Eishockey ist ein Teil von der Unterhaltungsindustrie. Keiner setzt diese Erkenntnis so konsequent um wie Servettes Trainer und Manager und Mitbesitzer Chris McSorley. Und deshalb hat er sein Maskottchen mit nach Davos gebracht. Den Adler Sherkan. Ganz genau ist es ein Weisskopfseeadler aus Nordamerika. Sherkan wohnt mit seinem Trainer Jacques Travers im Mannschaftshotel Schweizer Hof. Allerdings hält er sich nicht im Zimmer auf. Sondern auf dem Balkon. Die Kälte macht ihm nichts aus. In einer Box wird er zum Spiel ins Stadion gebracht.
Hinter dem Sekundenflug zum Spielauftakt steckt jahrelange Arbeit. Der Franzose Jacques Travers ist von Beruf Falkner, also Vogeltrainer. Sherkan ist für ihn, was für andere Menschen ein Hund ist. Er geht mit ihm spazieren, hat mit ihm den Mont Blanc bestiegen und nimmt ihn mit auf die Skipiste. Immer frei fliegend mit seinem Meister. Travers: «Manchmal fliegt er so hoch, dass er nur noch als winziger Punkt am Himmel auszumachen ist. Aber er kehrt immer zurück. Weil er weiss, dass er es bei mir immer besser hat als in freier Natur.»
Travers hält mehr als 100 verschiedene Vögel, die er für TV-Sendungen und Shows trainiert. Chris McSorley kam vor 13 Jahren zu ihm und wollte einen Adler, der den Puck vor dem Anspiel in den Mittelkreis einfliegt. «Ich erklärte, das sei wegen dem zu grossen Lärm im Stadion unmöglich. Und tatsächlich scheiterten erste Versuche. Unsere Adler gerieten in Panik. Aber dann merkte ich, dass Sherkan auch in einem geschlossenen Gebäude bei grossem Lärm ruhig bleibt. Wir brauchten sechs Monate Training und seither gehört er bei jedem Servette-Heimspiel zur Eröffnungszeremonie.»
Travers sagt, die Intelligenz von einem Adler sei zwar nicht mit jener von einer Katze oder einem Hund vergleichbar. Aber es gebe eine Gemeinsamkeit. «Es sieht so aus, als ob er auf seinen Name höre. Das ist eine Illusion. Er erkennt am Tonfall, dass er gemeint ist. Das ist auch bei einem Hund oder einer Katze so.»
Sherkan ist erst 15 Jahre alt und damit noch ein Jungadler. Seine Lebenserwartung liegt bei etwa 50 Jahren. 2010 reiste er erstmals nach Davos. Während dem Spengler Cup darf er mit mit seinem Trainer nicht im Hotelzimmer leben. «Wir haben für ihn eine grosse Pferdebox gemietet.» Travers sagt, Adler seien als Haustiere oder Zimmergenossen so oder so nicht geeignet. «Ein Adler lässt sich nicht berühren und schon gar nicht streicheln. Es ist schon ein Liebesbeweis, wenn er darauf verzichtet seinen Trainer mit seinem scharfen Schnabel anzugreifen.»