Sven Bärtschi hat einen Lauf: Beim 3:0-Heimsieg gegen die Arizona Coyotes hat der Stürmer im dritten Spiel hintereinander getroffen. Er verhalf seinen Canucks so zum bereits fünften Sieg in Serie. Damit darf sich Vancouver nach knapp der Hälfte der Regular Season entgegen aller Prognosen weiter Hoffnungen auf die Playoffs der NHL machen.
Mit 11 Toren und 12 Assists in 37 Spielen liegt Bärtschi in der internen Torjägerliste der Canucks hinter Bo Horvat und Hendrik Sedin momentan auf Rang 3. Keine Selbstverständlichkeit, denn der 24-jährige Oberaargauer hat eine schwierige Zeit hinter sich.
Der Saisonstart verlief harzig, die ersten 13 Spiele blieb er ohne Treffer. Häufig musste Bärtschi mit einer negativen Bilanz vom Eis. Schon in der Vorsaison waren ihm in den ersten 27 Spielen bloss 7 Skorerpunkte gelungen, ehe er aufdrehte. Doch just als seine Leistungen langsam besser wurden, folgte der nächste Rückschlag: Am 10. Dezember verliess Bärtschi das Eis beim 2:4 in Florida mit einer Minus-3-Bilanz, keinen einzigen Schuss hatte er in 14:14 Minuten aufs gegnerische Tor abgegeben.
Coach Willie Desjardins verpasste dem einstigen Langenthal-Junior eine Denkpause und setzte ihn für die nächste Partie auf die Tribüne. Dem Erstrunden-Draft von 2011 drohte das selbe Schicksal wie in Calgary. Dort schlug er bei den Flames als Rookie zwar ein wie eine Bombe. Danach war er aber nur selten «svensational», dafür zu unkonstant und er wurde von ZSC-Meistertrainer Bob Hartley für die nächsten drei Jahre mehrheitlich in die AHL ausgesondert.
Ähnliches wollte Bärtschi diesmal unbedingt verhindern. Die Verbannung auf die Tribüne war dann auch wie ein Weckruf. «Das veränderte meine Einstellung. Niemand will da oben sitzen. Ich fühlte mich, als würde ich das Team dort unten im Stich lassen. Als ich dann zurückkam, begann ich, wirklich gut zu spielen», erklärte Bärtschi zuletzt gegenüber CBC.
Mit der Wut im Bauch skorte der linke Flügel im nächsten Spiel gegen Carolina gleich zwei Tore und einen Assist. Seither läuft es fast wie am Schnürchen. Sieben Tore und fünf Assists hat Bärtschi seit seinem Tribünen-Gastspiel in elf Partien erzielt. Mit Bo Horvat und Anton Rodin versteht er sich in der dritten Linie blendend. Und auch wenn er mal in der ersten Angriffsreihe oder im Powerplay neben den Sedin-Zwillingen Henrik und Daniel auflaufen darf, fügt er sich hervorragend ein.
Fürs erste reitet Bärtschi, der in Vancouver noch einen Vertrag bis 2018 hat und jährlich 1,85 Millionen Dollar verdient, also auf der Erfolgswelle. Nun gilt es, seine grösste Schwäche auszubügeln: die Inkonstanz. In der letzten Saison produzierte er in 69 Partien 15 Tore und 13 Assists. Bei diesen Werten ist Bärtschi schon fast angekommen.
Der vielseitige Flügel wird, anders als in Calgary, in Vancouver die Zeit erhalten, um sich weiter zu entfalten. Denn die Canucks befinden sich am Beginn einer Umbauphase, die Sedins sind auch schon 36-jährig und werden wohl nicht mehr allzu lange spielen. Der Druck ist deshalb überschaubar, niemand erwartet Wunderdinge von diesem Team. Aber skort Bärtschi so weiter, wird das Managemant nicht darum herumkommen, um ihn, Bo Horvat, Brandon Sutter und Jake Virtanen die neue Canucks-Offensive aufzubauen.