Der Eklat kommt nicht überraschend. Es grenzt an ein vergessenes Hockey-Wunder, dass Rob Schremp im Januar 2017 überhaupt noch für die SCL Tigers gespielt hat und seit Saisonbeginn liefen Wetten auf einen vorzeitigen Abgang. Die werden nun ausbezahlt. Der eigenwillige Amerikaner hat das Emmental per sofort verlassen. Er erzielte als Tiger in 33 Partien 10 Tore und 17 Assists.
Jörg Reber ist knurrig. «Eigentlich sollte uns Schremp noch Geld überweisen. So ein Verhalten geht doch nicht!» Der Amerikaner hat Langnaus Sportchef am Sonntagabend aufgesucht und um umgehende Auflösung des bis Ende Saison laufenden Vertrages gebeten. «Er hat erklärt, dass seine Karriere unter einem Trainer wie Heinz Ehlers in Gefahr sei. Was bleibt uns da anderes übrig als ihn ziehen zu lassen?» Es gäbe theoretisch eine Möglichkeit, Rob Schremp wegen «Kündigung zur Unzeit» zu verklagen. Aber eben: Das ist nur eine theoretische Variante.
Immerhin ist es eine «Gratis-Entlassung». Der Vertrag ist per Saldo aller Ansprüche per Ende Januar aufgelöst worden. Ab sofort hat Jörg Reber Geld frei, um einen neuen Ausländer zu verpflichten.
Was steckt hinter dieser spektakulären Trennung? Immerhin ist Rob Schremp Langnaus talentiertester Einzelspieler in der zentralen Position des Mittelstürmers. Aber er ist ein eben auch ein eigenwilliger Spieler. Er hat seit seinem Wechsel nach Europa in den letzten sechs Jahren für sieben verschiedene Teams gespielt. Diese Biographie weist darauf hin, dass seine Integration in ein Team nicht so einfach ist. Für alle, die es gerne pathetisch und in grossen Worten haben: Wir können Rob Schremp durchaus als Frank Sinatra des Hockeys bezeichnen.
Nicht weil er so gut singen kann, so reich oder so berühmt ist wie es der wohl grösste amerikanische Sänger aller Zeiten war. Aber weil er hockeytechnisch das gleiche Lebensmotto pflegt, dem Frank Sinatra seinen besten Song gewidmet hat:
In Zug hat es Rob Schremp eine Saison ausgehalten (2013/14). Aber auch dort ist er knapp am Raufwurf «vorbeigeschrempt». Aber in einem so talentierten Team wie Zug mochte es einen Einzelgänger leiden.
In einer von Bandengeneral Heinz Ehlers kommandierten Hockey-Einheit gibt es hingegen keine Einzelgänger. Schon gar nicht im Gotthelf-Land. Hier ist das Geld knapp und die Mannschaft hat so wenig Talent, dass sie nur mit einem guten taktischen Konzept bestehen kann – und dieses Konzept funktioniert nur, wenn sich alle dem System unterordnen.
Der offensive Schillerfalter Rob Schremp wollte Hockey auf seine, auf die offensive, kreative, spektakuläre Weise spielen. Trainer Heinz Ehlers war erstaunlich langmütig. Der Konflikt schwelte schon seit einiger Zeit und Jörg Reber bestätigt unwirsch: «Ja, es stimmt, Rob Schremp wollte schon vor einiger Zeit nicht mehr. Er kam mit Heinz Ehlers nicht mehr aus. Wir konnten ihn aber noch zum Bleiben überreden.»
Zum letzten Mal stürmte der Amerikaner am 20. Januar in Biel bei der 1:2-Niederlage nach Penaltys. Er versenkte als einziger Langnauer seinen Penalty. Seine letzte Tat.
Seit dem Biel-Match sass Rob Schremp auf der Tribune und Langnau siegte gegen Gottéron 4:2 und gegen Ambri 2:1. So kann Jörg Reber mit leichtem Herzen sagen, er weine seinem Stürmer keine Träne nach. «Wir haben auch ohne ihn zweimal gewonnen.» Und wohin es Rob Schremp nun zieht, kümmert ihn nicht mehr. «Ich weiss nicht, welche Pläne er hat. Wir wünschen ihm alles Gute.»
Dass Jörg Reber knurrig ist, hat noch einen Grund: Mehrarbeit! Es obliegt ihm, bis zum 15. Februar mindestens einen weiteren ausländischen Spieler suchen. Er hat immer noch zwei Lizenzen nicht eingelöst.