

ARCHIVBILD ZUR BEKANNTGABE DES SALAERS 2016 VON CREDIT SUISSE CEO TIDJANE THIAM, AM FREITAG, 24. MAERZ 2017 - Tidjane Thiam, CEO of Swiss bank Credit Suisse, speaks during a press conference in Zurich ...
Tidjane Thiam ist seit Mitte 2015 Konzernchef der Zürcher Grossbank Credit Suisse.Bild: KEYSTONE

Trotz Riesenverlust: So erklärt die CS die hohen Boni (Tipp: so wie immer)

Der Verlust der Credit Suisse ist im Geschäftsjahr 2016 höher ausgefallen als bisher kommuniziert. Dennoch sind die Boni angestiegen. Gewinner sind vor allem die Topshots der Bank.
25.03.2017, 13:0725.03.2017, 20:39
Roman Seiler / Schweiz am Wochenende
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Eine Million Franken pro Monat: So viel verdiente Tidjane Thiam 2016. Er ist seit Sommer 2015 Konzernchef der Credit Suisse (CS). Die Zürcher Grossbank schrieb wegen der Bereinigung von Altlasten in den letzten zwei Jahren je einen Milliardenverlust und benötigt deswegen frisches Kapital.

Thiam wusste, dass er als Aufräumer zur CS geholt worden ist. Dennoch sagte er in einem Interview mit der Zeitung «Finanz und Wirtschaft», die Zeche für die Aufräumarbeiten dürfe nicht dem aktuellen Management belastet werden: «Das Tagesgeschäft der Bank ist profitabel.»

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Das sieht auch der für die Chefsaläre zuständige Verwaltungsrat (VR) so: Er präsentiert die Rechnung dem Aktionär. Zur Finanzierung der Wahldividende schlägt das Aufsichtsgremium der Generalversammlung vor, das «genehmigte Kapital» zu erhöhen. Die Wahldividende von 70 Rappen kann bar oder in Form von Aktien bezogen werden. Verweigern die Aktionäre die Zustimmung, entfällt die Ausschüttung.

Mehr Geld gibt's dagegen für die Mitarbeiter: Der Bonustopf ist von 2.9 auf 3.1 Milliarden Franken erhöht worden. Der Präsident des Vergütungskomitees, Jean Lanier, begründet dies mit dem immergleichen Argument von Vertretern Schweizer Grossbanken.

Wegen der Verkleinerung des Bonus-Topfes für 2015 sei das «Fluktuationsrisiko unter Schlüsselkräften» im Investmentbanking sowie in der Division Asia Pacific im ersten Quartal des letzten Jahres angestiegen. Deshalb habe man auch Sonderboni gewährt, um Mitarbeiter halten zu können.

Profitiert von den höheren variablen Vergütungen haben insbesondere die 939 «Risikoträger». Im Schnitt verdiente ein solcher Schlüsselmitarbeiter 1.75 Millionen Franken. Das sind 77'000 Franken mehr als im Vorjahr. Sie erhielten Boni von insgesamt 900 Millionen Franken.

Das dürfte rund doppelt so viel sein, wie den knapp 1200 Risikoträgern der französischen Bank BNP Paribas für 2016 gewährt wird. Nur: Das grösste Geldhaus im Euroraum erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Vorsteuergewinn von rund 12 Milliarden Franken (siehe Grafik unten).

Deutsche-Bank-Chefs lehnen Boni ab

Dennoch verdient BNP-Paribas-CEO Jean-Laurent Bonnafé lediglich 3.5 Millionen Franken. Das ist wenig im Vergleich zu den Bezügen anderer Konzernchefs globaler Banken in Europa und in den USA. So kommt John Cryan, ein ehemaliger UBS-Manager, bei der Deutschen Bank auf rund 4 Millionen Franken.

Auch Cryan wurde im Sommer 2015 engagiert, um Altlasten aus dem vergangenen Jahrzehnt zu bereinigen. Er fürchtet sich nicht davor, die Gehälter radikal zusammenzustreichen. Der Bonitopf für 2016 beläuft sich auf rund 540 Millionen Franken – 77 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Konzernleitungsmitglieder bezogen nur ihre Grundgehälter.

Fast dreimal mehr als Cryan lässt sich CS-Chef Thiam auszahlen. 2015 verzichtete er auf einen Teil seines Bonus. Ohne diese Gehaltsreduktion hätte der Ivorer für sechs Monate rund 6.5 Millionen Franken verdient. Der Vergütungsausschuss hat ihm für 2016 das beinahe gleich hohe Salär wie 2015 gewährt.

