So stelle ich den Wecker auf 7 Uhr. Dies ist jedoch überflüssig. Ab 4 Uhr kräht der Hahn aus Nachbars Garten im Viertelstundentakt. Ich dachte ja immer, Hähne krähen nur bei Sonnenaufgang. Aber in Äquatorialguinea ist womöglich alles bisschen anders. Ich weiss im Weiteren nicht, ob es andere Hauptstädte gibt, in welchen man mitten im Zentrum von Hühner-Gegacker geweckt wird. Hier lebt in den Strassen auf jeden Fall mehr Federvieh als in Schweizer Dörfern Katzen.
Malabo ist ein verschlafenes Nest. Überall spriessen Palmen, eine richtige Grünstadt. Manchmal wirkt die Szenerie fast wie eine Geisterstadt. Dazu trägt auch der Harmattan bei, der Wüstenwind aus der Sahara, welcher hier den Himmel grau färbt und dieser Tage wie eine Dunstglocke über der Insel hängt. Weiter als einen Kilometer reicht die Sicht kaum.
Während anderswo in Afrika das Leben auf der Strasse stattfindet, sind diese hier fast wie leergefegt. Das Verkehrsaufkommen ist sehr überschaubar, was allerdings auch nicht weiter überrascht, wenn dreispurige Autobahnen aus der Stadt führen, obwohl ausserhalb Malabos kaum Leute leben. Bettler sehe ich trotz weit verbreiterter Armut keine und es soll selbst nachts auch für Weisse sicher sein.
Die Akkreditierung für den Afrika-Cup ist schnell besorgt. Geld braucht es noch und vor allem eine SIM-Karte. Denn meine Schweizer SIM findet hier kein Netz. Glücklicherweise begleitet ein Einheimischer zwei Journalistenkollegen und mich durch die Ecken der Kleinstadt. Erst werden Banken abgeklappert. Doch Geld wechseln kann man dort nur, wenn man auch ein Konto besitzt. Zudem ist der Kurs schlecht. Wir erhalten den Tipp, dass ein kleiner Laden um die Ecke, welcher neben Stoff auch Waschmaschinen und Esswaren verkauft, Geld wechselt. Der Kurs ist super, die Knete besorgt. Schwarzmarkt sei dank!
Weiter geht es mit der SIM-Karte. Beim ersten Anbieter im gekühlten Bürogebäude geht das momentan nicht, weil das System nicht funktioniere. Wir sollen am Nachmittag nochmals kommen. Dann klappe es vielleicht. Wir wollen nicht warten und setzen auch hier auf die Strasse. Unter einem Zelt diskutieren wir rund eine Stunde, dann sind alle ausgerüstet.
Nächster Stopp: Medienzentrum. Dieses soll auf einer am Morgen noch eilig verschickten Mitteilung des Afrikanischen Verbandes (CAF) im Stadionbauch sein. Doch die Tore sind verschlossen und der Polizist am Eingang meint aus seinem Schattenplätzchen: «Medienzentrum? Noch nie gehört. Heute ist Sonntag und eh alles zu.» Er gewährt uns trotzdem Einlass auf das Gelände.
Wir suchen die Räume ab, aber alle sind leer. Der Kontakt der Medienverantwortlichen von Malabo funktioniert natürlich auch nicht und wir glauben schon, dass wir am falschen Ort sind. Da kommt ein Journalist aus Spanien: «Willkommen im Medienzentrum. Das Wlan-Passwort ist Sportfootball. Mehr weiss ich auch nicht.»
Die Organisation ist wie erwartet chaotisch. Man kann dem CAF allerdings fast keinen Vorwurf machen. In zwei Monaten wurde hier eine Kontinentalmeisterschaft aus dem Boden gestampft. Für andere Grossanlässe dauert jeweils alleine die Suche nach einem Maskottchen so lange.
Fast logisch, dass da versprochene Transporte, Hotels, Kontakte, Medienzentren nicht funktionieren oder nicht existieren. Am Stadion in Malabo wird noch am Tag vor dem ersten Spiel gemalt und einiges wird wohl nie fertig. Es ist wie so oft in Afrika und mit ein Grund, warum ich diesen Kontinenten liebe: Auch wenn nicht alles läuft wie es sollte, irgendwie geht es am Ende immer.
Aber den Africa Cup innert zwei Monaten zu organisieren ist schon eine reife Leistung - ich bin mir nicht sicher, ob das in Europa so klappen würde...