Mark Streit war er erste Schweizer, der in der nordamerikanischen National Hockey League Fuss fassen konnte. Seit 2005 spielt der Schweizer in der besten Liga der Welt. Dank ihm öffnete sich die NHL für Schweizer Feldspieler. Die eindrückliche Bilanz: 784 Spiele, 96 Tore, 434 Punkte.
Nun aber ist der Routinier bereits 39 Jahre alt. Streit wurde 1977 geboren – zum Vergleich: Der gerade als Nummer 1 gedraftete Nico Hischier hat den Jahrgang 1999! Damit gehört Streit in der NHL zu den ältesten Spielern, das Karrierende kommt in schnellen Schritten näher. Ein Wechsel in die Schweiz ist dennoch kein Thema: «Das Ziel ist, meine Karriere in Nordamerika zu beenden», sagte Streit Anfang Juli zu SRF.
So hofft er auf einen neuen Vertrag in der NHL, auch weil er für die Schweizer National League (ehemals NLA) wohl zu langsam wäre. Streit sagte im gleichen Interview: «Das Spiel in den USA mehr auf mich zugeschnitten als jenes in der Schweiz.» Die Eisfläche in der NHL ist deutlich kleiner, das Spiel weniger laufintensiv. All das kommt einem älteren Spieler entgegen. So sagt Streit: «Es ist nicht so, dass ich absolut keine Lust habe, in der Schweiz zu spielen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich mir damit nicht den grössten Gefallen machen würde.»
Bisher hat sich aber kein NHL-Team dafür erwärmen können, Streit zu verpflichten. Das ist bemerkenswert, schliesslich dürfen bereits seit dem 1. Juli Verträge unterschrieben werden. Die besten Spieler sind bereits weg. Doch einige Teams suchen noch nach einem routinierten Verteidiger.
So die Montreal Canadiens und das Ex-Team von Streit, die Philadelphia Flyers. Letzte Woche schrieb das Journal de Montreal, die Canadiens hätten Streit einen Vertrag offeriert. 1,5 Millionen für ein Jahr sollte dieser Wert sein. Doch bisher gab es keine Bestätigung für die Offerte. Im Gegenteil sagte Streit damals zum Blick: «Ich hatte eine wunderbare Zeit in Montreal, der Klub und die Stadt üben auf mich einen entsprechend grossen Reiz aus. Ein konkretes Angebot liegt mir derzeit aber noch nicht vor.»
Streit würde die Bedürfnisse von Montreal, wo er bereits von 2005 bis 2008 gespielt hat, gut erfüllen, schliesslich fehlt ihnen momentan ein Verteidiger. Offenbar steht nur der 38-jährige Andrei Markov Streit im Weg. Er spielte die letzten 17 Jahre für die Canadiens, allerdings hat er noch keinen neuen Vertrag. Es ist höchst unklar, ob er überhaupt nach Montreal zurückkehrt.
Falls nicht, schlägt wohl die Stunde von Streit. Das scheint mehr und mehr wahrscheinlich, schliesslich hat der General Manager der Canadiens Marc Bergevin bereits vor fast drei Wochen gesagt, das Angebot für Markov stehe, er müsse es nur noch annehmen. Der grosse Vorteil von Streit könnte sein, dass er für deutlich weniger Geld spielen würde.
Ausserdem hat Streit einiges zu bieten. Letzte Saison war er bei Philadelphia eine Teamstütze und stand fast zwanzig Minuten pro Spiel auf dem Eis – bevor er via Tampa Bay nach Pittsburgh getauscht wurde. Dort spielte er nur wenig, in den Playoffs hatte er nur drei Einsätze. Dennoch durfte er den grössten Erfolg seiner Karriere feiern: Pittsburgh gewann den Stanley Cup (die Meisterschaftstrophäe der NHL). Streit durfte ihn früh in der internen Team-Reihenfolge in die Höhe stemmen, der Respekt vor älteren Spielern in der NHL ist gross.
Dennoch darf Streit bei Verhandlungen nicht auf Gnade hoffen, das Geschäft ist hart. Wenn er wirklich einen 1,5 Millionen-Dollar-Vertrag unterschreiben würde, würde sich sein Gehalt um fast drei Viertel reduzieren. Letztes Jahr verdiente er noch 5,25 Millionen Dollar. Doch Geldsorgen dürfte Streit nicht haben, in seiner NHL-Karriere verdiente er bisher 42,7 Millionen Dollar.
Obwohl Streit nicht vor hat, einen Vertrag in der Schweiz zu unterschreiben, kommt er bald mit wertvollem Gepäck zurück in sein Heimatland: Er präsentiert den Stanley Cup am 2. August in Bern. Streit sagte zum Blick: «Die Fans werden an diesem Tag während einer Stunde die Möglichkeit haben, dem Cup ganz nahe zu kommen.» (nordwestschweiz)