Während die National League erst nächste Woche startet, verwöhnt uns die Champions Hockey League schon wieder mit Eishockey. Geboten werden dem Fan dabei nicht nur 60 Minuten Action auf dem Eis, sondern während und nach der Partie umfassende Statistiken.
Links die Schüsse der ZSC Lions, rechts von Gap. Schwarze Punkte sind der Abschussort von Toren, graue von Saves, rote von geblockten Versuchen und kleine rote von Schüssen, die neben das Gehäuse gingen.
Neben den Schüssen werden auch Bullys gezählt und die Eiszeit (Time on Ice) gemessen. Dazu werden natürlich Strafminuten zusammengezählt.
In der Champions Hockey League ist das Heimteam für das Erfassen der Statistiken zuständig. Erforderlich sind hierfür sechs Personen pro Abend. In der Schweiz sind dies meist ehrenamtliche Jobs.
Die Arbeit fordert hohe Konzentration und kann sehr hektisch werden. «Das Spiel kannst du manchmal gar nicht mitverfolgen», so die Statistiker der ZSC Lions unisono. «Bist du für die Eiszeiten verantwortlich, musst du beispielsweise eher auf die Ersatzbank schauen, als auf die Torchance.»
Bei den Eiszeiten braucht's dafür pro Team einen Statistiker. Mit einer speziell entwickelten App geben diese die Daten live ein.
Torschüsse werden durch einen weiteren Statistiker für beide Teams erfasst. Da dies ziemlich stressig werden kann, erhält er Unterstützung des Bully-Statistikers.
Funktionieren tut's simpel:
Als Beispiel ein Schussversuch von Severin Blindenbacher (Keeper hält) und wenig später der Abschluss von Mike Künzle (Keeper hält).
Stellt sich noch die Frage nach dem Powerplay/Boxplay. Wie erkennt das System, dass hier ein Team in Überzahl war? In der Champions Hockey League kommt hier das Zusammenspiel mit dem Zeitnehmertisch zum Zug (unten erklärt).
Die Verteilung, wo die Schüsse abgegeben werden (Shot Zones), wird logischerweise automatisch gerechnet und dann in Prozent ausgegeben.
Der vierte Statistiker erfasst die Bullys für beide Teams und unterstützt den Schuss-Statistiker.
Erfassung der Bullys:
Die Strafminuten werden am Zeitnehmertisch bei der Mittellinie erfasst. Dort erhalten die Mitarbeiter jeweils direkt von den Schiedsrichtern auch die Information über den Grund der Strafe.
Kombiniert mit den Eingaben des Schussstatistikers erschliesst sich danach, ob ein Treffer im Powerplay, Boxplay oder bei nummerischem Gleichstand fiel.
Ebenfalls am Zeitnehmertisch können Mitarbeiter Kurzvideos von Spielsituationen wie Bullys, Tore, Icing, grosse Strafe, kleine Strafe, Spielstart, Torwiederholungen mit einem Klick erstellen. Mit einem Klick kann je nach Einstellung (15, 30 oder 45 Sekunden) eine heikle Spielszene markiert werden, die nachher von den Referees begutachtet werden kann. Zum Beispiel 10 Sekunden vor und 5 Sekunden nach der strittigen Szene
Die Statistiker werden in der Champions Hockey League vom Situation Room in Tschechien unterstützt. Zum einen wird von dort bei Problemen geholfen, zum anderen dient das Team zur Qualitätssicherung und kann im Notfall als Back-up eingesetzt werden.
Die Champions Hockey League liefert in Europa momentan mit die umfangreichsten Statistiken. «In einer zweiten Phase ist es durchaus denkbar, dass wir auch Checks oder Turnovers erfassen», sagt CHL-Sportmanager Alex Jäger. «Vieles ist denkbar. Man muss aber auch immer im Hinterkopf haben, dass wir sinnvolle Statistiken für 13 Nationen erstellen müssen.» Er spricht darauf an, dass in verschiedenen Ländern der Massstab anders angesetzt wird, wenn über einen Check entschieden werden muss.
«Eine andere Idee ist die Kombination der aktuellen Daten, um damit andere Qualitäten von Spielern herauszusuchen», so Jäger.
«Auch das wäre ein weiterer Schritt. Er ist aber momentan nicht geplant», sagt Alex Jäger. Dies vorwiegend aufgrund der Herausforderung, dass in der Champions Hockey League in 32 verschiedenen Arenen mit unterschiedlicher Infrastruktur und unterschiedlichen personellen Ressourcen gespielt wird.
Im Fussball existieren Statistik-Systeme, welche mit Spezialkameras arbeiten. Kurz erklärt können auf diesen Spieler zugewiesen werden. So werden einfach Heatmaps oder zurückgelegte Distanzen gemessen. «Im Eishockey ist das komplizierter, weil hier Spieler das Spielfeld immer wieder verlassen, zudem läuft die Zeit nicht durch. Wie weiss die Kamera, wann das Spiel unterbrochen ist?», erklärt Jäger.
Es gibt allerdings auch schon Systeme, welche ähnlich funktionieren. Dabei wird dann beispielsweise unter die Spielerbank eine Platte eingebaut. Steht der Spieler da drauf, weiss das System, dass er gerade nicht im Einsatz steht. «Das ist aber alles noch sehr teuer und wird in keiner der grossen Ligen umfassend eingesetzt.»