Beat Feuz ist ein Phänomen. Sein Teamkollege Marc Gisin brachte es auf den Punkt. Nach einer Abfahrt in Kitzbühel notabene, die Gisin als Fünfter beendete und somit besser klassiert als jemals zuvor im Weltcup. «Ich habe mir gesagt, der Beat hat jetzt fünf oder sechs Abfahrtsläufe in dieser Saison und der fährt mir nicht um die Ohren. Und jetzt ist er mir doch um die Ohren gefahren.» Gisin sagte es und lachte. Er gönnt dem Teamkollegen den zweiten Platz auf der Streif: «Beat ist ein unglaublicher Skifahrer.»
Ende August hatte sich Beat Feuz im Training einen Teilriss der Achillessehne zugezogen. Die Vorbereitung auf die Saison fand ein jähes Ende. Schon kurze Zeit später gab der 28-Jährige das Ziel bekannt, in Wengen in den Weltcup einzusteigen. «Das Ziel ist, in drei bis vier Monaten wieder auf den Ski zu stehen», sagte er. Viele hielten diesen Plan für verrückt.
Mitte Dezember, also nur dreieinhalb Monate nach der Operation, kehrte Feuz auf die Piste zurück. «Der Versuch hat sich den Umständen entsprechend gut angefühlt. Von einem Training auf Weltcup-Niveau bin ich aber noch weit entfernt», liess er damals verlauten. Nach einigen Tagen fuhr er im Training einen Super-G. «Auf flachem Gelände. Trotzdem war es unmöglich, die Kurven auf Zug zu fahren.»
Mitte Januar kam Feuz nach Wengen. Sprünge hatte er bis dahin noch keine trainiert. Trotzdem wagte er sich im Abfahrtstraining über den Hundschopf und entschied: «Ich fahre.»
Bei seiner dritten Fahrt auf Abfahrtsski fährt er am Lauberhorn auf Rang 11. In Kitzbühel kommen zwei Trainings dazu. Danach sagt er: «Ich werde in der Abfahrt wahrscheinlich am Start stehen. Die Erwartungen dürfen nicht zu hoch sein. Mir fehlt das Training. Irgendwann wird es vorwärtsgehen.» Der Rest ist bekannt: Auf der Streif fährt er am Samstag auf Rang zwei. «Unglaublich, ich kann es nicht richtig realisieren. Es ging so schnell.»
Wie ist ein solcher Exploit möglich? Er selbst kann es sich nicht wirklich erklären. Wir versuchen es trotzdem: