Sie kamen als Heilsbringer zu einem Topklub. Sollten ihren neuen Arbeitgeber zu Pokalen schiessen. Sollten Fans begeistern. Doch sie enttäuschten auf der ganzen Linie. Eine Auswahl von Transferflops und was aus ihnen wurde.
Der Name des Ukrainers dürfte selbst Hardcore-Fans von Barça nicht geläufig sein – und das nicht nur, weil man ihn kaum unfallfrei aussprechen kann. Tschygrynskyj verbringt seine Karriere in der Heimat, ehe er im Sommer 2009 von Schachtar Donezk zu Barcelona wechselt. Sagenhafte 25 Millionen Euro lassen sich die Katalanen den Innenverteidiger kosten. Er spielt dann fast nie und kehrt nach einer Saison in die Ukraine zurück.
Beim Hamburger SV räumt die dänische «Humörbombe» zwischen 1997 und 2000 ab, danach säbelt Gravesen fünf Jahre lang in Diensten von Everton. 2005 reiben sich dann Fans weltweit verwundert die Augen: Real Madrid verstärkt sein weisses Ballett mit diesem glatzköpfigen Holzfuss! Die Häuptlinge Beckham, Ronaldo oder Figo brauchen zwar einen Indianer, weshalb Gravesen zu vielen Einsätzen kommt. Seine rustikale Art wird aber kaum geschätzt und nach einem Zoff mit Mitspieler Robinho im Training wechselt Gravesen nach eineinhalb Jahren zurück auf die britische Insel, wo Spieler wie er besser hinpassen als zu Real Madrid.
Arsenal-Captain Tony Adams ist im Jahr 2000 verletzt und Arsène Wenger benötigt Ersatz. Also befindet sich Igors Stepanovs im Probetraining, wo der Lette aber abfällt. Bloss weil die Mitspieler ihren Kollegen Martin Keown foppen wollen, loben sie Stepanovs in den höchsten Tönen – bis Wenger zu glauben beginnt, dass der Innenverteidiger tatsächlich sein Mann der Zukunft sein könnte. Ray Parlour verrät in seiner Biographie: «Eine Woche später sitzt Igors in der Kabine und als ich ihn frage, was er da noch mache, antwortet er mir, er habe einen Vier-Jahres-Vertrag unterschrieben. Unglaublich!» Stepanovs spielt bei Arsenal kaum und wechselt 2004 nach der überraschenden EM-Teilnahme Lettlands zu GC, wo er zwei solide Saisons absolviert.
Ein brasilianischer Weltmeister von 2002, der in Europa keine Stricke verreissen kann und fünf Jahre nach dem Titelgewinn beim MSV Duisburg kickt. Von 1999 bis 2004 ist Roque Junior, der beim WM-Gewinn Stammspieler ist, bei der AC Milan unter Vertrag. In dieser Zeit bringt er es aber bloss auf 44 Einsätze, wird nach Leeds und Siena ausgeliehen.
Im Sommer 2011 engagiert Bayern München den talentierten Japaner – wohl eher aufgrund seiner Herkunft als wegen seines Talents. Dieses ist zwar vorhanden, doch für die Bayern reicht es Usami nicht. Er spielt zumeist nur in der Amateur-Mannschaft der Münchner, wird nach Hoffenheim verliehen und kehrt schliesslich zu Gamba Osaka zurück. Seit dem Sommer ist der mittlerweile 24-Jährige zurück in der Bundesliga: Usami steht beim FC Augsburg unter Vertrag. Am 1. Spieltag darf er neun Minuten lang mitspielen, seither ist er ohne Einsatz.
Wenn dir Fans den Spitznamen «Lahme Ente von Twente» verleihen, dann ist das in der Regel kein besonders gutes Zeichen. 2008 wechselt Orlando Engelaar von Enschede zu Schalke, weil Fred Rutten als Trainer den gleichen Weg macht und den 1,99 m grossen Mittelfeldspieler unbedingt haben will. Das Engagement endet nach einer Saison ohne Bundesliga-Tor, aber zwei Platzverweisen.
Sir Alex Ferguson hat nicht nur Perlen aus dem Transferteich gefischt. 2003 verpflichtet er den kamerunischen Mittelfeld-Rackerer Eric Djemba-Djemba. Doch die Fussstapfen von Roy Keane sind zu gross, nach bloss 20 Einsätzen in drei Saisons ist die Zeit im Old Trafford vorbei. Djemba-Djemba tingelt fortan durch die Fussballwelt, kickt unter anderen in Dänemark, Israel, Indien, Indonesien – und seit dem Herbst im Waadtland, als mittlerweile 35-Jähriger beim 2.-Liga-Klub Vallorbe-Ballaigues.
Der kleine Schwede spielt eine fantastische EM 1992 und gewinnt 1994 sensationell WM-Bronze. Wenig später bricht sich Brolin den Fuss und ein rasanter Abstieg beginnt. Aus Parma wechselt er nach Leeds, wo er primär durch sein Übergewicht auffällt. Brolin lässt sich zum FC Zürich ausleihen, wo er aber nur vier Spiele absolviert. Man wehrt sich nicht, als Leeds Brolin zurückpfeift, schliesslich ist im Archiv dieser schöne Satz aus der «Basler Zeitung» zu finden: «Nicht zu verschweigen war der Eindruck, Brolins Einsatz habe den FCZ defensiv mehr destabilisiert als ihm offensiv genützt.»
Tröstlich für die Konkurrenz, dass auch der FCB nicht immer alles richtig macht. 2006 wird Delron Buckley von Borussia Dortmund ausgeliehen. Doch der einstige Spektakelmacher von Bochum und Bielefeld schlägt in Basel nicht ein. Am ehesten in Erinnerung ist noch das Foto von seiner Vorstellung, auf dem der dunkelhäutige Südafrikaner blasser aussieht als die Solarium-gebräunte Präsidentin Gigi Oeri. Die beste Zeit seiner Karriere ist vorbei, nach einer Saison gibt Basel Buckley wieder ab.
Mit der schönen Referenz von 30 Toren in 53 Spielen für ZSKA Moskau wechselt der brasilianische Stürmer 2008 zu Manchester City. Nach einem halben Jahr haben die Himmelblauen bereits genug gesehen: Jô wird zu Everton abgeschoben, später zu Galatasaray. Als er danach in der Heimat bei Atlético Mineiro wieder regelmässig trifft, bringt ihm das ein Aufgebot für die WM 2014 im eigenen Land ein. Er schiesst zwar kein Tor, wird aber in einigen Spielen eingesetzt – wobei er beim 1:7 im Halbfinal gegen Deutschland auf der Ersatzbank mitleiden muss.
Neun Tore in fünf Saisons: eine ziemlich magere Bilanz für einen offensiven Mittelfeldspieler. Es ist Ibrahim Affelays Bilanz seit seinem Wechsel zu Barcelona 2011. Zuvor beim PSV Eindhoven überzeugt er, schiesst 35 Treffer in 159 Einsätzen, was dazu führt, dass Barça seine Ablösesumme bei einem weiteren Transfer vertraglich auf 100 Millionen Euro festlegt. Als er nicht einschlägt, wird er deshalb statt verkauft bloss ausgeliehen: an Schalke und zu Olympiakos. Seit 2015 kickt Affelay beim Shaqiri-Klub Stoke City, wobei er wegen einer Knieverletzung seit längerer Zeit fehlt und in dieser Saison noch nicht spielen konnte.