Wer die beste «Mittelachse» hat, wird die Liga in den nächsten Jahren dominieren. Wer diese Mittelachse mit Schweizer Spielern besetzen kann, ist sogar dazu in der Lage, eine Dynastie aufzubauen.
Natürlich ist es möglich, mit ausländischem Personal die Center-Positionen zu besetzen. Aber wer gut genug ist, in der Schweiz als Center das Spiel in allen drei Zonen zu dominieren, ist in der Regel auch gut genug für die NHL. Das gilt vor allem für Kanadier, die auch bereit sind, für den grossen Traum NHL die «Pony-Ranch NLA» zu verlassen und einen neuen Anlauf für eine NHL-Karriere zu machen. Auch für wenig Geld und mit einem Zweiwegvertrag.
Eine wichtige Voraussetzung, um Meister zu werden, sind grosse Schweizer Center. Dass Lugano inzwischen nicht mehr «Grande» ist, hat auch mit dem fehlen grosser Schweizer Center zu tun. Die letzten waren Sandy Jeannin und Kevin Romy. Und Davos ist ohne Reto von Arx und Sandro Rizzi noch nicht Meister geworden.
Deshalb ist der Wechsel von Gaëtan Haas zum SC Bern mehr als einfach ein Transfer. Der SCB sichert sich für drei Jahre die Dienste eines Centers, der das Talent hat, eine Rolle wie Martin Plüss zu spielen – und schafft so die Voraussetzungen, weiterhin ein Spitzenteam zu bleiben. Mit ausländischen Centern ist die Differenz nicht mehr zu machen – alle können gute ausländische Center holen. Aber nicht alle haben gute Schweizer Center.
Kann Gaëtan Haas die hohen Erwartungen erfüllen? Sage mir, ob Gaëtan Haas ein grosser Center wird, und ich sage dir, ob der SCB in den nächsten Jahren die Liga dominieren kann. Ob dieser Transfer die Grundsteinlegung für eine neue Dynastie ist. Eine Dynastie ist die Dominanz eines Teams mit mehreren Titeln hintereinander – die letzte Dynastie unseres Hockeys hat der EHC Kloten mit den Titeln von 1993, 1994, 1995 und 1996 gebaut.
Der Bieler ist erst 24. In diesem Alter hat ein Mittelstürmer in der Regel den Höhepunkt seines spielerischen Schaffens noch nicht erreicht. Gaëtan Haas dürfte heute etwa 60 Prozent seines Potenzials ausgeschöpft haben. Es ist die grosse Herausforderung für Kari Jalonen, nächste Saison aus ihm einen grossen Mittelstürmer zu machen. Vorerst ist der Bieler nur ein Mittelstürmer mit einem grossen Namen. Erst in zwei Jahren werden wir wissen, ob sein Transfer tatsächlich der beste seit der Verpflichtung von Martin Plüss (im Sommer 2008) war.
SCB-Sportchef Alex Chatelain hat mit dem Haas-Transfer ein Teilziel erreicht. Nach wie vor arbeitet er am Ausbau der Mittelachse und er sagt, er sei weiterhin an ZSC-Center Luca Cunti (27) interessiert. Er stehe mit seinem Agenten im Kontakt. Aber es sei noch zu früh, um eine konkrete Offerte zu machen. Er begründet sein Interesse an Luca Cunti so: «Wir haben, Stand heute, erst zwei Center für nächste Saison unter Vertrag: Gaëtan Haas und, mit einer NHL-Ausstiegsklausel, Mark Arcobello.» Mit Martin Plüss sei er im Gespräch, aber nach wie vor sei offen, ob der Captain seine Karriere in Bern verlängern werde. Und der Vertrag von Andrew Ebbett laufe aus.
Am gleichen Tag, an dem der SCB endlich die Verpflichtung von Gaëtan Haas offiziell bestätigen konnte, sass ZSC-Sportchef Edgar Salis mit Luca Cunti am Tisch. «Ja, wir haben ein gutes Gespräch gehabt», sagt Edgar Salis.
Der SC Bern und die ZSC Lions sind die Titanen der Liga. Die Differenz machen am Ende des Tages die Sportchefs. Wer die bessere Mittelachse baut, hat die Nase vorne. Edgar Salis sagt, er sei an einer Vertragsverlängerung mit Luca Cunti interessiert. Auf die Frage, ob er dies zu jedem Preis tun werde, mag er keine Antwort geben. Das bedeutet: Die ZSC Lions werden Luca Cunti nicht vergolden und der SCB hat durchaus Chancen. Denn die Zürcher haben auf der Centerposition mit Reto Schäppi und Pius Suter bereits zwei Schweizer unter Vertrag und eine Vertragsverlängerung mit Morris Trachsler ist möglich. Der Verlust von Luca Cunti könnte verkraftet werden.
So lange Zug, Lausanne, Lugano und Servette nicht dazu in der Lage sind, eine Mittelachse wie die ZSC Lions oder der SC Bern aufzubauen, so lange können sie die beiden Titanen der Liga nicht herausfordern. Für den SCB hat die Verpflichtung von Gaëtan Haas daher einen doppelten Vorteil: Er verstärkt nicht die Konkurrenz. Nun müssten Zug, Lausanne, Lugano und Servette eigentlich alles versuchen, um Luca Cunti zu bekommen.
nur beim HCD kann Gaetan Haas "Ein ganz grosser Spieler werden"? (sh. Artikel vom 29.08.16)
--> Bin gespannt, ob's dazu auch eine Argumentarium des "grossen Eismeisters" gibt ;-)