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Gerechtigkeit siegt

15 Arbeitszeugnis-Codes des Grauens und was sie bedeuten

Gute Miene zur schlechten Leistung: Der Chef.
Gute Miene zur schlechten Leistung: Der Chef.bild: shutterstock

«Wir schätzten seinen Eifer» – Was diese 15 Arbeitszeugnis-Codes wirklich bedeuten

Hast du schon mal ein Arbeitszeugnis gelesen und gedacht: Wow, das ist mal so richtig schlecht? Nein? Dann ist es Zeit zu erfahren, was hinter den Floskeln steckt ─ und wie dein Verhalten am Arbeitsplatz von aussen ausgesehen haben muss.
28.04.2017, 08:2229.04.2017, 08:13
Jodok Meier
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Arbeitszeugnisse sind immer so eine Sache. Codiert oder nicht codiert ─ das sollte eigentlich keine Frage sein. Denn codierte Arbeitszeugnisse sind nicht erlaubt. Was hingegen als codiert gilt und was nicht, ist eine andere Sache. Und Hand aufs Herz: So wirklich schlecht lesen sich Arbeitszeugnisse ja höchst selten.

Die jeweils ähnlichen Formulierungen kommen natürlich nicht von ungefähr. Wir helfen dir nicht nur beim Decodieren der gängigsten Floskeln, wir zeigen dir auch, wie dich dein Chef demnach wahrgenommen hat. Augen auf und durch:

«Wir schätzten seinen/ihren Eifer.»

Mit dem kann man leben. Eifrig, wie eine Biene oder so.

Was es eigentlich heisst:

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Dabei klingt es ja wirklich sehr löblich. Eifer schadet doch wirklich nicht. Und irgendwie doch ein bisschen, wenn es ums Arbeitszeugnis geht.

Demnach zu urteilen, hat dein Chef dich so gesehen:

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So viel Eifer und doch so schlecht.gif: giphy

«In seinem/ihrem Verhalten war er/sie stets ein Vorbild.»

Richtig. Manchen wird das Bewusstsein für ihre Vorbildsfunktion schlicht in die Wiege gelegt.

Was dir dein Chef damit sagen will:

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gif: imgur

Vorbild? Aber hallo Freunde! Aber eben nur ein Vorbild im Verhalten. Folgen auf diese Formulierung keine Ausführungen über Leistungen, heisst das nichts wirklich Gutes. Gar nichts Gutes.

Denn dein Chef hat dich vermutlich in etwa so wahrgenommen:

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Eigentlich gut gemeint, aber halt doch zu wenig.gif: giphy

«Im Umgang mit Vorgesetzten und Mitarbeitern war er/sie korrekt.»

Immerhin im Umgang mit Mitmenschen korrekt. Das kann gar nicht negativ aufgefasst werden.

Was dein Chef damit meint:

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Voll fies. Bist du gemäss codiertem Arbeitszeugnis aber «stets freundlich und korrekt» giltst du als beliebt und korrekt. Steht dies aber nicht, ...

... hat dich dein Chef in der Kaffeepause wahrscheinlich nur so tiefgründig erlebt:

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... nach dem Karaoke-Schlamassel am Weihnachtsessen allen Ernstes so:

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... und beim Feierabendbier etwa so:

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«Allen Aufgaben hat er/sie sich mit Begeisterung gewidmet.»

So soll es sein. Mit Begeisterung zum Erfolg!

Na, ahnst du, was dir dein Chef so mitteilen will?

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Kommen euch Sätze wie: «Die Kollegin kommt noch mit, sie ist ... mega lustig!» oder «Ach, es war super, er ist halt ... mega lieb» bekannt vor? So formuliert man dieses Gefühl in der Geschäftswelt.

Und für deinen Chef sieht das so aus:

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Looos!gif: reactiongifs

Oder dann halt so:

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Die Begeisterung im Gesicht ist deutlich zu sehen.gif: reactiongifs

«Er/Sie war tüchtig und wusste sich gut zu verkaufen.»

Tüchtigkeit erinnert an Eifer, was im Arbeitszeugnis offenbar weniger optimal ist. Aber immerhin kann man sich gemäss dem Chef gut verkaufen. Das ist nicht Nichts. Oder?

In Tat und Wahrheit bedeutet dies:

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gif: imgur

Wie man an dieser Stelle in zeitgemässer Ausdrucksweise anmerken könnte: Läuft nicht bei dir.

