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Die Arroganz der NLA-Manager kann eine juristische Auseinandersetzung provozieren, die das gesamte juristische Konstrukt der Nationalliga in den Abgrund reisst. Es geht wieder einmal um die Auf-/Abstiegsregelung zwischen der NLA und der NLB. Weil eine Abschaffung des Auf-/Abstieges nicht machbar ist, basteln die NLA-Klubs an einer «Beinahe-Verunmöglichung» der Relegation und Promotion.
Die Nationalliga ist im juristischen Sinne eine Aktiengesellschaft. Die NLA-Klubs haben die Stimmenmehrheit und die ist nun durch die von ihren Mutterklubs abhängigen Farmteams noch grösser geworden. Bisher sorgte diese NLA-Mehrheit ab und zu für murren – etwa bei der Verwässerung durch die beiden neuen Farmteams (Zug und Ticino Rockets).
Zu einem erbitterten Konflikt ist es aber erst jetzt gekommen. Die NLA Klubs wollen ab der Saison 2017/18 (also ab übernächster Saison) die Liga-Qualifikation mit vier Ausländern spielen. Das bedeutet konkret, dass die NLB per Transferschluss Ende Januar 2018 von zwei auf vier Ausländer aufrüsten und die Playoffs mit vier Ausländern bestreiten muss.
Der Mehraufwand für konkurrenzfähiges ausländisches Personal wird zu diesem Zeitpunkt, wenn alle europäischen Klubs vor dem internationalen Transferschluss noch einmal nachrüsten und der Spielermarkt «ausgetrocknet» ist, zwischen 400'000 und 600'000 Franken pro Klub ausmachen. Für die NLB-Klubs eine untragbare finanzielle Belastung.
Zudem bringt der Beizug von zwei zusätzlich spielberechtigen Ausländern für die Schlussphase der Saison die Hierarchie im Team durcheinander. Ein Aufstieg wird so beinahe unmöglich. Die letzten Aufsteiger (Biel, Lausanne, Langnau) schafften die Promotion mit zwei Ausländern. Der NLA-Klub musste auf zwei Ausländer «abrüsten».
Die Initiative für diese unsinnige Modusänderung geht von den Klubs aus, die schon fast paranoid einen Abstieg befürchten: Lausanne, Biel, Ambri und Langnau. Dabei ist ein Abstieg für ein gut strukturiertes Sportunternehmen kein Unglück. Sondern die Chance zur Restrukturierung. Lausanne und Langnau, aber auch der FC Basel und YB (im Fussball) sind beste Beispiele dafür, wie ein Sportunternehmen nach Abstieg und Rückkehr in die höchste Liga besser dasteht als zuvor.
Eigentlich wollten die NLA-Klubs diese Modusänderung schon im Sommer durchdrücken. Aber sie brachten die für eine sofortige Modusänderung notwendige qualifizierte Mehrheit von drei Vierteln der Stimmen nicht zustande. Deshalb wird nun eine Modusänderung für die Saison 2017/18 angestrebt. Dafür braucht es, wenn sie vor dem Ende dieser Saison beschlossen wird, nur eine einfache Mehrheit. Und die ist kein Problem.
Die NLB-Klubs haben nun bis November Zeit, einen Gegenvorschlag auszuarbeiten. Dann folgt im nächsten Februar die Abstimmung an der Nationalliga-Versammlung. Die Mehrheiten sind so klar, dass die «Kern-NLB-Klubs» (Ajoie, La Chaux-de-Fonds, Langenthal, Visp, Olten, Martigny und Thurgau), die diesen neuen Modus bekämpfen, auf verlorenem Posten stehen. Ein Alternativvorschlag ist ebenfalls chancenlos.
Noch versuchen Diplomaten wie Gian Kämpf, der Manager des SC Langenthal, mit guten Argumenten die NLA-Klubs von dieser Modusänderung abzubringen. Es ist vergebliche Liebesmühe. Zu gross ist inzwischen die Arroganz der NLA-Klubs gegenüber allen Wünschen der NLB.
Deshalb wird von Juristen im stillen Kämmerlein bereits ein massiver Gegenschlag zur Verhinderung der Modusänderung vorbereitet – nach dem «Dissuasions-Prinzip», der Grundphilosophie unserer Armee. «Dissuasion» steht als Fachausdruck für militärische Abschreckung. Der Preis für einen Angriff muss so hoch sein, dass auf einen Angriff verzichtet wird. Es ist die Androhung von Massnahmen mit dem Ziel, eine andere Person oder Gruppe von bestimmten nicht erwünschten Handlungen abzuhalten.
Wenn die NLA-Klubs auf der Modus-Änderung beharren, werden mehrere NLB-Klubs (die sich noch nicht aus der Deckung wagen und deren Vertreter sich deshalb noch nicht zitieren lassen, um nicht schon jetzt Druckversuche der NLA-Vertreter zu provozieren) die Hallwylstrasse 4 in Bern anrufen. Dort logiert die Wettbewerbskommission (WEKO). Sie ist die Hüterin des freien Wettbewerbs und ihr blitzendes juristisches Schwert ist das Kartellgesetz.
Eine Klage bei der WEKO wäre für die Hockey-Nationalliga brandgefährlich. Denn der Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung durch NLA-Klubs gegenüber den NLB-Unternehmen im gleichen freien Markt ist inzwischen in mehreren Bereichen so offensichtlich, dass selbst ein gescheiterter Jus-Student diese Klage aufsetzen könnte.
Was die Sache so gefährlich, macht: Wenn die WEKO sich erst einmal intensiv mit den Strukturen der Nationalliga auseinandersetzen sollte, dann kann das gesamte juristische Konstrukt zusammenbrechen wie ein Kartenhaus. Denn es basiert in vielen zentralen Bereichen (wie dem Recht auf freie Wahl des Arbeitsplatzes, der Ausländerbeschränkung und dem Verzicht, im Rechtsstreit ein staatliches Gericht anzurufen) auf gesetzeswidrigen sogenannten Gentlemen-Agreements. Die funktionieren nur, weil es bisher keinen Kläger gegeben hat. Wo kein Kläger, da ist auch kein Richter und keine WEKO.
Bereits im Frühjahr 2007 konnte der wiederholt im Aufstiegskampf gescheiterte EHC Biel nur mit viel diplomatischem und juristischem Geschick von einer ähnlich gelagerten Klage und einem Gang vor ein staatliches Gericht abgehalten werden. Im Frühjahr 2008 stiegen die Bieler dann in die NLA auf und die Gefahr war gebannt. Es ist eine Ironie der Hockeygeschichte, dass die Bieler, die einst das «Kartell NLA» so heftig bekämpft haben, inzwischen auf die Seite jener gewechselt haben, die alles daransetzen, mit dem «Kartell NLA» den Auf-/Abstieg zu erschweren.
Das ganze absurde Modus-Theater birgt noch eine Gefahr in sich: Die SCL Tigers, ebenfalls eifrige Befürworter der Modus-Änderung, sind so schwach, dass ein Abstieg Ende Saison nach wie vor nicht ganz auszuschliessen ist. Das wäre die bitterste aller Ironien, wenn die Langnauer absteigen und zuvor geholfen haben, einen Wiederaufstieg in der Saison 2017/18 praktisch zu verunmöglichen. Es wäre sozusagen modustechnisches ein Eigentor.