Sport
Eishockey

Roman Josi – die Eishockey-Antwort auf Roger Federer

Nashville Predators defenseman Roman Josi, of Switzerland, talks with reporters as players report for NHL hockey training camp Thursday, Sept. 17, 2015, in Nashville, Tenn. The Predators will be on th ...
Roman Josi ist in der NHL längst zum gefragten Mann geworden.Bild: Mark Humphrey/AP/KEYSTONE

Roman Josi – die Eishockey-Antwort auf Roger Federer

Morgen Mittwoch beginnt die neue NHL-Saison. Der Berner Roman Josi ist der erste Schweizer Spieler, der die wichtigste Liga der Welt massgeblich beeinflusst.
11.10.2016, 08:4011.10.2016, 08:52
Folge mir
Mehr «Sport»

Er ist der Roger Federer der Mannschaftsportler. Den Chronistinnen und Chronisten sind die Superlative längst ausgegangen. Roman Josi (26) ist in Höhen aufgestiegen, die noch kein Schweizer Spieler erreicht hat. Er ist der erste Schweizer, der mit seiner Präsenz die National Hockey League (NHL), die wichtigste Eishockey-Liga der Welt, beeinflusst. Dazu war nicht einmal Mark Streit (38) als Captain der New York Islanders in der Lage. Die waren zu dieser Zeit (2011 bis 2013) draussen auf Long Island das uninteressanteste NHL-Team und ohne jede sportliche Perspektive.

Roman Josis Arbeitgeber Nashville hat hingegen ein enormes Potenzial. Das 1998 gegründete Hockey-Unternehmen ist inzwischen gut genug für den Stanley Cup. Auch dank Roman Josi. Peter Laviolette (gewann mit Carolina 2006 den Cup) ist erst der zweite Coach der Klubgeschichte. Er hat 2014 den extremen Defensivcoach Barry Trotz abgelöst und ihm steht, anders als seinem Vorgänger, eine Mannschaft für kreatives Hockey zur Verfügung.

Nashville Predators head coach Peter Laviolette, top center, talks to his players during a timeout in the third period of an NHL hockey game against the New York Rangers Saturday, Feb. 7, 2015, in Nas ...
Peter Laviolette gibt bei den Predators seit letzter Saison den Ton an.Bild: Mark Humphrey/AP/KEYSTONE

Ja, wir können sogar sagen, dass die spielerische Entwicklung ziemlich jener von Roman Josi entspricht. Er ist seit 2011 mit dem Team gewachsen – und das Team mit ihm. Wenn er sagt: «Ich identifiziere mich mit dieser Stadt und dieser Mannschaft», dann meint er es auch so.

Der ehemalige SCB-Junior hat sich als erster Schweizer zu einem «Franchise Player» entwickelt. Zu einem Spieler, der nicht bloss eine Mannschaft, sondern ein gesamtes Hockeyunternehmen besser macht.

Auch privat läuft alles super: Mit Freundin Ellie Ottaway.

Im Juni hat General Manager David Poile seinen Captain Shea Weber (31), den Titanen des Defensivspiels, bei Montreal gegen den Spektakelverteidiger Pernell Karl «P.K.» Subban (27) eingetauscht. Was auf unsere Liga übertragen etwa einem Tausch von ZSC-Captain Mathias Seger (38) gegen Eric Blum (30) entspricht – wobei Weber jünger ist als Seger und Blum pflegeleichter als der exzentrische Subban.

Der meist unterbezahlte NHL-Spieler

Poile hat Shea Weber weggegeben und einem unberechenbaren Paradiesvogel geholt, weil er weiss, dass Roman Josi längst zum Verteidigungsminister gereift ist. Wer den Stanley Cup holen will, braucht Verteidiger, die auch Ingenieure des Offensivspiels und nicht bloss Abräumer und Schussblockierer sind. Verteidiger wie Roman Josi und P.K. Subban.

Es ist ein Treppenwitz der Hockeygeschichte, dass ausgerechnet Roman Josi der meist unterbezahlte Spieler der ganzen NHL ist. Denn sein Agent Georges Müller geniesst in der heimischen NLA, wo er soeben den Vertrag mit Eric Blum beim SCB verlängert hat, den Ruf eines extremen Preistreibers. «Ach, der Schorsch» ist einer der meistgehörten Stossseufzer der Sportchefs.

Nashville Predators defenseman Roman Josi, left, of Switzerland, congratulates center Filip Forsberg (9), of Sweden, after Forsberg scored a hat trick against the Chicago Blackhawks, during the third  ...
Roman Josis Rolle bei den Nashville Predators ist noch wichtiger geworden.Bild: Mark Humphrey/AP/KEYSTONE

Josi verdient bei Nashville diese Saison 4.25 Millionen Dollar. Die Hälfte davon verliert er gleich durch Steuern. Der Vertrag läuft noch bis 2020. Er verdient damit nur wenig mehr als Mark Streit in Philadelphia (4 Millionen). Ein Verteidiger mit der Klasse und dem Einfluss eines Roman Josi hat in der NHL einen Marktwert zwischen 8 und 10 Millionen Dollar. Teamkollege P.K. Subban kassiert beispielsweise 9 und Shea Weber 7.8 Millionen.

