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Guy Boucher: In Bern entlassen, in der NHL erfolgreich

Ottawa Senators head coach Guy Boucher gives instructions during the third period in game six of a first-round NHL hockey Stanley Cup playoff series against the Boston Bruins, Sunday, April 23, 2017,  ...
Guy Boucher hat an der Bande von Ottawa den Erfolg wiedergefunden.Bild: Michael Dwyer/AP/KEYSTONE

Guy Boucher: In Bern entlassen, in der NHL wieder auf der Erfolgsspur

Sein Name wird in der Schweiz nicht unbedingt mit Erfolg in Verbindung gebracht. In der NHL hat Guy Boucher diesen aber wiedergefunden: Mit den Ottawa Senators steht er im Viertelfinal der Stanley-Cup-Playoffs. Das verdankt er vor allem seinem neuen Führungsstil.
24.04.2017, 17:4324.04.2017, 22:29
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In Bern liessen sie kein gutes Haar an Guy Boucher, als er im November 2015 entlassen wurde. Nach anderthalb schlechten Saisons beim SCB zogen die Verantwortlichen damals die Reissleine und stellten den Kanadier frei. Sein Leistungsausweis: Eine Saison in der Platzierungsrunde, eine Halbfinalserie gegen Davos, die er mit 0:4 verlor, ein Cupsieg sowie die Entlassung, als der SCB unter dem Strich lag.

Ottawa Senators head coach Guy Boucher, left, speaks with assistant coach Marc Crawford during the third period of a preseason NHL hockey game in Halifax, Nova Scotia, Monday, Sept. 26, 2016. (Darren  ...
Boucher und Crawford: Das dynamische Duo in der kanadischen Hauptstadt.Bild: AP/The Canadian Press

Umso grösser war die Verwunderung in der Schweiz, als man im Frühling 2016 lesen konnte, dass Guy Boucher einen neuen Job hat: Als Trainer der Ottawa Senators in der NHL. Der ehemalige ZSC-Trainer Marc Crawford reiste gleich mit in die kanadische Hauptstadt, Boucher machte ihn zu seinem Assistenten. Und in der Schweiz fragte man sich: Kann das gut kommen?

Es kann. Boucher führt die Senators in die Playoffs. Das Team ist im Vergleich zum Vorjahr, als Ottawa die Qualifikation für die entscheidende Phase der Meisterschaft kläglich verpasst hat, beinahe unverändert geblieben. Vor Beginn der Saison kamen nur drei neue Spieler hinzu, einer verliess die Sens. Dazu gab es noch einige wichtige Trades während der laufenden Saison.

«Wir spielen so konstant, wie ich das in Ottawa noch nie erlebt habe.»
Erik Karlsson

Die Journalisten in Nordamerika sind sich aber einig: Der Hauptgrund für den Aufschwung ist Guy Boucher. Der 45-Jährige lässt in Ottawa – wie auch schon in Bern oder bei Tampa Bay – ultradefensives Eishockey im 1-3-1-System spielen. Das Ziel: Die Scheibe im Mitteldrittel vom Gegner zurückerobern und den Gegenangriff erfolgreich abschliessen. Dadurch schiessen die Sens zwar nicht extrem viele Tore, sie kassieren aber auch nur wenige.

Teamleader und Verteidiger Erik Karlsson sagt gegenüber CBC das Team sei unter Boucher extrem defensiv geworden und hebt hervor: «Wir spielen dieses Jahr die konstanteste Saison, die ich je in Ottawa erlebt habe.»

«Die Leute fragen mich, was ich anders mache. Auf dem Eis? Nichts.»
Guy Boucher

Jonas Siegel, Journalist bei «The Canadian Press» ist sicher, dass Boucher sich selbst als Coach und damit auch sein Team weiterentwickelt hat. Während er in seiner Zeit bei den Tampa Bay Lightning noch als harsch galt und seine Emotionen nicht immer im Griff hatte, nimmt sich der studierte Sportpsychologe mittlerweile mehr zurück. Er habe gelernt auch mal etwas loszulassen und Aufgaben an seine Mitarbeiter zu delegieren – unter anderem auch an Marc Crawford.

So kannte man Guy Boucher in der NLA ...Video: YouTube/SwissHabs
... oder auch am Spengler Cup.Video: YouTube/Something or another

Boucher selbst sieht das ähnlich. «Die Leute fragen mich, was ich denn anders mache, als noch in der Zeit bei Tampa. Auf dem Eis: nichts. Es geht nicht ums Hockey», sagt Boucher gegenüber CBC. Es seien andere, kleine Dinge die entscheiden. Zudem pflege er auch einen direkteren Kontakt mit General Manager Pierre Dorion. «Schliesslich ist er derjenige, der die Spieler verpflichtet.»

Der Kanadier hat bei Tampa und auch in seiner Zeit in der Schweiz gelernt, auf was es im Eishockey wirklich ankommt. «Von gewissen Dingen dachte ich früher, sie seien unglaublich wichtig. Dabei spielen sie gar keine Rolle» erklärt Boucher weiter.

Guy Boucher grüsst nach dem Sieg gegen Boston einige Fans auf der Strafe.Video: streamable

Der Erfolg gibt ihm recht: Die Senators schafften nicht nur die Playoffs, in der Nacht auf Montag eliminierten sie dort auch die Boston Bruins. Als nächster Gegner warten im Stanley-Cup-Viertelfinal die New York Rangers. Mit Tampa stand Boucher bereits einmal im Conference-Final. Gut möglich, dass ihm dies erneut gelingt.

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tikkanen
24.04.2017 13:41registriert November 2014
...guter Artikel Bürgler und Merci das du die Blueshirts nicht wieder als "Aussenseiter" bezeichnet hast👍🏻 Also zurück zu Boucher. Die NHL ist klar sein Pflaster, in Ottawa ist ob man es glaubt oder nicht a. das Spielermaterial besser und vor allem b. er hat den Karlsson im Team. War gestern interessant auf NBC, die haben jeweils die Dauer der Shifts vom Karlsson und Chara eingeblendet. Wahnsinn, der Typ steht weit über eine Minute pro Shift auf dem Bitz👏🏻Und jetzt noch polemisch, die Zeit in Bern hat Boucher deutlich gutgetan, ohne die Lehrzeit beim grossen SCB wär nix mehr mit NHL😂😎🍻
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el_bengalo
24.04.2017 18:40registriert April 2016
Quod erat demonstrandum: in der Schweizer Liga ist das Coaching also anspruchsvoller, ah nein, ist ja gar kein Zaugg-artikel ;)
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Coliander
24.04.2017 13:38registriert Oktober 2014
Ultra defensives Hockey mit dem besten Offensivverteidiger👌
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