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Literatur

Simone Meiers «Fleisch»: Mundgerechtes Lesevergnügen

Simone Meiers neues Buch heisst mit Fug und Recht «Fleisch».bild: american meat institute, via twentytwowords

«Fleisch» – Lehrer mit teigigen Figuren und Kopflesben sollten dieses Buch nicht lesen

Danke, Viktor Giacobbo, dass du das Gerücht in die Welt gesetzt hast, Simone Meier habe ein Manuskript in ihrer Schublade liegen. Sie ging danach sofort nach Hause und schrieb diesen skandalös schmissigen Roman mit dem schmackhaften Namen «Fleisch».
31.01.2017, 09:0931.01.2017, 16:30
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Eine kleine Warnung vorab:
Neben den teigigen Lehrern und den Kopflesben (das sind Frauen, die von Männern genervt sind und sich darum eine gleichgeschlechtliche Liebe gedanklich vorstellen, aber dann doch zu grossen Respekt vor den weiblichen Geschlechtsteilen haben) sollten auch eingefleischte Dörfler, Essiggurken, in Cupcakes vernarrte Mädchen, Kakerlaken und Thomas Mann dieses Buch nicht unbedingt lesen. Der ganze Rest: Los! Selbst Vegis dürfen sich dieses Buches annehmen, das mit dem Fleisch ist sehr symbolisch.

Fleisch
bild: American Meat Institute, via twentytwowords

In «Fleisch» sieht der schönste Promi-Pimmel der westlichen Welt aus wie ein besonders appetitliches Stück Kalbfleisch. Er ist ein optimal in der Hand liegender Rachepenis. Für all die eigenschaftslosen Jahre, die die 44-jährige Anna an Max verschwendet hat. An ihre Warum-nicht-Beziehung, in der sich erst das «Warum» irgendwo in der banalen Bequemlichkeit verlor, und die dann zwangsläufig zu einem reinen «Nicht» werden musste.

Auch der weniger grossartige Penis von Max hat seither einen gewissen Stolz entwickelt, weil er jetzt die junge Sue haben darf, die dralle Sue mit den silbernen Haaren. Allerdings muss er dafür bezahlen. 300 Franken die Stunde. Sie ist aber keine Prostituierte. Sue ist nur eine Lesbe, die in einem Kebab-Laden arbeitet und mit dem Geld ihre WG mit Blumentöpfen verschönert.

Fleisch
american meat institute, via twentytwowords

In dieser Wohnung wohnt auch Lilly, mit der Anna am liebsten in einem dieser schicken Ami-Schlitten mit offenem Verdeck ans Ende des Lebens fahren würde. Mit grossen Sonnenbrillen und flatternden Kopftüchern. Und während Lilly ihre Seminararbeit über «den Schrecken des Zwillingsmotivs in der amerikanischen Populärkultur von Stephen Kings The Shining bis zum Fall der Twin Towers» zu verachten beginnt, malt ihr pubertärer Bruder Bilder mit seiner eigenen Kacke. Das ist eben seine Art der Rebellion. 

Die Menschen in diesem Buch scheinen allesamt verrückt zu sein. Doch man gewöhnt sich sehr schnell an ihre lustigen Gehirne. Und dies so sehr, dass sie am Ende gar nicht mehr verrückt wirken, sondern einfach nur wie ein paar Leute, denen auf 250 Seiten rückhaltlos ein ganzer Haufen Menschentum angeworfen wurde.

Fleisch
american meat institute, via twentytwowords

Alle «Fleisch»-Figuren hassen ihre Eltern, das muss naturgemäss so sein, damit aus ihnen etwas Eigenes wird. Sigmund Freud hätte an dieser Stelle ein lautes und stürmisches «Bravo!» geäussert. «Bravo, Frau Meier, die Konsequenz, mit der Sie die Inzestgefahr gebannt haben, ist ganz nach meinem Gusto!» Weniger gebannt ist allerdings der Kastrationsschreck. Für Max zumindest. Der hat durch Anna ein nicht unbeachtliches Stück Mannhaftigkeit verloren:

«Jede Frau behauptete, ein Opfer zu sein, ein mehrfaches, sie fühlte sich schon als Opfer geboren. Und wenn sie überdies so überzeugend waren wie Anna, so autoritär mit einem autoritären Job in einer grossen Stadt, dann schlossen sich ihnen die andern Frauen an wie einem Rattenfänger und sie zogen als Heer aus Opfern übers Land, brandschatzten, marodierten und meuchelten die letzten Reste von Männlichkeit.»
Aus Max' Gedankenwelt in «Fleisch»

Darum ist es geradezu unerlässlich, dass sich Max, wenn nicht schon kastriert, dann doch wenigstens in der Nähe seines Manneszentrums ordentlich mit einem Messer zerfleischt. Heute nennt sich das auch Burnout.

Fleisch
american meat institute, via twentytwowords

So hört der Roman selbstverständlich nicht auf. Jemand kriegt noch einen Stein an den Kopf. Derselbe jemand hat danach sofort Sex im Halbdelirium. Und durch die letzten Zeilen weht die zarte Ahnung, dass Glück sehr wohl möglich ist. Auch wenn Glück nicht viel mehr ist als das Gefühl, dass etwas stimmt. Stimmen könnte.

Simone Meier – «Fleisch»: Gewinn' das Buch!

Wenn Simone Meier nicht gerade Bücher schreibt, schreibt sie Artikel für watson. Folgerichtig ist dies ein sehr inzestuöser Bericht, verfasst von einer Simone-Meier-Verehrerin, die tagtäglich neben ihr sitzt. Und weil dem so ist, werd' ich euch etwas verraten:

Simone Meier isst viel Fleisch, aber im Büro macht sie sich immer über Sushi her. Und Fisch macht gescheit. Und redegewandt. Vielleicht hat das ein bisschen Einfluss gehabt auf ihre verführerische Schreibe, aber das ist nur eine Vermutung.

Also, macht bei der Verlosung mit und gewinnt das Buch mit dem bunten Strauss an halbverrückten Menschen drin:

Falls du keine Lust auf Wettbewerb hast, kannst du «Fleisch» hier bestellen. Das Buch ist im «Kein & Aber»-Verlag erschienen.

Die Buchvernissage findet am 6. März im Zürcher Kaufleuten statt.

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