Die Verhandlungen über die sechste Olympia-Teilnahme der NHL führten, wie immer, die zwei politischen Hockey-Weltgrössen. Der Schweizer René Fasel, der Präsident des internationalen Hockeyverbandes (IIHF), seit 1994 im Amt, und der Amerikaner Gary Bettman, der NHL-General, seit 1993 im Amt.
Fünf Mal (1998, 2002, 2006, 2010 und 2014) hat René Fasel gewonnen – nun hat er zum ersten Mal den olympischen Verhandlungs-Poker verloren. «Das tut mir weh. Weil der Sport verloren hat.» Wann hat er gewusst, dass die NHL «No» sagen wird? «Am Montag. Als wir den Wortlaut der offiziellen Erklärung ausgehandelt haben.»
Geahnt hatte es Fasel lange vorher und er sagt: «Gary Bettman gab Olympia gar nie eine Chance. Das ist das Gefühl, das bei mir im Laufe der Verhandlungen immer stärker geworden ist.» Wenigstens seien die Regeln des Fairplay eingehalten worden. «Ich hatte Gary letzte Woche einen weiteren Gesprächstermin vorgeschlagen. Er sagte mir: ‹René, wir telefonieren am Montag, ich möchte nicht, dass du umsonst nach Manhattan kommst.›» An eben diesem Montag folgte die Absage der NHL.
Fasel akzeptiert den Entscheid. «Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und alles getan, was möglich war. Ich habe das Geld aufgetrieben, um die Kosten zu übernehmen, die der NHL durch die Teilnahme entstanden wären.» Es ging um etwas mehr als 20 Millionen Dollar.
Verstehen kann Fasel den Entscheid nicht. Die NHL verzichte auf eine weltweite Präsenz. Es sei ihm klar, dass die NHL am Ende des Tages immer «Big Business» sei und sich die Olympia-Teilnahme aus der Sicht von Gary Bettman offenbar nicht rechne. «Aber Sport ist mehr als Geld. Es geht auch um Emotionen, um das Erlebnis Sport.» Bei diesen Verhandlungen hat offensichtlich einer der letzten Romantiker des Weltsportes gegen einen der hartgesottensten Realisten im Sport-Business verloren.
Für René Fasel hat die Olympia-Absage keine sportpolitischen Folgen. Er ist als Vorsitzender des Welteishockeyverbandes unbestritten. Es geht höchstens um eine kleine Beule im Ego. Und eine schlaflose Nacht. Der Entscheid fiel in New York, als bei uns die Sonne schon untergangen war. «Ich hatte während der Nacht wohl um die 50 Anrufe, an Schlaf war nicht zu denken.» Ausschlafen konnte er heute auch nicht – er sitzt bereits im Flugzeug für den nächsten Termin in Südkorea. Gut, dass er nicht Economy-Klasse fliegen muss.
Und was sind die langfristigen Auswirkungen? IIHF-Präsident René Fasel sagt: «Ich bin in dieser Sache Partei und meine Einschätzung ist persönlich gefärbt. Aber ich frage mich, ob sich Gary Bettman langfristig einen Gefallen getan hat. Der Unmut bei den Spielern ist nicht zu unterschätzen und die Medien beurteilen die Absage kritisch. Bald stehen für Gary die Verhandlungen mit der Spielergewerkschaft für die Erneuerung des Gesamtarbeitsvertrages an ...»