Hey Andréanne, du bist eine Künstlerin UND eine Katzenliebhaberin. Was kommt für dich an erster Stelle? Die künstlerische Katzendame oder eher die katzenverrückte Künstlerin?
Andréanne Lupien: Das ist eine lustige Frage. Beides, auf jeden Fall, trägt massgebend zu meiner Identität bei. Ich bin eine Künstlerin, die Katzen liebt. Ich liebe es Kunst zu kreieren, aber mein Glück steigt ins Unermessliche, wenn ich dabei Samtpfötchen einbinden kann.
Eine deiner Foto-Serien nennt sich «Crazy Cat Lovers», eine Analogie zur zerzausten, leicht wahnsinnigen und eher randständigen «Cat Lady». Deine Haare sehen jedoch gepflegt und deine Kleidung intakt aus. Bist du trotzdem eine «Crazy Cat Lady»?
Ich bin verrückt nach Katzen und ich bin eine Frau – natürlich bin ich eine «Crazy Cat Lady»! Dazu muss man nicht wie die katzenwerfende Frau von den Simpsons aussehen, sondern einfach eine Faszination für Samtpfötchen in sich haben.
Mit wie vielen Vierbeinern wohnst du zusammen?
Ich habe eine Katze. Sie ist meine beste Freundin, fast schon eine Art Schwester. Aber in meiner Wohnung, ja sogar auf meinen Kleidern, lachen mir jeden Tag unzählige Katzengesichter entgegen.
Wenn ich mir so deine Bilder anschaue, erkenne ich doch eine gute Portion Verrücktheit darin. Denkst du, eine «Katzen-Sucht» kann jemanden auch in Schwierigkeiten bringen?
Verrückt nach Katzen zu sein, ist die schönste Sucht, die es gibt. Katzenhaltung ist reine Seelennahrung. Es ist bewiesen, dass das Schnurren von Katzen eine stimmungshebende Wirkung hat.
Eine zu hohe Dosis «Fellnase» gibt es also gar nicht?
Ich glaube nicht. Meiner Meinung nach reicht es, eine Katze zu haben, mit der man eine intensive Beziehung pflegt. Denn wie meine Bilder zeigen, kann die Persönlichkeit einer einzigen Samtpfote mit ihrer Präsenz
den ganzen Raum einnehmen.
Wer es aber mag, mehr Katzen zu besitzen, soll das tun. Gefährlich wird es erst, wenn man seinen menschlichen Pflichten gegenüber seinen Haustieren nicht mehr gerecht werden kann.
Ist das auch der Grund, wieso du deine Models immer nur mit einer Katze fotografiert hast?
Eigentlich schon, ja. Ich wollte damit die Mehrdimensionalität unserer geliebten Stubentiger herausarbeiten. Der Witz an den Bildern ist der, dass eigentlich nicht wir, sondern unsere Vierbeiner die Verrückten sind.
Eine Katze hat viele Gesichter – siehst du trotzdem einen gemeinsamen Charakterzug, der diese Tiere so faszinierend macht?
Jede Katze ist einzigartig und hat eine Persönlichkeit, die man bis in die Unendlichkeit erforschen kann. Das macht jede Katze für sich speziell und ist auch gleichzeitig die grosse Gemeinsamkeit aller Miezen. Katzen sind ambivalente Wesen. Mal fürchten sie sich vor der ganzen Welt und Sekunden später versuchen sie den Planeten zu regieren. Oft sind sie hinterlistig und gemein, aber genauso häufig sind sie verschmust und zuckersüss.
Was will eine verrückte Katzenfanatikerin allen anderen katzenvernarrten Leuten da draussen noch mitgeben?
Das Interview wurde schriftlich geführt.