Ist Mark French (46) der richtige Trainer für Gottéron? Wir werden es noch vor dem Jahresende wissen. Sportchef Christian Dubé hat mit der Anstellung eines in der Schweiz unbekannten Trainers die langweiligste Lösung gewählt.
Mark French ist ein «Trainer fürs 21. Jahrhundert». Mit abgeschlossenem Psychologie-Studium eher ein Kommunikator als ein befehlsorientierter Bandengeneral wie Bob Hartley. Es muss kein Nachteil sein, die Liga nicht zu kennen. Die Gründe, warum Mannschaften funktionieren oder nicht, sind in Nordamerika die gleichen wie in der Schweiz. Und ein Trainer, der die Liga nicht kennt, wird eher auf den Rat des Sportchefs hören als ein charismatischer NHL-General.
Aber es hätte eben auch eine etwas weniger langweilige Lösung gegeben: Kevin Schläpfer (47). Kaum ein anderes Sportunternehmen benötigt so sehr Emotionen als Treibstoff. Wenn der «heilige Zorn» nicht lodert, gibt es keine gute Saison. Gottéron war, ist und bleibt eine Mannschaft des emotionalen Ausnahmezustandes. Das ist ein Teil der Faszination.
Entweder stimmt die Chemie, brennt die Leidenschaft und die Mannschaft stürmt in die obere Tabellenhälfte, manchmal sogar bis in den Playoff-Final. Oder die Chemie stimmt nicht, die Leidenschaft erkaltet und am Ende der Saison geht es um die Existenz, um den Ligaerhalt. Einen «Normalzustand» gibt es bei Gottéron noch weniger als in Langnau, Zug, Zürich oder Genf.
Kevin Schläpfer ist ein Hexenmeister der Emotionen. Wie kaum ein anderer Trainer setzt er auf diesen «weichen» Faktor. Ach, welch ein Spektakel würde Kevin Schläpfer in Fribourg veranstalten! Seine Anstellung wäre die unterhaltsamste Lösung gewesen.
Aber nicht nur aus diesem Grund würde der Baselbieter perfekt zu Gottéron passen. Schläpfer hat in Biel intensiv mit Torhüter Reto Berra gearbeitet. Der Goalie ist unter Schläpfer zum WM-Titanen gereift, der die Schweizer 2013 beim 3:0 gegen die USA in den WM-Final gehext hat.
Nächste Saison gibt es eine einfache Formel bei der Beurteilung von Gottéron: Sage mir, wie Reto Berra spielt und ich sage dir, wie es um Gottéron steht. Die bange Frage deshalb, von der nächste Saison alles abhängt: Findet Mark French so den Zugang zum sensiblen Torhüter wie Kevin Schläpfer?
Wenn nicht, dann kann Christian Dubé ja immer noch Mark French feuern und Kevin Schläpfer engagieren. Biels «Hockeygott» wartet geduldig auf seine nächste Chance in der NLA.