Die Zustände im provisorischen Polizeigefängnis (Propog) auf dem Zürcher Kasernenareal sind hart. Es sei eng, es stinke im Sommer und immer wieder seien die Schreie der Festgenommenen zu hören. Genau dort sind auch Minderjährige untergebracht. Manche von ihnen sind noch Kinder. Das berichtet der «Tages-Anzeiger».
Die Nationale Kommission zur Verhütung von Folter (NKVF) kritisierte die dortige Unterbringung von Jugendlichen bereits 2014. Damals forderte diese den Kanton auf, die Minderjährigen «dringend» in eine geeignete Einrichtung unterzubringen. Sie stiess auf taube Ohren, wie sich nun zeigt.
Im Jahr 2014 sassen total 644 Minderjährige im Propog in Haft. Letztes Jahr waren es 745. Die Jüngsten von ihnen waren elfjährig.
Das kritisiert die NKVF nun erneut scharf. Zur Not akzeptabel sei ein Aufenthalt von nur ein paar wenigen Stunden. «Aber im Propog ist Haft bis zu einer Woche möglich. Das ist stossend und unzulässig», stellt Präsident Alberto Achermann gegenüber dem «Tages-Anzeiger» klar.
Die Kantonspolizei wehrt sich mit der Aussage, dass sich die meisten Jugendlichen «nur wenige Stunden» in Polizeigewahrsam aufhalten würden. Laut dem TA ist jedoch bekannt, dass bei manchen Minderjährigen die Haft länger als 48 Stunden dauert.
Besonders sauer stösst NKVF-Präsident Alberto Achermann zudem auf, dass die Kinderzellen nicht von jenen der Erwachsenen getrennt sind. Es komme vor, dass Insassen in den Zellen während der Nacht herumbrüllten – «und nebenan ist ein Elfjähriger untergebracht? Das geht nicht.»
Brisant: Auch für das neue Polizei- und Justizzentrum (PJZ), das 2020 in Betrieb genommen werden soll, ist kein separater Jugendtrakt geplant. Der Sprecher der Justizdirektion sagt, dass sichergestellt werde, «dass Jugendliche während ihres möglichst kurzen Aufenthalts nicht mit Erwachsenen in Kontakt kommen». Wie, konnte er nicht ausführen. (rwy)