208 Folgen lang lernt Ted Mosby in der Sitcom «How I Met Your Mother» über unendlich verschlungene Umwege die Mutter seiner Kinder (und vor ihr viele andere Frauen) kennen. Nichts ist an einer Liebesgeschichte so interessant, rührend, komisch und dramatisch wie ihr Anfang. Das oft erstaunlich verworrene Kennenlernen. Der erste Kuss. Das erste Mal. Der Anfang dürfte ewig dauern. Jedenfalls für die Zuschauer.
Ein Liebespaar mag sich später noch so selig im gemeinsam gebastelten Alltag verlieren – die Zuschauer sterben dabei vor Langeweile. Deshalb endet jedes Märchen und jede romantische Komödie dort, wo die Normalität beginnt.
Dies hat sich auch SRF gesagt. Und jungen Paaren zwischen 18 und 36 Jahren jeweils zwei bis drei Minuten gegeben, um die Geschichte von «How I Met My Schätzli» – so heisst die kleine Webserie – zu erzählen.
Nathan sah Delfinforscherin Livia zum Beispiel in einem Bus in Australien, es folgte ein fünftägiges erstes Date auf der Delfinstation. Jetzt lebt er in der Schweiz und lernt, dass man das WC-Papier andersrum abrollt als in Australien.
Chris und Thomas fanden sich im Men-only-Online-Chat und sind seit acht Jahren zusammen, obwohl Chris findet, Thomas könne nicht tanzen und der Sex sei eher selten. Die alternative Nadja fragt sich immer noch, wie sie sich ausgerechnet in den sieben Jahre jüngere Robin mit seiner exzessiven Mallorca-Vergangenheit verlieben konnte.
Tatiana lud sich beim ersten Date zu ihrer Jessica nach Hause ein und kochte für sie. Essen, Kuss und alles weitere waren die pure Überwältigung. Fitnesscoach Malick traf Ellen, als sie unter Gewichten ächzte, und die lustige Yuvvi schleppte den scheuen Lucca ganz einfach im Zürcher Hive ab.
Sie treffen sich vor und hinter Bars, auf Reisen, online, im Club, in der Küche. Sie küssen sich sofort oder später. Sie schlafen erstaunlich oft in einem alten Kinderzimmer miteinander und einmal auch in einem vietnamesischen Hostel, wo ihnen mindestens fünf andere zuhören.
Zwölf Paare reden in diesen Speed-Interviews, die alle im gleichen Raum stattfinden (eine Pop-Art-Variante von Sigmund Freuds Sprechzimmer), und alle sind so scheissglücklich miteinander, dass man gar nicht anders kann, als sich mit ihnen dem Jahresende entgegen zu lächeln.
Irgendwelchen Tiefgang (andere Medien haben sich schon griesgrämig dazu geäussert) hat das natürlich nicht, aber das ist auch gar nicht die Absicht hinter «How I Met My Schätzli»: Es geht dabei um den Mut zum Anfang und zur Romantik, die Aufregung vor dem grossen Wagnis, die Lust auf das Experiment Liebe. Und um das Glück mit dem Glück.
Es ist eine sehr süsse kleine Serie geworden. Ein Paillettenkleid aus Küssen, Schwüren und leuchtenden Augen. Etwas ungeheuer Herziges.
Hier geht es zu den 12 Folgen.