Der Spengler Cup ist eine der erfolgreichsten Sport-Veranstaltungen der Welt. Obwohl der sportliche Titel fast keinen Wert hat. Selbst der Gewinn der Schweizer Meisterschaft bringt in unserem Land mehr Prestige.
Hier ist der Traum aller Sportmanager in Erfüllung gegangen: Zuschauerzahlen, Medienpräsenz, Werbeeinnahmen und Popularität sind nicht vom Resultat abhängig. Der Spengler Cup ist ein Perpetuum mobile des Sports: Einmal in Gang gesetzt, dreht es sich seit 90 Jahren ohne die Energiezufuhr von Resultaten bis in alle Ewigkeit. Beim Spengler Cup ist Sport zu Kultur geworden. Ob der HCD gewinnt oder verliert, ist egal.
Das Erfolgsgeheimnis dieses Turniers ist die Zauberformel vom Zauberberg (Thomas Mann hat 1924 in Davos den Klassiker «Der Zauberberg» geschrieben). Für die Zauberformel des Spengler Cups braucht es ein paar Zutaten.
Die Zauberformel ist für die Ewigkeit. Aber nicht übertragbar. Sie ist nur auf dem Zauberberg in Davos und nur in der Altjahrswoche anwendbar und gibt dem Turnier den unverwechselbaren Charakter so wie das Geheimrezept von Coca Cola der braunen Brausebrühe den unverwechselbaren Geschmack gibt.
Und doch stellt sich die Frage nach den finanziellen Perspektiven. Mit einem Umsatz von rund 11 Millionen ist der Spengler hinter den Swiss Indoors (18,2 Millionen) und dem Golf-Turnier in Crans-Montana (13 Millionen) der drittgrösste jährlich stattfindende Sportanlass in der Schweiz. Vor den Reitturnieren in Genf und Zürich, den Skirennen am Lauberhorn und in Adelboden und der Tour de Suisse – Veranstaltungen, die Umsätze zwischen 8 und 10 Millionen erzielen.
Am Ende des letzten Tages, am Silvester, muss die Kasse stimmen. Das 90. Turnier war das erste, das der HCD in der Neuzeit von A bis Z selber vermarktet.
Bisher liess sich der Club von einer Vermarktungsagentur (zuletzt IMG) eine Garantiesumme in der Höhe von 2,10 Millionen Franken bezahlen. Wenn IMG beim Verkauf der Werbung mehr hereinholte, war das der Gewinn – und der lag zuletzt bei rund einer Million. Also sagte sich der HCD: Wir verkaufen die Werbung wieder selber – und holen so die 800'000 Franken herein, die jährlich bis 2023 für den Meisterschaftsunterbruch während der Festtagspause an die Liga bezahlt werden müssen.
Die Rechnung ist aufgegangen. Auch ohne IMG hat HCD-Präsident Gaudenz Domenig die wichtigsten Sponsorenverträge verlängert. Aber es zeigt sich auch: Trotz Zauberformel ist der Spengler Cup mit an seine Grenzen gestossen.
Zwei Pakete im Gesamtwert von etwas mehr als 300'000 Franken – ein Silbersponsor und das Schiridress – konnten fürs Turnier 2016 nicht verkauft werden. Das ist bei einem Gesamtumsatz von 11 Millionen nicht dramatisch. Zeigt aber auf, dass in diesem Bereich eine Steigerung fast nicht mehr möglich ist. Zumal neue Gesetze und Sensibilitäten (Stichwort Korruption) den Sponsoren die Einladung von Kunden ans Turnier erschweren.
Die Organisatoren setzen deshalb nicht mehr auf Wachstum, sondern auf Qualität und Stabilität auf hohem Niveau. Die Verlängerung des TV-Vertrages mit unserem staatstragenden Fernsehen um fünf Jahre ist von existenzieller Bedeutung – die öffentlich-rechtliche TV-Präsenz, der Sauerstoff des gesamten Geschäftes – ist garantiert.
Wichtig wird gerade im Hinblick auf Qualität und Optimierung der Ertragsmöglichkeiten des Turniers und des gesamten Spielbetriebes des HC Davos sein, dass im nächsten Herbst die Sanierung des Stadions beim Stimmvolk durchkommt. Es geht um 20 Millionen.
2017 wird die Nationalmannschaft statt ein zweites NLA-Team beim Spengler Cup antreten. Zur Vorbereitung auf das Olympia-Turnier. Spengler Cup-Direktor Marc Gianola sagt: «Die Nationalmannschaft wird in unserem Dress spielen.» Ein Satz wie Sprengstoff.
Das bedeutet nämlich, dass die Geldgeber der Nationalmannschaft (dazu gehört mit der PostFinance der wichtigste Verbands- und Liga-Sponsor) beim grössten Auftritt des Nationalteams ausserhalb der WM nicht auf dem Dress erscheinen dürfen. Die Jungs müssen die Leibchen tragen, die der HCD seinen Spengler-Cup-Sponsoren verkauft. Und weil die UBS branchenexklusiver Hauptsponsor ist, kann die PostFinance nicht einmal Dress- oder Bandenwerbung kaufen. Verbandsdirektor Florian Kohler hat ein Problem, das ihn noch oft umtreiben wird.
Im Gegenzug ist auch der Verband nicht kulant. Da die Nationalmannschaft spielt, ist die Spengler-Cup-Pause eine Nationalmannschaftspause. Deshalb würde eigentlich die jährliche Entschädigung an die Klubs von 800'000 Franken entfallen. «Wir zahlen trotzdem», sagt Marc Gianola. Und deutet an, man könne der Nationalmannschaft entgegenkommen und, wie bei den Klubteams, Unterkunft für Frauen und Kinder der Spieler offerieren.
Im Sinne bester Unterhaltung sollte er das wirklich tun: die Spieler kämpfen um den prestigeträchtigen Platz im Olympiateam – mit Frau, Kind und Freunden im Hotel. Die HCD-Nationalspieler werden 2017 beim Turnier übrigens mit dem HCD und nicht der Nationalmannschaft spielen.
Sie haben diese Geschichte gelesen? Dann ist das ein weiterer Beweis, wie allgegenwärtig der Spengler Cup ist. Das Turnier interessiert uns einfach. Niemand kann sich ihm in der Altjahrswoche entziehen. Unser Hockey, ja wir Schweizer definieren uns inzwischen über dieses Turnier: Wir haben den Spengler Cup, also sind wir.
Mir bleibt die Spucke weg.
Nati Pause in der Altjahrswoche ist ja ok, Die (Nati)Seele an den SC zu verkaufen aber ein No Go. Wäähhh...