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Torhüter Cristobal Huet wird im September 42. Er hat seinen Vertrag mit Lausanne bereits um ein Jahr verlängert. Er steht als Beispiel für einen goldenen Karriereherbst. Der eingebürgerte Franzose ist Stanley-Cup-Sieger.
Wer einen hochdekorierten Veteranen verpflichten will, findet in der Hockey-Brockenstube ein reichhaltiges Angebot wie noch nie. Hier eine unvollständige Auswahl von Oldies mit auslaufenden Verträgen und offener Zukunftsperspektive.
Gerade die Aussenseiter, die sich die Titanen in der Blüte der Jahre nicht leisten können, geraten in Versuchung, grosse Namen im Karriere-Herbst zu verpflichten.
Das Engagement von alternden Stars kann sich sehr wohl lohnen. Lausanne verdankt seinen Aufstieg und die Etablierung in der NLA zu einem schönen Teil seinem Torhüter-Saurier Cristobal Huet. Martin Plüss spielte letzte Saison bei Berns Titelgewinn eine zentrale Rolle und ist auch diese Saison ein Schlüsselspieler. Thomas Nüssli (34) ist Langnaus bester Torschütze. Und unvergessen bleibt, wie eins SCB-Titan Andreas Beutler im Alter von 32 Jahren nach Langnau zügelte und dort im dritten Vertragsjahr beim Wiederaufstieg von 1998 Verteidigungsminister war.
Der interessanteste Neueingang in der Hockey-Brockenstube ist Luganos Verteidiger-Titan Steve Hirschi. Der HC Lugano hat offiziell mitgeteilt, dass der ehemalige Nationalverteidiger keinen neuen Vertrag mehr bekommt.
Steve Hirschi hat den Entscheid akzeptiert und gesagt, dass er nächste Saison gerne spielen würde. Er lässt aber offen, ob er tatsächlich nach 14 Jahren mit Lugano noch zu einem anderen Klub wechseln oder seine Karriere beendet wird. Er ist mit seiner Familie in Lugano heimisch geworden und Lugano hat ihm bereits die Möglichkeit offeriert, in der Nachwuchsabteilung zu arbeiten.
Und doch ist nicht ganz ausgeschlossen, dass es ein letztes Hurra auf dem Eis gibt. Langnaus Sportchef Jörg Reber sagt nämlich auf Anfrage: «Ja, wir sind an Steve Hirschi interessiert. Er wäre mit seiner Erfahrung und seiner Professionalität für uns Gold wert.»
Steve Hirschi zu Langnau? Der Kreis würde sich schliessen. Zusammen mit Beat Gerber (34) bildete er bei den SCL Tigers ein Verteidigertraumpaar. Im Frühjahr 2003 verliessen beide Langnau – Steve Hirschi zügelte nach Lugano, Beat Gerber zum SC Bern.
Es ist offen, ob es Jörg Reber tatsächlich gelingt, Steve Hirschi zu einer Rückkehr nach Langnau zu bewegen. Der Musterprofi betont seine Verbundenheit mit Lugano. Er würde, wenn überhaupt, wohl höchstens für eine Saison für die SCL Tigers die Schlittschuhe binden und Langnau wäre dann ein Zweitwohnort. Neben den SCL Tigers gibt es nur einen weiteren Interessenten: Ambri. Ein Wechsel ausgerechnet zum Kantonsrivalen ist eher unwahrscheinlich.
Steve Hirschi kommentiert seine Zukunftspläne im Moment nicht. Er will sich auf die Playoffs konzentrieren und sich für seine Entscheidung Zeit lassen. Ein Musterprofi. Er wäre für Langnau als Teamleader und als Beruhiger des Spiels von grossem Wert. Er ist nach wie vor ein smarter, aber kein «böser» Defensiv-Verteidiger. Ein Ingenieur der Defensivarbeit.
Jörg Reber wird sich in den nächsten Wochen auch mit den beiden SCB-Sauriern David Jobin (35) und Marc Reichert (36) unterhalten. Beide bekommen in Bern keine neuen Verträge. Beide wissen noch nicht, ob sie ihre Karriere fortsetzen werden. Trainer Heinz Ehlers sagt: «Beide können uns helfen. Sie wissen, wie man gewinnt.»
In Biel ist Martin Steinegger an David Jobin nicht interessiert. Er hat dafür Beat Forster (32), den alternden HCD-Verteidigungsminister für zwei Jahre verpflichtet. Mit «Oldies» ist er bisher gut und weniger gefahren: Torhüter Jonas Hiller (35) hat die Erwartungen diese Saison erfüllt. Aber den Stürmer Daniel Steiner (36) musste er im letzten Herbst nach dem ersten von zwei Vertragsjahren auf die Tribune setzen und konnte sein Glück fast nicht fassen, als Gottérons Sportchef Christian Dubé den Rock’n’Roller aus dem laufenden Kontrakt heraus verpflichtete.
In Bern bemüht sich Sportchef Alex Chatelain seit Wochen, Martin Plüss zum Weitermachen zu überreden. In Zürich hofft Sportchef Edgar Salis, Mathias Seger (39) möge doch von sich aus den Rücktritt einreichen. In Davos geriet der Abschied von Reto von Arx (er war damals 38) zur Seifenoper. Davos wollte ihm keinen Vertrag mehr geben. Letztlich scheuten die anderen Sportchefs das Risiko und boten der HCD-Kultfigur keine Weiterbeschäftigung an.
Ein Karriere-Fortsetzung in der NLB ist oft eine gute Lösung. Rapperswil-Jona verpflichtete kürzlich Sven Lindemann (38) für die nächste Saison. Er hat in Langnau keinen neuen Vertrag mehr erhalten. Auch Ambris Mark Bastl (36) hat gute Chancen auf eine Karriere-Fortsetzung in der NLB (Langenthal). Und wenn in der Nationalliga alle Türen verschlossen bleiben, so gibt es noch die Chance, die Karriere bei den Amateuren in der 1. Liga ausklingen zu lassen.
Verteidiger-Legende Ray Bourque ist die Lichtgestalt aller Saurier. Nach 22 Jahren bei Boston wechselte er im Alter von 39 Jahren zu Colorado und holte dort ein Jahr später seinen ersten und einzigen Stanley Cup.
Beim Einkauf in der Hockey-Brockenstube gilt am Ende des Tages: es gibt nicht alte oder junge, es gibt bloss gute und weniger gute Spieler. Das Risiko – ist es die Saison zu viel? – mag bei einem Oldie grösser sein. Aber letztlich gibt es auch bei der Verpflichtung eines Spielers in den besten Jahren keine Garantie.
Langnaus Trainer Heinz Ehlers bringt es auf den Punkt: «Das Engagement eines Routiniers macht nur dann Sinn, wenn einer noch einmal eine neue Herausforderung sucht.» Ob das Feuer der Leidenschaft noch brenne, könne man nur im direkten Gespräch herausfinden. Und das ist selbst für ausgewiesene Hockeykenner gar nicht so einfach.
Unvergessen bleibt, wie der erfahrene, kluge und hitzige John van Boxmeer im Herbst 2012 kurz vor seiner Entlassung in Lausanne über seinen Torhüter urteilte: Der habe doch seine Millionen in der NHL gemacht und man müsse schon naiv sein, wenn man glaube, der sei noch motiviert.
Dieser Goalie hiess Cristobal Huet.