Der HC Davos ist in der Halbfinalserie gegen Zug angekommen. Mit einem hart erkämpften und am Ende auch etwas glücklichen Auswärtssieg feierte der Rekordmeister seine Auferstehung. Nachdem die Bündner im Mitteldrittel – auch wegen vieler Strafen – bös unten durch mussten, holten sie in den letzten 22 Minuten ein 1:3 noch auf.
Knackpunkt war ein Shorthander von Perttu Lindgren in der 39. Minute, nachdem die Zentralschweizer zuvor dem 4:1, das wohl die Entscheidung bedeutet hätte, sehr nahe gewesen waren. Diese erste Niederlage in den diesjährigen Playoffs könnte die Zuger deshalb noch sehr schmerzen.
Im mittleren Abschnitt machte der EV Zug aus einer Fülle von Chancen nur die beiden Powerplay-Tore durch David McIntyre und Carl Klingberg. Das liess den Bündnern die Chance auf ein Comeback. Dieses orchestrierten nochmals Lindgren in der 53. Minute mit dem Ausgleich und Dino Wieser mit seinem bereits sechsten Playoff-Treffer 2:21 Minuten vor Schluss in einem der seltenen Überzahlspiele von Davos.
«Ich weiss gar nicht, wie das gegangen ist», rätselte selbst Matchwinner Lindgren. «Einige Zeit lang haben wir alles gemacht, um zu verlieren. Dann haben wir uns aber aufgerafft und alles gegeben.» An vorderster Front der Finne, der dem Vernehmen nach wegen gravierender Hüftprobleme unter starken Schmerzen spielt, eine Operation aber bis zum Ende der Saison aufgeschoben hat.
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— Kristian Kapp (@K_Krisztian_) 26. März 2017
Am Ende zahlte sich auch ein mutiger Entscheid von Arno Del Curto aus. Nach den Niederlagen in den ersten beiden Spielen stellte der HCD-Coach sämtliche Angriffslinien um und nominierte nur drei Ausländer.
Mike Vaskivuo – die mit dem NLA-Rhythmus überforderte Leihgabe von Thurgau – sowie die beiden nach Verletzungen noch nicht wieder 100 Prozent fitten Tuomo Ruutu und Ahren Spylo mussten zuschauen. Stattdessen setzte Del Curto auf die jungen Nando Eggenberger und Chris Egli und liess mit vier Centern und fünf Flügelpaaren spielen.
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Die Massnahme hätte allerdings keinen Erfolg gebracht, wenn die Zuger nach zweieinhalb nahezu perfekten Spielen nicht vom Weg abgekommen wären. «Unsere Ausführung war nicht so sauber wie in den ersten beiden Spielen», erkannte EVZ-Coach Harold Kreis. «Wir haben uns etwas an die Wand pressen lassen und sind ein wenig von unserem Spiel abgekommen.» Von einer Wende wollten die Zuger Protagonisten allerdings nichts wissen.
«Ich glaube nicht, dass diese Niederlage mental viel bedeutet», betonte Topskorer Lino Martschini, der weiter auf seinen ersten Playoff-Treffer in diesem Jahr wartet. «Wir wussten, dass diese Serie kein Selbstläufer wird, aber wir wissen, wie wir spielen müssen. Wir müssen die Lehren daraus ziehen und am Dienstag mit breiter Brust nach Davos reisen.»
Dennoch: Der Zuger Einbruch am Ende könnte den schlafenden Riesen Davos geweckt haben, der im zweiten Drittel der Verzweiflung nahe war. Oder wie es Verteidiger Beat Forster sagte: «Alle haben davon geredet, dass Zug in wichtigen Momenten die Tore schiesst. Jetzt haben wir gezeigt, dass wir das auch können und auch sie anfällig sind.» (ram/sda)