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Darum ist der EM-Titel für Portugal und Ronaldo verdient

Portugal ist im Himmel angekommen – alle mögen es ihnen nicht gönnen.
Portugal ist im Himmel angekommen – alle mögen es ihnen nicht gönnen.Bild: EPA/LUSA

Wer behauptet, der Titel für Portugal sei unverdient, ist nur neidisch – oder sehr naiv

Neid ist bekanntlich die höchste Form der Anerkennung. Dass Portugal gestern den EM-Titel holte, stiess offensichtlich vielen sauer auf. Dabei haben sich Éder und Co. diesen Titel verdient – wer sieben Spiele nicht verliert, hat den Pokal zu Recht gewonnen.
11.07.2016, 12:1111.07.2016, 13:53
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Durch die Gruppenphase gemogelt

Drei Unentschieden in der Gruppenphase. Deshalb war bereits der Einzug in die K.o.-Phase für viele unverdient, doch der Schein trügt: Portugal hatte in der Gruppenphase förmlich die «Scheisse am Fuss kleben». Gegen Island (27:4 Torchancen), Österreich (23:3) und Ungarn (19:10) war das Team von Fernando Santos jeweils deutlich überlegen.

Im letzten Gruppenspiel gegen Ungarn geriet Portugal zudem drei Mal in Rückstand und zeigte Moral. Mit dem Bewusstsein, dass ein Remis für die K.o.-Phase reicht, war nur logisch, dass die Portugiesen das Unentschieden mitnahmen. Dass der Modus fragwürdig ist, steht ausser Frage, aber da kann Portugal doch nichts dafür. 

Italien holte 1982 den Weltmeistertitel – mit drei Unentschieden in der Gruppenphase.
Italien holte 1982 den Weltmeistertitel – mit drei Unentschieden in der Gruppenphase.
Bild: WCSCC AP

1982 wurde Italien mit drei Unentschieden übrigens Gruppenzweiter (dank der mehr erzielten Tore gegenüber Kamerun) und anschliessend noch Weltmeister – von wegen sowas gab's noch nie.

Die «einfache» Tableau-Hälfte

Einfache Hälfte? Quatsch. Die Fussball-«Grossmächte» Spanien, Italien, England, Deutschland und Frankreich waren zwar alle in der gleichen Tableau-Hälfte, wirklich überzeugt hat aber keine dieser Mannschaften. Oder hat dich das «vorweggenommene Finale» zwischen Italien und Deutschland vom Sofa gerissen? Eben.

Portugal hat im Achtelfinal mit Kroatien übrigens eine der besten Mannschaften an diesem Turnier ausgeschaltet. Auch Polen und Wales sind keine einfachen Gegner, davon können Deutschland (0:0 gegen Polen) und Belgien (1:3 gegen Wales) ein Liedchen singen. Wir haben an dieser EM einmal mehr gesehen: Gegen Teams die gut Verteidigen können, ist es unglaublich schwierig zu spielen. 

Gegen Polen brauchte es im Penaltyschiessen die langen Arme von Rui Patricio.
Gegen Polen brauchte es im Penaltyschiessen die langen Arme von Rui Patricio.
Bild: Frank Augstein/AP/KEYSTONE

Nur ein Sieg nach 90 Minuten

Portugal hat aber auch keines der sieben Spiele verloren. Musste in den K.o.-Spielen zwei Mal in die Verlängerung und hatte dennoch die Kraft, auch gegen Frankreich 120 Minuten zu spielen und sogar den Siegtreffer zu erzwingen. 

Und so sind Turniere halt: Es reicht nicht, fast immer zu gewinnen – du darfst nie verlieren, dann holst du den Pott. 

Ein unverdienter Titel

Portugals Titel ist unverdient? Weil sie Frankreich das Spieldiktat überlassen haben? Die Portugiesen waren gegen den Gastgeber doch klarer Aussenseiter, haben gerade Mal 11 Millionen Einwohner und sind damit nach Dänemark das Land mit der zweittiefsten Einwohnerzahl, das Europameister wurde. Während Island, Wales und Co. für destruktiven Fussball gelobt wurden, muss sich Portugal wegen einem defensiven Spiel schämen? 

Pepe, Rui Patricio und Co. haben dafür gesorgt dass die Null steht. 
Pepe, Rui Patricio und Co. haben dafür gesorgt dass die Null steht. Bild: Thanassis Stavrakis/AP/KEYSTONE

One-Hit-Wonder Éder

Éder hat genau ein wichtigstes Tor in seiner Karriere geschossen. Na und, wofür kennt man denn Mario Götze in ein paar Jahren noch?

Wer hätte es sonst verdient?

Fussballerisch war die ganze EM doch ziemlich durchwachsen, um es nett auszudrücken. Wer im Final ein Spektakel erwartete ist ziemlich naiv. Das macht den Titel von Portugal aber nicht unverdienter, an dieser EM gab es schliesslich keine Mannschaft, die wirklich zu überzeugen vermochte.

Ronaldos Ausfall

Alleine wegen Ronaldo hat Portugal diesen Titel verdient. Wie intensiv dieser Mann für den Fussball lebt ist schwer beeindruckend – das hat nun auch Sportchef Fehr eingesehen. So bitter die Verletzung von Ronaldo war, so sehr hat er mit Portugal diesen Titel verdient.

Erst Tränen des Schmerzes, dann solche der Freude: So verlief Cristiano Ronaldos EM-Final

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Oh, wie bitter ist das! Cristiano Ronaldo kann im EM-Final keine Rolle spielen. Er muss schon früh verletzt ausgewechselt werden.
quelle: ap/ap / thibault camus
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Bier, Landesflagge und ausgelassene Stimmung in Zürich.
quelle: epa/keystone / walter bieri
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53 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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natzenwe
11.07.2016 13:10registriert Mai 2015
Wobei sich die Aufzählung noch erweiteren lassen:
- unter Fernando Santos noch kein Spiel verloren
-mutige Einwechslung Eder (Sturmspitze) für R. Sanches (Mittelfeld)

Zeigt einfach das Portugal immer einen Plan und den Willen zum Sieg hat! Das schöner Offensivfussball nicht unbedigt zum Pan gehörte, kann ihen doch nicht vorgeworfen werden! Allein das Resultat und der Sieg zählen im Fussball! Wer Stilnoten mag soll Eiskunstlaufen schauen!!
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NWO Schwanzus Longus
11.07.2016 12:20registriert November 2015
Ich kann nicht verstehen wie man den Griechen den Titel 2004 nicht gönnen kann, si wurden verdient Europameister nach dem sie Frankreich (Topfavorit) und Tschechien (Geheimfavorit) in der KO Phase schlugen sowie Portugal zweimal besiegt haben die auch Topfavoriten waren. Nur 0815 FussballEventfans behaupten es seie unverdient. Griechenland hatte eben die Taktik mit der sie am Erfolgreichsten Spielen konnten. SolcheTeam verfügen nicht über die Spielerischen Mittel um Schön zu spielen. Würden sie so spielen würden sie kassierenund immer die gleichen gewinnen.
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Randy Orton
11.07.2016 12:21registriert April 2016
Danke, es scheint soch noch Sportjournalisten zu geben, denen Fakten wichtiger sind als gezupfte Augenbrauen und Huh-Rufe.
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