Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Welch eine Ironie der Hockeygeschichte. Am 17. September 1994 hat die Trainerkarriere von Larry Huras (61) in der Schweiz beim ZSC mit einem 6:6 gegen Fribourg-Gottéron begonnen. Gut möglich, dass sie am Samstag in Fribourg mit einer 2:5-Niederlage gegen Lugano zu Ende gegangen ist.
Mit ziemlicher Sicherheit ist nicht Larry Huras Gottérons Problem. Es gibt nämlich eine interessante Innenansicht. Michael Ngoy (35) verteidigte elf Jahre lang für Gottéron. Im letzten Frühjahr wechselte er zu Ambrì. Seine Analyse der Gottéron-Krise ist alarmierend.
Er sagt, er stehe nach wie vor in regem, beinahe täglichem Kontakt mit seinen ehemaligen Mitspielern. Viele sind ja seine Freunde. Hockey ist natürlich das Thema. «Alle versichern mir, dass es kein Problem mit Larry Huras gebe. Ja, einer hat mir sogar gesagt, Larry sei der beste Trainer, mit dem er je gearbeitet habe.»
Was ist dann das Problem? Michael Ngoy sagt, Gottéron habe seine Seele verloren. «Auch in guten Zeiten war unsere Stärke nicht alleine das Talent. Es war vor allem der Zusammenhalt.» So sei es bei Gottéron immer gewesen. Legendär waren die «Copains», die 1980 den Aufstieg schafften, und selbst während der «russischen Flugjahre» mit Slawa Bykow und Andrej Chomutow prägte Geist und nicht Geld und Talent die Mannschaft. Das ist ein Grund, warum Fribourg für den Weltstar Slawa Bykow eine zweite Heimat geworden ist.
Michael Ngoy sagt, dieser Zusammenhalt sei in den letzten zwei Jahren verloren gegangen. Tatsächlich haben beispielsweise Jérémie Kamerzin, Timo Helbling, Tristan Vauclair, Michael Ngoy und vor allem Leitwolf Benjamin Plüss Gottéron verlassen. Nicht jeder hatte eine zentrale spielerische Bedeutung – aber jeder beeinflusste die Chemie des Teams auf seine ganz besondere Weise. Michael Ngoy sagt: «Ich höre jetzt immer wieder, dass der Zusammenhalt verloren gegangen sei.» Gottérons alte Freunde sind nicht mehr.
Nun ist der kräftige Verteidiger mit Ambrì auch in einem Team, dessen Trainer Hans Kossmann ein ständiges Thema ist. «Wir haben kein Problem mit dem Trainer und die Ambiance in der Kabine stimmt» sagt Michael Ngoy. Es gebe einen grossen Unterschied zwischen den beiden Teams. «Gottéron ist auf dem Papier nach wie vor eine Mannschaft für die obere Tabellenhälfte. Aber wir stehen dort, wo wir mit unserem Potenzial hingehören.»
Was er auch hört, aber für sich behält, weil man das als Spieler nie sagt: Gottéron hat die miserabelsten Goalies der Liga. Reto Berra kehrt nicht vorzeitig aus Nordamerika zurück, um das Problem zu lösen. «Das ist ausgeschlossen» sagt sein Agent André Rufener. Einen ausländischen Torhüter kann Sportchef Christian Dubé auch nicht verpflichten. Er hat leichtsinnigerweise bereits alle acht Ausländerlizenzen eingelöst.
Und so bleibt nur noch der Trainerwechsel. Die Fans hoffen, Verwaltungsrat Slawa Bykow möge an die Bande treten und Gottéron aus der Krise erretten. Aber auch er kann das Goalieproblem nicht lösen.