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Die beinahe vergessenen Folgen der Klotener Wirren: Lüthi und Zahner können aufatmen

Marc Lüthi (l.) und Peter Zahner (r.) bleiben in der Deutschschweiz weiterhin unantastbar.
Marc Lüthi (l.) und Peter Zahner (r.) bleiben in der Deutschschweiz weiterhin unantastbar.
Bild: Urs Lindt/freshfocus
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Die beinahe vergessenen Folgen der Klotener Wirren: Lüthi und Zahner können aufatmen

Die Klotener Wirren haben weitreichende Folgen: Chris McSorley, der «Jesus Christus des welschen Hockeys» kann die Deutschschweiz nicht missionieren.
02.05.2016, 06:2002.05.2016, 09:43
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Das Sportbusiness lebt davon, dass das Publikum glaubt, es gehe alles mit rechten Dingen zu und her. Nichts wäre für das Image des Sportes schlimmer als der Eindruck, es werde gemischelt und gemauschelt. Sport ist wahr und klar. Es geht um den Wettstreit auf dem Eis oder dem Rasen und es gibt, anders als in der Politik, keine Interessenskonflikte. Kein «Geben und Nehmen». Die Wahrheit ist immer auf dem Eis oder dem Rasen für alle sichtbar und eine andere Wahrheit gibt es nicht.

Nirgendwo floriert das Sportbusiness besser als in Nordamerika. Und nirgendwo sonst wird so sorgfältig darauf geachtet, dass es keine von aussen wahrnehmbaren Interessenskonflikte gibt. Daheim halten sich die Nordamerikaner an die Verhaltensregeln. Aber im Ausland ist das schon eine andere Sache.

Chris McSorley: In Genf als «Jésus Chris» gewürdigt.
Chris McSorley: In Genf als «Jésus Chris» gewürdigt.Bild: Patrick Straub/freshfocus

Chris McSorley ist in Genf Mitbesitzer, Manager, Sportchef und Trainer eines Hockeyunternehmens. Er hat in einer Stadt, die mit Sport nichts anfangen kann, das bestfunktionierende Sportunternehmen der Westschweiz aufgebaut. Dafür hat ihn die einflussreiche «Tribune de Genève» soeben als «Jésus Chris» gewürdigt. Es ist das erste Mal in der Geschichte unseres Sportes, dass ein Manager und Trainer mit Jesus Christus verglichen worden ist.

Die Jungs von der «Tribune de Genève» ahnen wahrscheinlich gar nicht, wie treffend dieser Vergleich ist: Chris McSorley ist nämlich auch auf eine schier unfassbare Art und Weise selbstlos. Er hilft anderen Klubs. Ja, er sagt: «Wenn jemand in Schwierigkeiten ist und wir helfen können, dann tun wir es. Und wir hoffen, dass uns andere auch helfen würden.»

Lausanne, Ajoie und Kloten geholfen

Chris McSorley sagt, man habe Lausanne geholfen, ein konkurrenzfähiger NLA-Klub zu werden, er habe Ajoie Spieler überlassen (Ajoie ist NLB-Meister geworden) und er habe für Kloten den Kontakt von Philippe Gaydoul zu den neuen nordamerikanischen Besitzern vermittelt.

McSorley habe Gaydoul den Kontakt zu den ehemaligen nordamerikanischen Besitzern gegeben.
McSorley habe Gaydoul den Kontakt zu den ehemaligen nordamerikanischen Besitzern gegeben.
Bild: KEYSTONE

Mit allem, was seither in Kloten gelaufen sei, habe er rein gar nichts zu tun. Und fragt: «Was kann falsch sein, wenn ich jemanden eine Telefonnummer oder eine E-Mail-Adresse gebe?» Ja, da kann wahrlich nichts falsch sein. Anderen helfen, nichts für sich in Anspruch nehmen und in Demut und Selbstlosigkeit seinem Tageswerk nachgehen und sich darum sorgen, dass es anderen auch gut geht: Chris McSorley ist sozusagen der Franz von Assisi unseres Hockeygeschäftes. Oder?

Es gibt noch eine andere ganz leicht andere Sicht der Dinge. Wenn der Besitzer, Manager, Trainer und Sportchef von Servette seine Finger bei der Renaissance von Lausanne im Spiel hat, wenn er bei der Rettung von Kloten eine Vermittlerrolle übernimmt – dann entstehen Abhängigkeiten, die in einer funktionierenden Liga eigentlich nicht geduldet werden dürften. Aber die ganze Sache ist nach unserem Recht und Gesetz nicht illegal.

Chris McSorley: Der Wolf im Schafspelz

Was da allerdings im Schafspelz des selbstlosen Engagements zum Wohle der Liga daherkommt, ist ein Wolf, der knallhart ein mafiöses Netz spinnt (ich tue Dir einen Gefallen, jetzt tust Du mir einen Gefallen) und seine Machtposition innerhalb der Liga auszubauen versucht.

Er gibt sich als netter Samariter, aber er will nur eines: Macht.
Er gibt sich als netter Samariter, aber er will nur eines: Macht.Bild: KEYSTONE

Der Nutzen kann enorm sein. Hohe Einzahlungen auf das «Gefallentun-Konto», wo man bei Bedarf mal was abheben kann und politischen Einfluss bei der Besetzung der wichtigen Ämter in der Liga. Das Risiko ist gleich null: geht ein vermitteltes Geschäft hinten hinaus wie das Engagement von Chris McSorleys nordamerikanischen Freunden in Kloten, dann bezahlt nicht Chris McSorley die Rechnung. Andere rennen dann wochenlang herum, um diese Rechnung zu bezahlen.

Das Glück von Lüthi und Zahner

Was könnte ein so charismatischer, schlauer Machiavellist wie Chris McSorley erreichen, wenn er eine Machtbasis in der Deutschschweiz hätte! Wenn er in der Rolle von Marc Lüthi oder Peter Zahner die Fäden ziehen könnte! Wenn er der deutschen Sprache mächtig wäre! Dann wäre der Kanadier der mächtigste Mann unseres Hockeys. Aber er steckt in der Hockeyprovinz Genf fest.

Nein, in die Deutschschweiz führt der Weg von Chris McSorley nicht.
Nein, in die Deutschschweiz führt der Weg von Chris McSorley nicht.
Bild: KEYSTONE

Die Welschen haben in unserem Hockey keine politische Macht und seit 1973 warten sie auf einen Meistertitel. Es bleibt ihnen nur das ohnmächtige Verbreiten von Verschwörungstheorien. Zwar hat Chris McSorley seine kanadischen Freunde inzwischen in Lausanne installiert – aber das wird ihm wenig helfen, und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Kanadier irgendwann feststellen, dass Lausanne womöglich noch teurer wird als Kloten.

Mit dem Scheitern der kanadischen Investoren in Kloten ist auch Chris McSorleys Versuch gescheitert, eine Machtbasis in der Deutschschweiz aufzubauen. Der «Jesus Christus» des welschen Hockeys kann die Deutschschweiz nicht missionieren. Das sind die wichtigsten und beinahe vergessenen Folgen der neusten Klotener Wirren. Marc Lüthi und Peter Zahner, die grossen Klubgeneräle aus Bern und Zürich, diese wahren Machiavellisten unseres Hockeys, können aufatmen.

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