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Biel war 1983 zum letzten Mal Meister. In einem anderen Jahrhundert. In einer anderen Zeit. Unter anderen Verhältnissen. Erst nach 13-jähriger Verbannung in die Zweitklassigkeit ist der EHC Biel 2008 unter einem charismatischen Sportchef (Kevin Schläpfer) und einem grantigen Trainer (Heinz Ehlers) in die NLA zurückgekehrt.
Die Bieler behaupten sich seit dem Wiederaufstieg in der höchsten Liga und haben schon mehrmals «geplayofft». Ab und zu – so wie gerade in diesen Tagen – rücken sie im Herbst, wenn die Titanen noch am Justieren der Taktik sind, sogar in die Spitzengruppe auf. Aber kann Biel je wieder eine dominante Rolle spielen wie zuletzt zu Beginn der 1980er Jahre?
Klug und geduldig haben sich die Seeländer seit dem Wiederaufstieg Jahr für Jahr weiterentwickelt. Viel besser als beispielsweise die Langnauer. Sogar die Emanzipation von «Hockeygott» Kevin Schläpfer ist inzwischen gelungen.
Trotzdem: Biel ist nach wie vor kein Spitzenteam auf Augenhöhe mit dem SCB, den ZSC Lions, Davos, Lugano oder Zug. Aber es fehlt nur noch wenig. Wenn es beispielsweise gelingen würde, einen charismatischen Verteidigungsminister mit Schweizer Pass zu verpflichten, dann wäre der nächste, grosse Schritt nach oben gemacht. Denn dann könnten alle vier Ausländerpositionen mit Stürmern besetzt werden – Biel wäre dann im Tor, in der Verteidigung und in der Offensive erstklassig besetzt.
Die Frage ist also: gibt es einen charismatischen Verteidigungsminister mit Schweizer Pass? Ja, den gibt es. Philippe Furrer (32), der WM-Silberheld von 2013, dreifacher Meister mit dem SC Bern und jetzt im dritten und letzten Vertragsjahr beim HC Lugano.
Neun Jahre lang hatte Lugano nach seinem Titel von 2006 auf den nächsten Triumph in den Playoffs gewartet. Mit Philippe Furrer kam die Erlösung. 2016 führte er Lugano gleich ins Playofffinale gegen den SC Bern und letzte Saison immerhin im Viertelfinale zum Triumph über die ZSC Lions, die Sieger der Qualifikation. Philippe Furrer erzielt nicht nur auf dem Eis Wirkung. Er verändert durch seine Besonnenheit, seine Professionalität und als Integrationsfigur auch die Chemie jeder Mannschaft.
Philippe Furrer wäre nach Jonas Hiller der zweite «Kaisertransfer» von Sportchef Martin Steinegger. Die Frage geht deshalb an Philippe Furrer: Ist ein Wechsel nach Biel überhaupt denkbar? Er verwirft die Hände. «Ach, muss so eine Frage jetzt schon sein? Die Saison hat ja noch kaum begonnen.» Ja, diese Frage muss sein. Schliesslich läuft der Vertrag mit Lugano aus und er hat in der Nähe von Murten ein Haus erworben.
Murten ist der perfekte Wohnort für einen Hockeyprofi. Von hier aus sind es bis Biel 40 Kilometer und 39 Minuten Fahrzeit. Nach Lausanne 82 Kilometer und 55 Minuten. Nach Bern 29 Kilometer und 30 Minuten. Nach Fribourg 16 Kilometer und 23 Minuten. Nach Langnau 64 Kilometer und 55 Minuten. Fünf NLA-Teams im Radius von einer Stunde. Kein Schelm, wer da Transfer-Spekulationen anstellt.
Eine Rückkehr zu seinem Stammclub SCB nach Bern, wo er 2004, 2010 und 2013 Meister war, ist wohl kein Thema. In Lausanne wäre wahrscheinlich am meisten Geld zu holen – aber wohin geht dort mit unberechenbaren ausländischen Investoren die Reise? Bei Gottéron ginge es auch mit Philippe Furrer defensiv und auch sonst drunter und drüber. Eigentlich bleibt nur Biel. Ein Hockeyunternehmen mit dem sportlichen und wirtschaftlichen und infrastrukturellen Potenzial für künftige Meistertitel.
Philippe Furrer mag auf diese Spekulationen nicht eingehen und sagt: «Ich habe noch nicht einmal entschieden ob ich in Lugano bleiben will oder nicht.» Denkt nach, lacht wie ein Lausbub und fragt: «Und was würden Sie mir empfehlen?».
Nun, die Antwort des Chronisten geht so: Titel braucht er nicht mehr. Davon hat er schon genug. Eigentlich zählt jetzt das Abenteuer. «So, und wo wäre das?» In Langnau. Er sagt: «Neiiiin. Dorthin wechsle ich höchstens mal als Verwaltungsrat.» Also bleibt im Falle einer Rückkehr in die Deutschschweiz nur eine Destination: Biel.
Der Chronist wettet auf einen Umzug nach Murten und einen Transfer nach Biel. Die Wette kann nur noch ein unmoralisches finanzielles Angebot von Luganos Sportchef Roland Habisreutinger zu einer Vertragsverlängerung verderben.