Die Über-Backpackerin war schon überall. Sie hat Baby-Pandas an der eigenen Brust gefüttert und ist auf einem Wal nach Island geritten, sie war auf dem höchsten Berg und im tiefsten Tal.
Die Über-Backpackerin erzählt dir alles von ihren Reisen, ob du es hören willst – oder nicht. Jeder ihrer Sätze beginnt mit einer Anekdote und endet mit einem Vergleich, der nie zugunsten des aktuellen Aufenthaltsortes ausfällt.
Am liebsten macht die Über-Backpackerin aber Fotos mit afrikanischen Kindern, die sie dann mitsamt sozialkritischer Zitate auf ihrem Travel-Blog teilt. Die Über-Backpackerin hält Postkolonialismus übrigens für eine reine Erfindung.
Der Wonderwall-Boy ist die sensible und nachdenkliche, zumeist männliche Version der Über-Backpackerin.
Wo er auch hingeht: Hat er seine Gitarre ausgepackt, wird melancholisch in die Saiten gehauen. Oder aber der Wonderwall-Boy kritzelt gedankenversunken tiefsinnige Gedichte in sein Travel-Notizbuch. Der Wonderwall-Boy wäre gerne der Hostel-Hängst (Nr. 6) – ist er aber nicht.
Ihr Instagram-Profil sagt: Zürich/Tokio/NYC.
Ihr Pass sagt: Hünenberg.
Ihr Profil sagt: «Travel is the only thing you buy that makes you richer.»
Und ihr Bankkonto sagt: Mami und Papi.
Das Insta-Girl lebt das Backpacker-Leben der Reichen, Schönen und Coolen – zumindest virtuell. Im echten Leben heult sie jeden Abend auf der Hosteltoilette, weil das WLAN so schlecht ist.
Der Hostel-Opi ist eigentlich ein herzensguter Mensch: Er ist entspannt, verteilt gut gemeinte Ratschläge und trägt aus Prinzip kein T-Shirt. Der Hostel-Opi war früher entweder Wonderwall-Boy oder Hostel-Hengst (in seinen Erzählungen immer letzteres) und das Einzige, was ihn aus der Fassung bringen kann, ist die Feststellung, dass ein weiterer Strand von anno dazumal dem Massentourismus zum Opfer gefallen ist.
Das BFF-Double redet mit niemandem im Hostel ausser miteinander. Schweigend sitzen sie im Gemeinschaftsraum und lästern über WhatsApp über alle anderen Hostelgäste, dazwischen machen sie immer wieder mal ein Selfie zusammen. Danach schreiben sie in ihre Moleskin-Reisetagebücher.
Im Gegensatz zum Wonderwall-Boy braucht der Hostel-Hengst weder Gitarre noch Gedichte, um bei der Damenwelt zu landen. Der Hostel-Hengst ist zumeist Australier und kann «Du hast schöne Augen» und «Hast du Lust auf ein Abenteuer?» in 46 verschiedenen Sprachen sagen. Neben zahlreichen Fähnchen hat der Hostel-Hengst mittlerweile auch eine ansehnliche Sammlung an internationalen Gechlechtskrankheiten vorzuweisen.
(Aka: Beg-Packer)
Die Annahme, dass es möglich sei mit 12 Franken einen Monat durch Asien zu reisen, erwies sich leider als falsch. Der Schmarotzer möchte das jedoch nicht einsehen und greift lieber beim beschrifteten (!) Essen der anderen Hostelgäste beherzt zu. Dein Shampoo ist leer? Dein Hummus ist weg? Und hattest du nicht ursprünglich zwei Paar Flipflops? Dem Schmarotzer ist das egal – sharing is caring ist sein Motto.
Enough said.
Der Creep ist einfach da. Niemand im Hostel kennt seinen Namen oder weiss, wo er herkommt – oder wann er wieder auscheckt. Der Creep spricht mit niemandem. Der Creep läuft manchmal nachts durchs Hostelzimmer und langsam bist du sicher, dass er dich irgendwann im Schlaf ermordet. Stattdessen stellst du Zuhause fest, dass er lediglich deine Unterhosen geklaut hat. Ausserdem hat er dir eine Freundschaftsanfrage auf Facebook geschickt – woher er deinen Namen kennt, weisst du bis heute nicht.
(Aka: Sauftourist, Bier-Tourist, Party-Tourist, Bestandene-Matura oder LAP-Tourist)
Der YOLO-Packer ist jung und wild und wenn er nicht gerade Locals anpöbelt, dann kotzt er die gemeinsame Toilette voll. Ansonsten ist er eigentlich ein sehr angenehmer Zeitgenosse, der viel schläft .
Das WLAN ist zu langsam, das Wasser schmeckt nach Chlor und überhaupt, wieso regnet es hier? SKANDAL. Die Motznudel klagt den ganzen lieben langen Tag über die Unzulänglichkeiten des jeweiligen Hostels – und wenn sie dann nichts mehr zu sagen hat, beginnt sie zu weinen und erzählt wildfremden Menschen davon, dass ihr Ex sie verlassen hat.
Schnarchen ist eine Sache, was diese Person aber von sich gibt, kann so gar nicht von einem menschlichen Wesen produziert werden – dachtest du bis anhin! Nacht für Nacht schreit, sägt und gurgelt der (oder die!!!) Geräuschvolle das gesamte Hostel aus dem Schlaf. Oropax helfen nicht, Musik ist machtlos und Valium nicht erhältlich. Irgendwie hoffst du heimlich, dass der Hostel Creep ihn erwischt und nicht dich.
Die Über-Backpackerin war hier natürlich auch an den folgenden Orten schon überall – sogar zwei Mal!