Laut der Nachrichtenagentur AP wird innerhalb der Kommunikationsabteilung des Weissen Hauses nach einem neuen Posten für Sean Spicer gesucht. Der Pressesprecher der Trump-Regierung könnte schon bald ganz abtreten, oder aber eine neue Rolle hinter den Kulissen übernehmen. Ziel: weniger Rampenlicht. Spicer soll selbst um seine Versetzung gebeten haben.
Auch wenn das nach seinen zahlreichen Fehltritten eine vernünftige Entscheidung sein mag, werden wir dies ein wenig bedauern, hat Spicer doch den Beruf des Pressesprechers neu interpretiert.
Hier die Highlights seiner kurzen Karriere.
Als Pressesprecher die vielen Fragen kritischer Journalisten zu beantwortet, kann echt mühsam sein. Überhaupt sind alle Medien fies und lassen weder an Trump noch an Spicer auch nur ein gutes Haar. Völlig verständlich also, dass der Pressesprecher nicht mehr mit der Presse sprechen will.
Deshalb schloss Spicer an einer Pressekonferenz einige Medienvertreter – darunter solche von CNN, der «New York Times», Buzzfeed und Politico – kurzerhand aus. Kameras und Tonaufnahmen sind an den Medien-Briefings grossenteils sowieso nicht mehr zugelassen. Wer braucht schon Medienfreiheit, wenn Spicer den Journalisten die Welt erklärt, wie sie ist?
CNN-Starreporter Jim Acosta meinte dazu am Montag auf CNN: «Der Pressesprecher gelangt an einen Punkt, wo er regelrecht nutzlos ist.»
Auch Trump hat übrigens selten Lust, sich den Fragen der Journalisten zu stellen. Deshalb nahm er auch – als erster Präsident seit Richard Nixon, der mit den Medien ebenfalls auf Kriegsfuss stand – nicht am jährlichen Korrespondenten-Dinner teil.
Ein halbleerer Platz bei der Inauguration von Donald Trump? Das kann einfach nicht wahr sein. Zumindest nach Spicers Logik muss es sich dabei ganz einfach um einen Fehler der Medien gehandelt haben. Trotz Luftbildern. Trotz offizieller Metro-Zahlen.
«Fakten müssen nicht immer stimmen», sagte Spicer an einer Pressekonferenz. Und auch Trump-Beraterin Kellyanne Conway versuchte, die Lüge blühende Fantasie von Spicer schönzureden: Nachdem ein Journalist an einer Medienkonferenz mehrmals nachgehakt hatte, wieso der Präsident seinen Pressesprecher hinausgeschickt habe, um Lügen zu verbreiten, antwortete sie, es handle sich ganz einfach um «alternative Fakten».
An einer Pressekonferenz in Washington machte Spicer mit einem erstaunlichen Vergleich über Syriens Präsident Bashar al-Assad von sich reden. Er sagte, nicht einmal jemand, der so «verabscheuungswürdig» gewesen sei wie Hitler, sei «so tief gesunken, chemische Waffen zu verwenden». Gaskammern fallen für ihn offenbar in eine andere Kategorie.
Während der Konferenz versuchte er zwar, sich aus diesem Statement herauszureden, doch er verhedderte sich immer mehr: «Er (Hitler) hat Gas nicht auf dieselbe Art und Weise gegen sein eigenes Volk eingesetzt, wie es Assad tut. (...) Er hat es in die Holocaust-Zentren gebracht, das ist mir klar. Aber was ich zum Ausdruck bringen will, ist die Art, wie Assad es eingesetzt hat, indem er in die Städte geht und es über den Stadtzentren abwirft.»
Mit Holocaust-Zentrum ist wohl Konzentrationslager gemeint. Wir empfehlen ihm, seinen Job als Pressesprecher nicht mit dem eines Geschichtslehrers auszutauschen.
Zugegeben, als Pressesprecher einer Persönlichkeit wie Donald Trump ist der Job tatsächlich nicht einfach. Deshalb bewundern wir Spicer, dass er sogar für Trumps missratenen «covfefe»-Tweet geradesteht.
Reporters burst into laughter as Sean Spicer insists Trump didn't misspell 'covfefe' tweet https://t.co/p0AsU7tz0x via @YouTube
— Andrew Cyr (@AC0040) 31. Mai 2017
Ob sein Nachfolger dem Präsidenten auch aus der Patsche helfen wird? Wir sind gespannt.