Das Reglement für die Formel-1-WM erfährt nach zwei Jahren mit moderaten Veränderungen markante Umwälzungen. Ein Teil der Modifikationen an den Autos ist auf den ersten Blick erkennbar.
Das auffälligste Merkmal der neuen Formel-1-Wagen war längst bekannt. Autos und Reifen sind in der Breite gewachsen. Daneben gibt es im technischen und sportlichen Bereich weitere Neuerungen, die weit weniger Diskussionsstoff generiert haben. Auch weil sie Autos schneller und aggressiver gemacht haben.
Die neuen Gefährte sind pro Runde bis zu fünf Sekunden schneller und physisch herausfordernder. «Wahrscheinlich werden wir in den nächsten Monaten Änderungen beim Nackenumfang der Fahrer sehen», prognostiziert Lewis Hamilton.
Die Autos legten an Breite zu, von 180 auf 200 Zentimeter. Auch der Frontflügel (180 statt 165 Zentimeter) und der Heckflügel (95 statt 75 Zentimeter) wurden breiter.
Die Reifen kommen ebenfalls wuchtiger daher. Die Breite der Frontreifen wuchs von 245 auf 305 Millimeter an, jene der Hinterreifen von 325 auf 405 Millimeter.
Die breiteren Reifen sind schwerer als ihre Vorgänger. Das zugelassene Mindestgewicht eines Formel-1-Autos wurde deshalb um 20 auf 722 Kilogramm erhöht.
Bedingt durch ihr erhöhtes Gewicht dürften die Autos mehr Benzin verbrauchen. Die in einem Grand Prix erlaubte Menge wurde um fünf auf 105 Kilogramm erhöht.
Pro Fahrer sind in der neuen Saison nur noch vier Antriebseinheiten erlaubt, eine weniger als in der letzten Saison. Das Überschreiten des Kontingents zieht Strafen in Form von Rückversetzungen in der Startaufstellung nach sich.
Der mehrfache Austausch des Antriebsstrangs beziehungsweise von Teilen davon wird strikter geahndet. Der im bisherigen Reglement unklar definierte Passus, nach dem ein mehrmaliger Wechsel lediglich eine Rückversetzung in der Startkolonne nach sich zog, wurde überarbeitet. Nach den neuen Bestimmungen darf bei den folgenden Grands Prix einzig die letzte getauschte Einheit straffrei verwendet werden.
Bei der Einführung der neuen Reifen überlässt Ausrüster Pirelli nichts dem Zufall. Die auf die letzte Saison hin eingeführte Regelung, nach der die Teams die Anzahl der an einem Rennwochenende zum Einsatz gelangenden Reifenmischungen selber wählen dürfen, wird vorerst ausser Kraft gesetzt. Für die ersten fünf Grands Prix schreibt Pirelli die Reifenkontingente vor.
Die Entwicklung der Sechszylinder-Motoren mit 1,6 Liter Hubraum ist nicht mehr eingeschränkt. Das so genannte Token-System, nach dem für die Entwicklungsschritte eine gewisse Anzahl Punkte zur Verfügung standen, wurde abgeschafft. Die Hersteller Mercedes, Ferrari, Renault und Honda haben bei der Entwicklung der Aggregate freie Hand.
Nach Safety-Car-Phasen wird nicht mehr fliegend gestartet, sondern wie zu Beginn des Rennens stehend. Das gilt für Grands Prix auf nasser und auf trockener Strecke.
Nach der Rekordsaison mit 21 Rennen umfasst der aktuelle Formel-1-Kalender wieder 20 Stationen. Der Grand Prix von Deutschland entfällt.
Zwischen 2008 und 2014 fand der Grosse Preis von Deutschland alternierend in Hockenheim und Nürburg statt. 2015 mussten die Organisatoren auf dem Nürburgring ein erstes Mal aus finanziellen Gründen kapitulieren. Die Geldknappheit rund um die Traditionsstrecke in der Eifel führte zum Verzicht auf die Austragung in diesem Jahr. Weil auch die Betreiber des Hockenheimrings mit (dem damaligen) Promoter Bernie Ecclestone keine Einigung erzielten, war die Absage des Grand Prix von Deutschland die logische Folge.
Mit Ausnahme von Hockenheim sind die Austragungsorte die gleichen geblieben wie im Vorjahr. Eine Änderung gab es trotzdem. Das Rennen in Baku, wo die Formel 1 im vergangenen Juni zum ersten Mal Station gemacht hat, wird nicht mehr als Grand Prix von Europa, sondern als Grosser Preis von Aserbaidschan ausgetragen. (pre/sda)