Dass der WM-Silberheld so wenig verdient hat schon einen Grund. Im Sommer 2013 hatte Georges Müller für seinen Klienten zwei Optionen: einen Vertrag für ein bis zwei Jahre und möglichst viel Geld oder einen langfristigen Vertrag mit weniger Geld pro Saison aber eine höhere Vertrags-Gesamtsumme. Roman Josi hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Gehirnerschütterungen erlitten. Jeder Check konnte das Karriereende bedeuten. Also war es klug, einen langfristigen Vertrag mit einer hohen Gesamtsumme herauszuholen.

Im Zentrum eines «Blockbuster-Trades»?

Die Lohnsumme der NHL-Teams ist begrenzt. Weil Nashville mit Roman Josi einen der besten Verteidiger der Welt für so wenig Geld unter Vertrag hat, stehen mehr Mittel für die Offensivabteilung zur Verfügung. Das ist ein Grund, warum Nashville ein NHL-Spitzenteam geworden ist. Aktuell beträgt die Gesamtlohnsumme 67.2 Millionen Dollar und General Manager David Poile hat noch einen Spielraum für Verträge in der Höhe von 5.7 Millionen. Mit Yannick Weber (27 Jahre/575'000 Dollar) und Kevin Fiala (20/925'000 Dollar, im Farmteam 70'000 Dollar) stehen zwei weitere Schweizer im Kader.

Spieler können den Klub in der NHL erst dann frei wählen, wenn sie 27 geworden sind und der Vertrag ausgelaufen ist. Die General Manager verschieben ihre Spieler nach Belieben und nur ganz wenige Stars haben in ihrem Vertrag eine Klausel, die einen Tausch ohne ihre Einwilligung verbietet.

Ein von Roman Josi (@rjosi90) gepostetes Foto am

In der Off-Season bei einem Barcelona-Match.

Roman Josi hat diese Klausel nicht. Deshalb ist nicht auszuschliessen, dass er sich im Laufe der nächsten vier Jahre im Zentrum eines «Blockbuster-Trades», eines «Knüller-Transfers» wiederfindet. Gerade wegen seines tiefen Gehaltes ist er wahrscheinlich der Spieler mit dem grössten Transferwert der Welt.

Für ihn könnte Nashvilles Manager je nach Umständen wohl eine ganze erste Sturmlinie plus einen Nummer-1-Torhüter eintauschen. «Man weiss in diesem Geschäft nie», sagt Georges Müller. Und es ist mehr als nur eine Bemerkung. Wer hätte denn je gedacht, dass Nashville Shea Weber gegen P.K. Subban eintauschen würde?

Schweizer Meilensteine in der NHL

1 / 23
Schweizer Meilensteine in der NHL
29. Januar 1995: Pauli Jaks, Los Angeles Kings – Pauli Jaks schreibt am 29. Januar 1995 Schweizer Eishockeygeschichte: Als erster Schweizer überhaupt kommt er in der NHL zum Einsatz. Für die Los Angeles Kings darf er gegen die Chicago Blackhawks nach der ersten Drittelspause 40 Minuten lang das Tor hüten. Er kassiert zwei Gegentreffer und sollte nie mehr einen Fuss auf NHL-Eis setzen.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Unvergessene Eishockey-Geschichten

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Luecu71
11.10.2016 12:36registriert März 2014
Ich bin jetzt nicht der grösste Shea Weber Anhänger, aber ihn als defensiven Abräumer und Blocker zu bezeichnen finde ich jetzt doch nicht ganz fair.
Weber hat einen der besten Direktschüsse der Welt.

btw: Josi ist defensiv besser als Weber!;-)
301
Melden
Zum Kommentar
avatar
MARC AUREL
11.10.2016 12:24registriert Dezember 2014
Weiter so Josi!
250
Melden
Zum Kommentar
16
Krass unterlegen und immer mehr Verletzte – wie der HCD gegen Lausanne trotzdem gewinnt
Der HC Davos führt in der Viertelfinal-Serie gegen Lausanne trotz klarer Feld-Unterlegenheit. Wie lange geht das noch gut?

Der HC Davos hat heute die Chance, die Viertelfinal-Serie gegen den Lausanne HC zu beenden und in den Playoff-Halbfinal vorzustossen. Dabei waren die Bündner an den Spielanteilen gemessen in fünf von fünf Spielen die unterlegene Mannschaft.

Zur Story