Aus der Sicht deines Chefs siehst entweder du so aus:

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Oder vielleicht auch so:

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«Er/Sie war fleissig und hat die ihm/ihr gemässen Aufgaben zuverlässig bearbeitet.»

Fleissig und zuverlässig. Ha, da hast du dein Mami eines Besseren belehrt! Gell, Chef?

Wie man die Worte deines Chefs verstehen muss:

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quelle: rhetorik.ch
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Es scheint, als wäre gar nichts mehr gut genug. Bis dahin kann man lediglich festhalten: Ein Arbeitszeugnis ist ein Stück Kunst, das dein diskussionsloses Scheitern in Worte gefüllt mit Liebe und Hoffnung konvertiert. Und wenn diesbezüglich von Fleiss und Zuverlässigkeit die Rede ist, dann ... 

... nimmt dich dein Chef so wahr:

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«Er/Sie verfügt über Fachwissen und gesundes Selbstvertrauen.»

Jawohl, so ist es! Hätte ich nicht schöner ausdrücken können.

Tatsächlich hat es dein Chef aber so ausgedrückt ─ und das damit gemeint:

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Upps. Wobei gesagt werden muss, dass dies eine unzulässige Codierung wäre. Denn gesundes Selbstvertrauen unterscheidet sich massgeblich von Arroganz. Nichtsdestotrotz wird (oder wurde zumindest) diese Codierung verwendet.

Und zwar wenn du dich so verhalten hast:

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Oder er hat gehört, wie du das von dir gegeben hast:

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«Er/Sie zeigte eine erfrischende Art im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten.»

So falsch kann das nicht sein. Ich habe tatsächlich etwas frischen Wind in die Bude gebracht, könnte man meinen. Gern geschehen.

Das hielt dein Chef von deinem frischen Wind:

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Macht keinen Spass mehr so.

Auch «eine erfrischende Art» bedeutet nichts Gutes. So wie wenn ein Kleid «zeitlos» ist oder dein Partner sich von dir trennt, weil «er/sie jemanden wie dich nicht verdient hat».

Du, durch die Brille des Chefs, als du ihn beim Mitarbeitergespräch verzaubert hast:

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Und das bist du, wenn Monika von der Reception etwas «für alle» in den Pausenraum stellt:

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«Er/Sie arbeitete mit grösster Genauigkeit.»

Darf man sich jetzt freuen, weil man wenigstens genau war?

So sehr schätzte dein Chef deine Genauigkeit:

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Weisst du, da gibt man sich einmal Mühe. Achtet auf jedes Detail. Liest jedes Rundmail, jede AGB gewissenhaft durch. Und dann das. Merci für dä!

Gemäss deinem Chef siehst du bei der Arbeit so aus:

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«Gegenüber unseren Kunden war er/sie schnell beliebt.»

Der Umgang mit den Kunden ist das A und O. Immerhin das sitzt.

Und so sehr schätzt dein Chef deinen Kundenumgang:

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Und dabei wolltest du doch nur geliebt werden. Vielleicht war da der Freundschaftsrabatt auf den Wochenendrabatt des Aktionsangebots etwas zu viel. Findet jedenfalls dein Chef.

Weil er deine Arbeit so in Erinnerung gehabt hat:

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Du bist die Oprah deines Büros! (Und ja, es hat tatsächlich einen Schreibfehler dabei)gif: giphy

«Er/Sie hatte Gelegenheit, sich das notwendige Fachwissen anzueignen.»

Niemand ist unfehlbar und deshalb ist es keine Schande, dass man sich zuerst noch Fachwissen aneignen musste. Spricht für den Arbeitswillen!

Übersetzt bedeutet dies:

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Es wird einem nichts geschenkt. Du hast zwar das Praktikum gekriegt, obwohl du mit deinen 23 Jahren nicht die geforderten zehn Jahre Berufserfahrung mitbringst, den gewünschten Hochschulabschluss noch nicht in der Tasche hast und nur vier der eigentlich erwünschten 17 Sprachen fliessend sprichst. Und eigentlich auch drei Jahre zu alt für diese Stelle bist. Tja, hat dennoch nicht gereicht.

So nimmst du deine Chancen wahr, wenn es nach deinem Chef geht:

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«Für die Belange der Belegschaft bewies er/sie stets grosses Einfühlungsvermögen.»

Can't help it ─ bin nun mal ein einfühlsamer Typ. Immer für die Anderen zur Stelle.

Einfühlungsvermögen etc. nach Definition deines Chefs:

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BAM. Der ging in die Magengrube. Und dein Chef meint natürlich, dass du auf das stehst, du Perversling.