Für seinen Wechsel zur CS bekam er zudem eine Kompensationszahlung von 14.3 Millionen für verlorene Boni-Ansprüche bei seinem früheren Arbeitgeber, dem britischen Versicherer Prudential. Die Saläre aller 13 im letzten Jahr aktiven Konzernleitungsmitglieder summieren sich auf 82 Millionen Franken.

Verluste aus gesperrten Aktien

Wie bei kotierten Firmen üblich besteht ein grosser Teil der Bezüge aus gesperrten Aktien, die mehrere Jahre gesperrt sind. Weil der Aktienkurs stark gesunken ist, sind diese Gehaltsanteile von Thiam gut 5 Millionen Franken weniger wert.

Gut gepokert hat VR-Präsident Urs Rohner: Er liess sich 2015 sein bar ausbezahltes Grundgehalt um 500'000 Franken auf 3 Millionen Franken anheben und verzichtete im Gegenzug auf seine Funktionszulage als VR-Präsident von 1.5 Millionen Franken. Für das vergangene Jahr bezieht er erneut nur die Hälfte, lässt sich diese 750'000 Franken aber in Form von Aktien auszahlen. Deren Kurs dürfte nun zulegen.

Video-Kommentar zum CS-Lohnentscheid von Wirtschafts-Redaktor Roman Seiler.

Video: © az/Roman Seiler und Elia Diehl

Mit seinen Bezügen von 4 Millionen Franken zählt Rohner zu den bestbezahlten VR-Präsidenten in der Schweiz. Noch mehr erhält UBS-VR-Präsident Axel Weber. Verglichen mit denjenigen grosser globaler Banken sind das sehr hohe Entschädigungen.

Wenn ein VR-Präsident wie Weber 6 Millionen Franken verdient, muss auch die Entschädigung seines CEOs entsprechend höher sein. Oder andersrum formuliert: Ein sehr gut verdienendes VR-Mitglied wird sich hüten, sein Honorar mit Kritik an der Vergütung der Konzernleitung aufs Spiel zu setzen.

So wollte gestern Andreas Koopmann, der auch im Vorstand des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse sitzt, zum hohen Lohn von Thiam keinen Kommentar abgeben. Er bezieht als Mitglied des Vergütungsausschusses des CS-Verwaltungsrats 450'000 Franken. Ex-Roche-Chef Franz Humers Honorar beläuft sich bei der ungleich grösseren Citigroup auf 318'000 Franken.

Begründet werden die hohen Honorare Schweizer VR-Mitglieder stets damit, dass ihre strategische Verantwortung grösser ist als bei ausländischen Unternehmen. Nur müssten sie diese auch wahrnehmen, unkt ein Bankinsider.

Keine leistungsbezogene Gehälter

Es gebe keinen Zusammenhang zwischen dem Lohn eines CEO und dem Unternehmensergebnis, sagt Vergütungsexperte Urs Klingler, Geschäftsführer von Klingler Consultants: «Ob ein Unternehmen einen Gewinn oder einen Verlust ausweist, sagt noch nichts über die Leistung des Konzernchefs aus.»

Die zu messen, sei schwierig: «Es gibt keine vernünftigen Parameter dafür. Deshalb gibt es auch keine Bezahlung für die Leistung.» Wie erfolgreich ein Manager agiert, lasse sich erst nach mehreren Jahren beurteilen.

Wegen der zunehmenden Regulierung und der tiefen Zinsen sinken die Margen. Banken senken deshalb die Kosten, beispielsweise durch Personalabbau. «Daher müssten auch die Cheflöhne sinken», sagt Klingler. Die Offenlegung der Löhne führe jedoch dazu, dass die Löhne der Top-Manager mindestens gleich hoch blieben oder gar anstiegen. Das Resultat, so Klingler: «Verdient der Chef viel, verdienen auch die restlichen Mitarbeiter viel.» (aargauerzeitung.ch)

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46 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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atomschlaf
25.03.2017 15:59registriert Juli 2015
Wenn der Laden Verluste schreibt, sollten die Saläre bei einer halben Million p. a. gedeckelt werden.
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pamayer
25.03.2017 14:28registriert Januar 2016
Mir wird schwindlig ob diesen Zahlen.


Wie viele Kilos gibt das wohl in Tausendernoten?
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dorfne
25.03.2017 17:52registriert Februar 2017
Ich wundere mich, dass Urs Rohner, der mitverantwortlich ist für die horrenden Bussen die die Bank seit Jahren in die Verlustzone führen, noch immer Präsident ist.
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