11. Juni 2017: Patric Hörnqvist ist Stanley-Cup-Sieger. Schon wieder. Der Schwede verteidigt mit den Pittsburgh Penguins den Titel – und er hat massgeblichen Anteil daran. Denn beim 2:0-Sieg erzielt er in der 58. Minute den Gamewinner; den zweiten Treffer schiessen die Penguins dann ins leere Tor.
Noch vor knapp fünf Jahren spielt Hörnqvist in der Schweizer National League B. Nicht, weil er nicht zu Höherem berufen wäre. Der Schwede ist zu jenem Zeitpunkt schon ein gestandener NHL-Profi. Er hat 263 Spiele für die Nashville Predators auf dem Buckel, in denen er starke 149 Punkte gesammelt hat.
Aber in Nordamerika fällt der Start der Saison 2012/13 wegen eines Vertragsstreits ins Wasser und Hörnqvist ist froh, dass er während des Lockouts Eishockey spielen kann. Auch wenn es bloss die NLB ist. In der höchsten Schweizer Liga entscheiden sich die Klubs für andere Spieler: Mark Streit, Roman Josi und John Tavares etwa spielen für den SC Bern. Biel holt die Stürmer Patrick Kane und Tyler Seguin, und Davos Rick Nash, Joe Thornton und Loui Eriksson.
Hörnqvist erhält keine Offerte eines NLA-Klubs. Also unterschreibt er beim HC Red Ice Martigny, auf einen Monat ist das Engagement befristet. «Ich willigte sofort ein. Mir und meiner Familie gefällt es sehr gut im Wallis», sagt der 25-Jährige beim Besuch der Rhone Zeitung. Es sei richtig gewesen, nach Martigny zu wechseln, urteilt er nach zwei Wochen.
Die Unterschiede zwischen der schillernden NHL-Welt und den maroden NLB-Stadien könnten kaum grösser sein. Für Hörnqvist ist das jedoch kein Problem: «Das Stadion ist zwar klein und die Garderobe nicht mit einer in der NHL vergleichbar. Aber ich habe keine grossen Ansprüche. Für mich passt's.»
Roman Josi, in jener Zeit sein Mitspieler bei Nashville, habe gelacht, als er vom Wechsel ins Wallis gehört habe, erinnert sich Hörnqvist. «Er schrieb mir, dass Martigny verglichen mit Nashville sehr, sehr klein sei.» Alles kein Problem.
Das deckt sich mit den Einschätzungen von Hörnqvists Mitspielern. Dimitri Malgin, Bruder des jetzigen NHL-Spielers Denis, spricht in der Zeitung «Sonntag» von einem «genialen Typen. Er hat keine Starallüren, keine speziellen Ansprüche.» Hörnqvist sei ein sensationeller Eishockey-Spieler und neben dem Eis ein toller Mensch. Der prominente Zuzug integriert sich problemlos ins Team, «er klopft auch Sprüche», verrät im «Nouvelliste» Frédéric Iglesias. Das sei doch zweifellos ein Zeichen dafür, dass es dem Schweden in Martigny gut gehe.
Neun Spiele absolviert Patric Hörnqvist für den HC Red Ice, dann ist Schluss und er wechselt in die Heimat zum schwedischen Traditionsklub Djurgardens. Bei seinen Auftritten in der NLB ist der NHL-Stürmer kaum zu bremsen: Er bringt es auf je sieben Tore und Assists.
Für den Spengler Cup kehrt er wenig später in die Schweiz zurück, als Verstärkungsspieler von Fribourg-Gottéron.
2014 verlässt Hörnqvist die Predators. Seither stürmt er für die Pittsburgh Penguins, die er soeben zum zweiten Stanley-Cup-Triumph in Folge geschossen hat. Ob ein Spieler mit so einem Palmarès im Falle eines weiteren Lockouts in der NHL wieder nur ein Angebot aus der NLB erhält …?