Am frühen Mittwochmorgen hat die Kantonspolizei Zürich zusammen mit der Stadtpolizei Winterthur die An'Nur-Moschee in Winterthur durchsucht. Die Zürcher Staatsanwaltschaft wird ein Strafverfahren gegen acht Personen aus dem Umfeld der An'Nur Moschee eröffnen, wie diese mitteilt.
«Es sind konkrete Hinweise zur Gewaltaufforderungen bei der Polizei eingegangen», sagt Corinne Bouvard von der Oberstaatsanwaltschaft Zürich gegenüber watson. In diesem Zusammenhang sind vier Personen festgenommen worden. Im Zentrum stehe ein äthiopischer Imam. Er habe in seiner öffentlichen Predigt am 21. Oktober 2016 zum Mord an denjenigen Muslimen aufgefordert, die sich weigerten, an den gemeinsamen Gebeten in der Moschee teilzunehmen. Weiter soll er die Anwesenden aufgefordert haben, diese Muslime zu denunzieren.
Die Rolle der drei weiteren Beschuldigten sei gemäss Bouvard noch unklar und Teil der laufenden Untersuchung. Der ehemalige Vereinspräsident Atef Sahnoun könnte unter ihnen sein. Wie Zeugen gegenüber Blick sagten, standen heute Morgen vier Kastenwagen der Polizei vor seinem Haus.
Im Zusammenhang mit der Hausdurchsuchung in der An’Nur-Moschee hat die Kantonspolizei Zürich vier weitere Männer im Alter zwischen 23 und 35 festgenommen. «Es besteht der Verdacht, dass einer der Männer sich illegal in der Schweiz aufhält», sagt Stefan Oberlin, Sprecher der Kantonspolizei Zürich gegenüber watson. Die drei weiteren Männer werden der Widerhandlung gegen Ausländergesetz verdächtigt.
Laut der Polizei geben die lebensmittel- und feuerpolizeilichen Zustände in den durchsuchten Räumlichkeiten Anlass zu weiteren Massnahmen durch die lokalen Behörden der Stadt Winterthur.
Gegenüber «20 Minuten» sagen Anwohner, dass die Moschee seit Tagen observiert wurde und nur noch wenige Besucher zum Beten kamen.
Der Winterthurer Stadtrat spricht der Polizei und den Strafverfolgungsbehörden sein volles Vertrauen aus. Er begrüsst die Operationen, die am frühen Mittwochmorgen im Umfeld der An'Nur Moschee stattgefunden haben.
Weiter hält der Stadtrat fest, Winterthur habe zahlreiche Massnahmen zur Integration der muslimischen Gemeinde unternommen, vor allem bei der Prävention. Auch weiterhin wolle die Stadt alles daran setzen, Radikalisierung und Extremismus vorzubeugen und zu bekämpfen.
Per sofort schliessen muss die Moschee nun aber trotz Razzia nicht. Die Betreiber müssen aber aktiv werden - wenn auch auf einem völlig anderen Gebiet. Gemäss Angaben der Stadtpolizei Winterthur wurden sie bereits im Frühling darauf aufmerksam gemacht, dass in Sachen Brandschutz und Lebensmittelsicherheit einiges im Argen liegt. Sie hätten die Mängel aber nicht behoben. Der heutige Zustand sei immer noch gravierend.
Gemäss Angaben der Stadtpolizei wird in einem Teil des Moschee-Raumes immer noch gekocht und es werden Getränke abgegeben, allerdings ohne die Vorgaben zur Lebensmittelsicherheit einzuhalten.
Die Betreiber sind nun angehalten, die Mängel zu beheben. Befolgen sie die Auflagen wieder nicht, kann die Polizei den Betrieb aus Gründen der Lebensmittelsicherheit und des Brandschutzes schliessen - wenn die Moschee nicht ohnehin Ende Jahr verschwindet.
Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die An'Nur-Moschee voraussichtlich Ende Jahr schliessen muss. Die Vermieter lassen den Vertrag mit dem umstrittenen Gotteshaus auslaufen, und der Islamverein findet keine neuen Räume.
Die Moschee im Winterthurer Stadtteil Hegi geriet mehrmals wegen mutmasslicher Radikalisierung von Jugendlichen in die Schlagzeilen.
Mehrere Jugendliche waren nach Syrien gereist und hatten sich der Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») angeschlossen. Alle sollen in der An'Nur-Moschee (Arabisch für «das Licht») radikalisiert worden sein. (gim/sda)
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