«Grümpis sind ein Auslaufmodell.» So formulierte es unlängst der «Zürcher Unterländer» und diese Diagnose hat wohl ihre Richtigkeit. Denn von den 15 Fussballklubs in der Region führen dort nur noch drei (Embrach, Bassersdorf und Rümlang) ein Grümpelturnier durch.
Landauf, landab verschwinden die Plauschturniere im Sommer. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Mal ist es eine Gemeinde, die es satt hat, nach jedem Grümpelturnier den Platz neu herzurichten. Oder es sind die Klubmitglieder, die zu faul sind, um mitzuhelfen. Und vor allem ist die Konkurrenz durch andere Veranstaltungen grösser geworden. Unsere mobile Gesellschaft ist bei der Auswahl der Anlässe, die besucht werden, nicht mehr auf das eigene Dorf und die Nachbarorte beschränkt.
«Die Leute planen heute nicht mehr Wochen im Voraus, sondern sind eher spontan», sagt Chris Hirt vom FC Elgg, einem Drittligaklub in der Nähe von Winterthur. Es sei immer schwieriger, Mannschaften für ein klassisches Grümpi zu gewinnen. Vielerorts werde gar kein Plauschturnier mehr durchgeführt, weil der Aufwand den Ertrag nicht mehr rechtfertige.
Auch in Elgg stellt Hirt einen Rückgang der Teilnehmerzahl fest: «Wenn wir unsere Zahlen betrachten, dann haben wir etwa zwölf Prozent weniger Teilnehmer als noch vor zehn Jahren. Im Vorjahr waren es noch 140 Mannschaften», so Hirt. Das ist kein bedrohlicher Rückgang. Aber ein Trend, den der Klub aufhalten will.
Gegensteuer gibt man in Elgg, in dem möglichst viele der verschieden ambitionierten Fussballer erreicht werden. Natürlich gibt es auch an Grümpelturnieren ehrgeizige Spieler, die um jeden Preis das Turnier gewinnen wollen. Aber es gibt eben auch solche, die beim Ausscheiden nicht enttäuscht sind. Und reine Spass-Tschütteler, denen das Bier danach wichtiger ist als das Spiel.
«Unser Motto lautet schon seit einigen Jahren ‹Meh als nur Fuessball› und das leben wir auch», erklärt Hirt, der Goalie der 1. Mannschaft des FC Elgg. «Fussball soll am Grümpelturnier zur Nebensache werden, viel wichtiger ist die gemeinsame Zeit mit Freunden.» Entsprechend wird viel ins Rahmenprogramm investiert: in Live-Musik, in DJs, in nicht alltägliche Verpflegung. «Wir wollen dem Besucher jedes Jahr etwas Neues bieten, so dass er wieder kommt und unbedingt wissen will, womit wir in diesem Jahr auffahren.»
Die Essenz eines Grümpelturniers bleibt gleichwohl der Fussball. Wobei die Veranstalter durchaus kreativ sind. Beim FC Bütschwil gibt es beispielsweise eine Kategorie, in der auch noch gejasst wird und es Punkte beim Seilziehen zu gewinnen gibt. In Pieterlen bei Biel wird dieses Jahr erstmals «Fusspong» angeboten. Und im bernischen Wileroltigen, an der Grenze zum Kanton Fribourg gelegen, wurde für das Plauschturnier ein äusserst ungewöhnliches Reglement entwickelt. Schiesst ein Team ein Tor, so darf der Gegner dafür einen Penalty schiessen. Und der Turniersieger wird nicht auf dem Rasen ermittelt, sondern bei der Rangverkündigung ausgelost.
Auch in Elgg haben sie für solche Spass-Tschütteler eine Kategorie geschaffen: den «Luschen-Cup». In diesem gibt es zwar für einen Sieg auf dem Fussballplatz wie bei jedem anderen Spiel drei Punkte. Aber danach wird gewürfelt und da können mehr Punkte gewonnen werden als auf dem Rasen, nämlich die Differenz der Augen. Eines der Spiele trägt jedes Team zudem in einem aufblasbaren «Töggelikasten» aus. «Die Rückmeldungen dazu sind sehr positiv», freut sich Chris Hirt. Viele Mannschaften würden verkleidet antreten, was den Spassfaktor nochmals erhöhe.
Mit Verkleidungen fing einst auch eines der mittlerweile grössten Grümpelturniere der Schweiz an: jenes in Ebnat-Kappel. Dort wurde, noch bevor es einen Fussballklub gab, Geld für den Umbau des Schwimmbads gesammelt. Die Badi gibt es immer noch, längst auch einen FC, und das Grümpi ist dessen wichtigste Einnahmequelle. Es ist beinahe zum Selbstläufer geworden, und zum grössten Dorffest des Jahres.
Rund 180 Mannschaften nehmen am Turnier teil und abends im Festzelt treffen sich Weggezogene und Dagebliebe. Wessen Familie nicht mehr im Dorf wohnt, kehrt oft nur noch einmal im Jahr zurück: fürs Grümpelturnier, weil man da seine Leute von früher wieder trifft.
Sorgen, dass das Turnier wie anderswo vor dem Aus steht, kennt man in Ebnat-Kappel nicht. Viel grösser sollte das Fest aber nicht mehr werden, denn schon jetzt steht jedes Klubmitglied lange im Einsatz, um mitzuhelfen. Ohne die Fronarbeit vor, während und nach dem Grümpi und ohne den Goodwill aus dem Dorf wäre dessen Durchführung unmöglich.
In Elgg hoffen sie, dass das Grümpelturnier ebenfalls weiterhin seinen festen Platz im Veranstaltungskalender hat. Chris Hirt jedenfalls kündigt an: «Aufgeben werden wir noch lange nicht!»