Spieler wie Thomas Rüfenacht braucht eine Mannschaft in der entscheidenden Meisterschaftsphase. Der amerikanische-schweizerische Doppelbürger bringt Emotionen ins Spiel, geht den Gegnern unter die Haut und skort zudem regelmässig. Zum Titelgewinn des SCB im vergangenen Jahr steuerte er in den Playoffs drei Tore und vier Assists bei. Nun hat er nach acht Partien sechs Punkte (drei Assists) auf dem Konto.
Gestern schoss Rüfenacht zwei Tore, das 3:0 (34.) und 4:1 (52.). Ersteres erzielte er im Powerplay, insgesamt waren die Berner in Überzahl dreimal erfolgreich. «Wenn wir diese Tore schiessen, dann öffnet das das Spiel», so Rüfenacht. «Dann muss Lugano versuchen, bei fünf gegen fünf Druck zu machen, und wir erhalten Konterchancen. Es war eine souveräne Leistung. Wir liegen in die Schüsse, kämpfen. Das macht das Team speziell.» Der Titelverteidiger SC Bern führt in der Halbfinal-Serie gegen Lugano nun mit 2:1 Siegen.
Für das Spiel vom Dienstag in Lugano fordert Rüfenacht, erneut Druck zu machen, um weitere Strafen der Tessiner zu erzwingen. Gegen Ende des Spiels gestern, als es bereits entschieden war, holte er selber eine 2+2-Minuten-Strafe gegen Maxim Lapierre heraus. Rüfenacht liess es bereitwillig zu, zwei Hiebe zu kassieren und konterte nicht mit den Fäusten, sondern einem breiten Grinsen.
Im Vorjahr schrieb watson-Eismeister Klaus Zaugg über den in Nordamerika aufgewachsenen Rüfenacht: «Er ist einer der schlimmsten verbalen Provokateure der Liga. Aber er kann auch den Mund halten.»
Der mittlerweile 32-Jährige hat sich spielerisch weiterentwickelt und ist in den vergangenen Jahren zu einem Spieler gewachsen, der weit mehr kann, als nur zu provozieren und zu verklopfen. Auch neben dem Eisfeld ist Rüfenacht wichtig für den SC Bern. Der Stürmer gilt als ein beliebter Mitspieler, als Stimmungsmacher, dessen Bedeutung für die Chemie im Team gross ist.
Die Berner, die als erste Mannschaft seit den ZSC Lions im Jahr 2001 den Titel verteidigen wollen, sind in den laufenden Playoffs auswärts noch ungeschlagen. Die Fortsetzung dieser Serie gilt es für die Luganesi unbedingt zu verhindern, ansonsten droht ihnen das gleiche Schicksal wie im letztjährigen Final. Damals bezwangen sie den SCB in der ersten Partie ebenfalls, ehe sie viermal hintereinander verloren.
«Wir müssen jetzt Vollgas geben», sagte Luganos Routinier Steve Hirschi, der für die kommende Saison keinen neuen Vertrag erhalten hat. «In den ersten 20 Minuten wurden wir überfahren, waren wir immer einen Schritt zu spät.» Sie seien der Aussenseiter, der gesamte Druck liege bei Bern. «Von daher haben wir nichts zu verlieren. Wir müssen versuchen, mehr das Spieldiktat zu übernehmen. Die Berner sind ein sehr gutes Team, aber auch sie machen unter Druck Fehler.» (ram/sda)