Denn solche Gesten ist er sich von dir gewohnt:

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Und hier dein Move, wenn dein Schwarm harmlos fragt, ob noch jemand eins trinken kommt:

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«Er/Sie hat alle Aufgaben in seinem/ihrem und im Interesse der Firma gelöst»

Jetzt aber. Alle Aufgaben wurden gelöst ─ dann auch noch im Interesse der Firma. Und das Interesse der Firma deckt sich ja sozusagen mit meinem.

In Tat und Wahrheit will ein dein Chef damit das Folgende ausdrücken:

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Das ist arbeitszeugnistechnisch der GAU, der Knock-Out, dein ganz eigenes Waterloo. Punkt.

Wenn der Chef an dich denkt, tut er dies in folgenden Bildern:

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Zu Ende schauen ...gif: giphy

Einfach nur dreist:

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«Er/Sie verstand es, alle Aufgaben stets mit Erfolg zu delegieren.»

Zugegeben: Das klingt bereits so etwas dubios. Aber dennoch ist von Erfolg die Rede. Wird so schlimm nicht sein.

Effektiv damit sagen wollte dir dein Chef das hier:

Surprise
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Ach, komm schon! Ich wollte doch nur, dass Chantal und Luca wichtige Erfahrungen sammeln. Und habe sie deshalb meine Arbeit erledigen lassen. Offensichtlich hat das dein Chef nicht so aufgefasst ...

... und schätzt dich darum so ein:

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... und du bist hierbei der Hund.gif: giphy

«Er/Sie war seinen Mitarbeitern jederzeit ein/e verständnisvolle/r Vorgesetzte/r»

Egal was kommt, du hattest in diesem Fall wenigstens Leute unter dir und somit ein Mindestmass an Autorität. Gute Neuigkeiten?

So sehr schätzte dich dein Chef als Führungskraft:

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Natürlich ist man auch in Führungspositionen vor schlechten Arbeitszeugnissen nicht sicher. Aber das Prädikat «keinerlei Autorität» ist gerade etwas gar harsch. Es kann nur damit erklärt werden, dass dein Chef dich ...

... so wahrnahm:

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Es gibt aber auch positive Codes:
Prinzipiell sind Formulierungen wie unter anderem

... stets zu unserer vollsten Zufriedenheit
... herausragende Arbeitsergebnisse
... in allerbester Weise erledigt
... im höchsten Masse zuverlässig
... umfassende Fachkenntnisse, auch in Randbereichen
... wird von Mitarbeitern anerkannt und geschätzt

äusserst positiv zu werten. Generell ist es für Aussenstehende ​schwierig, die Codes zu entziffern, da diese von Branche zu Branche oder über Zeit variieren können.

Und ja: es gibt auch Chefinnen. Es sei mir verziehen, dass in diesem Artikel lediglich von «dem Chef» die Rede war. Hat irgendwie besser gepasst.

Wie es zu schlechten Arbeitszeugnissen kommt? Hier über hundert mögliche Antworten in Bildern:

1 / 103
Du hattest EINEN Job ... (und hast trotzdem versagt.)
Plättchen-Mensch, du hattest EINEN Job!
Bild: Imgur
quelle: https://imgur.com/gallery/uw1tlmh
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Kommen dir diese Formulierungen bekannt vor? Oder kennst du noch perfidere? Wir sind gespannt.

DANKE FÜR DIE ♥
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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Donald
28.04.2017 09:11registriert Januar 2014
Ihr wisst schon, dass dieses sie/er, ihr/ihm etc. den Lesefluss tötet?
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Charlie Brown
28.04.2017 08:52registriert August 2014
Das eigentliche Übel ist ja, dass ein Arbeitszeugnis gar nicht offen und ehrlich sein kann. Auch wenn im Gesetz übrigens der Grundsatz "Wahrheit vor Wohlwollen" gilt, haben die meisten Arbeitnehmer das Gefühl, sie hätten Anspruch auf ein gutes Zeugnis (selbst wenn sie wegen ausgewiesener Inkompetenz und stinkender Faulheit zum Teufel gejagt wurden).

Ich halte es so: Seit ich selbst Zeugnisse schreibe, lese ich keine mehr.

Und zu #13: Das ist nun grosser Quatsch. Von dieser Formulierung auf ein Vergehen zu schliessen ist schlicht falsch.
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The oder ich
28.04.2017 08:46registriert Januar 2014
Am schlimmsten sind die Chefs, die solche Formulierungen benutzen, weil sie die Codes nicht kennen.
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