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Arno Del Curto und Arsène Wenger haben sich, seit sie 1996 ihren aktuellen Job angetreten haben, erstaunlich wenig verändert. Bei Wenger wurden aus der Brille schon bald Kontaktlinsen, ansonsten sind bei beiden höchstens ein paar Fältchen beziehungsweise graue Härchen dazu gekommen. Es ist augenscheinlich: Beim 60-jährigen Del Curto und beim 66-jährigen Wenger wirkt der Trainerjob wie ein Jungbrunnen.
Wie bitte? Del Curto und Wenger sollen das gleiche Temperament haben? Auf den ersten Blick scheint dies unmöglich wahr zu sein: Hier der dauernd brodelnde Bündner, da der stets besonnen wirkende Elsässer.
Doch der Arsenal-Trainer kann auch andere Seiten aufziehen. Im Oktober 2000 wurde Wenger wegen «Drohungen und physischen Einschüchterungsversuchen» der Unparteiischen für 12 Spiele gesperrt. Beinahe legendär sind seine Feindschaften mit José Mourinho und Sir Alex Ferguson. Der ehemalige ManUnited-Trainer und Wenger sollen sich 2004 nach einer 0:2-Niederlage Arsenals in den Katakomben des Old Trafford mit Pizza beworfen haben.
Dagegen wirkt Del Curto wie ein braver Schuljunge. Der HCD-Zampano ist zwar ständig auf 180, staucht aber höchstens seine Spieler oder Journalisten zusammen. Anders als beim stolzen Wenger ist aber alles schnell wieder vergessen, wenn sich sein Gemüt erst mal beruhigt hat.
Bei der Taktik funktionieren Del Curto und Wenger dann aber wieder genau gleich. Mit schnellem «One Touch Football» führte Wenger die «Gunners» um die Jahrtausendwende zu zwei Doubles und einem weiteren Meistertitel. Statt dem in England Anfang der 90er-Jahre etablierten Kick-and-Rush liess er ästhetischen, offensiv ausgerichteten Kombinationsfussball zelebrieren, den er ständig weiterentwickelt.
Ganz ähnlich funktioniert Arno del Curto, der übrigens ein glühender Arsenal-Fan ist. Der St. Moritzer lässt bei Davos seit Jahren hartes, schnelles, temporeiches und bedingungsloses Offensivhockey spielen. Und wie Wenger ist auch Del Curto ein Rastloser, der immer wieder versucht, mit revolutionären Trainingsmethoden und taktischen Anpassungen Höchstleistungen aus seinem Team zu kitzeln.
Einen Sportchef? Das braucht weder der HC Davos noch der FC Arsenal. Transfers tätigen Del Curto und Wenger am liebsten im Alleingang, stellen ihr Team höchstens mit Hilfe von Scouts zusammen. Schliesslich müssen sie danach auch mit den Spielern täglich auf dem Eis oder dem Rasen arbeiten. Einen Sportchef, der ins sportliche Tagesgeschäft reinredet würden beide nie dulden.
Weder Davos noch Arsenal können in ihrer Liga mit den finanzstärksten Teams (SCB, ZSC, Chelsea, ManCity) auf Augenhöhe agieren. Also müssen sie andere Mittel als Cash einsetzen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Sowohl Del Curto als auch Wenger setzen dabei auf die Förderung junger Talente.
Del Curto lockt junge Talente nach Davos – mit dem Versprechen, sie zu kompletten Spielern auszubilden. Reto von Arx, Michel Riesen, Andres Ambühl oder Jonas Hiller wurden unter ihm Leistungsträger und Nationalspieler.
Bei Wenger lief es zumindest in seiner Anfangszeit bei Arsenal ziemlich ähnlich. Für verhältnismässig wenig Geld holte er hoffnungsvolle Talente (Thierry Henry, Marc Overmars, Robin van Persie, Patrick Vieira) und formte sie zu Superstars. Grosse Millionentransfers bleiben auch heute noch die Ausnahme – auch wenn der Druck nach 12 meisterlosen Jahren auf Wenger grösser geworden ist. Die eingefleischten «Gunners»-Fans vertrauen ihm aber noch immer blind. «Arsène knows», pflegen sie jeweils zu sagen.
Wann immer in England ein Fussball- oder in der Schweiz ein Eishockey-Nationaltrainer gesucht wird, kommen die Namen von Wenger beziehungsweise Del Curto ins Spiel. Und obwohl eigentlich für beide klar ist, dass dieser Job für sie nicht in Frage kommt, kokettieren sie immer wieder damit.
Del Curto liess zuletzt 2015, als ein Nachfolger für Glen Hanlon gesucht wurde, durchblicken, dass er sich den Nati-Job im Nebenamt durchaus vorstellen könne. Als es hart auf hart ging, sagte er dann doch ab.
Genauso Wenger: 2012 sollte er Nachfolger von Fabio Capello werden. Nach langem Hin und Her gab der Franzose der FA schliesslich einen Korb. «Ich möchte nie Nationaltrainer werden», sagte er damals. Und jetzt, da er nach der Allardyce-Skandal wieder auf der Kandidatenliste steht, was sagt Wenger da? «Wenn ich frei bin, kann ich es mir durchaus vorstellen.»
«Kann er überhaupt richtig Englisch?», fragte sich Captain Tony Adams, als Arséne Wenger 1996 zu Arsenal kam. Nein, richtig Englisch konnte dieser damals nicht und das hat sich bis heute nicht geändert. Zwar spricht der Elsässer, dessen Muttersprache nicht Französisch, sondern Deutsch war, fliessend Englisch, doch sein französischer Akzent ist er auch nach 20 Jahren nicht losgeworden.
Noch spezieller ist der Akzent von Del Curto. Seine Interviews auf Englisch sind längst legendär. Da tönt es dann «dei pleid brutl hai tempo» oder «dä risölt is not sou gud». Für sein «Busch-Englisch», wie er es selbst nennt, muss sich der Bündner aber nicht schämen. Im Gegenteil: Es macht ihn noch sympathischer.